Schwerin. Ein mehr als schwieriges Schuljahr geht zu Ende. Die meisten Schüler, Eltern und Lehrer sind sich einig: Im nächsten Schuljahr kann es nur besser werden. Nötig seien allerdings bestimmte Rahmenbedingungen, fordert die Gewerkschaft.

Zum Ende des Schuljahres haben Schüler, Eltern und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ihre Sorge über die aktuelle Situation an den Schulen und in den Familien ausgedrückt. Umfragen unter rund 2000 Schülern, 3500 Eltern und 400 Pädagogen hätten große Lernlücken, einen enormen psychischen Druck und eine hohe Arbeitsbelastung aller Beteiligten deutlich gemacht, sagte der GEW-Landesvorsitzende Maik Walm am Mittwoch.

Für das kommende Schuljahr müssten deshalb mehr Lehrkräfte an die Schulen und es müssten kleinere Klassen gebildet werden. Darüber hinaus seien eine bessere technische Ausstattung, die Überarbeitung der Rahmenpläne und mehr individuelle Förderung im Unterricht nötig.

Anton Fischer, Chef des Landesschülerrates, machte auf die psychischen Folgen der Schulschließungen aufmerksam. In der Umfrage hätten 63 Prozent der Schüler gesagt, dass sie unmotiviert seien. Knapp 50 Prozent fühlten sich gestresst, knapp 40 Prozent müde, 30 Prozent alleine gelassen.

Bereits im Januar habe der Landesschülerrat die Politik aufgefordert, den geistigen Zustand der Schüler nicht weiter zu strapazieren. "Leider ist so gut wie gar nichts passiert", sagte Fischer. Dabei wäre es aus Schülersicht durchaus möglich gewesen, wenigstens sechs Unterrichtseinheiten in der Woche für jeden Schüler zu ermöglichen. "Man hat Angst gehabt, falsche Entscheidungen zu treffen." Es sei zu erwarten, dass die Auswirkungen sich über Jahre immer weiter zeigen und zu erheblichen Folgen für die Schüler führen werden.

Aus Sicht der Lehrer erfüllen nahezu 90 Prozent der Schüler nicht beziehungsweise nur teilweise die schulischen Anforderungen, sagte Walm. Mehr als 70 Prozent der Pädagogen hätten in den vergangenen Monaten Mehrarbeit leisten müssen. "Alle in der Schule zahlen gemeinsam den Preis für unzureichende personelle, technische, inhaltliche und organisatorische Rahmenbedingungen."

Der Vorsitzende des Landeselternrates, Kay Czerwinski, bezeichnete die Situation in den Familien als angespannt und kritisch. Über alle Schularten hinweg bezeichneten 73 Prozent der Eltern die Schulschließungen als belastend bis sehr belastend. Es gebe keine Sicherheit, dass die aktuellen Entscheidungen der Landesregierung auch noch im kommenden Schuljahr Geltung haben werden. Rund die Hälfte der Eltern wünschte sich die Anpassung der Rahmenpläne und eine Konzentration auf die Kernfächer.

Ein Weg dahin könnte sein, Lehrern in Teilzeit den Weg zur Vollbeschäftigung schmackhaft zu machen, sagte Czerwinski. Auch müsste die Zuweisung der Sollstunden auf 113 Prozent angehoben werden. "Lehrer sind Menschen und die sind auch krank." Aktuell würden die Sollstunden unter 100 Prozent geplant. Um das zu ändern, müsse von den politisch Verantwortlichen im Land Geld in die Hand genommen werden, damit das Ministerium seine Aufgabe vernünftig erledigen kann.

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