Schwerin. Eine grausame Tat erschüttert zu Jahresbeginn das beschauliche Friedrichsmoor mitten im Wald in der Nähe von Ludwigslust. Eine Seniorin wird erstochen. Jetzt hat der Prozess begonnen.

Wegen des brutalen Mordes an einer 66-Jährigen muss sich ein 25-Jähriger seit Montag vor dem Landgericht Schwerin verantworten, wegen unterlassener Hilfeleistung für das Opfer ein 21-Jähriger. Die beiden stehen zudem wegen Raubes vor Gericht. Dem Älteren warf die Staatsanwaltschaft zum Prozessbeginn vor, am 9. Januar in Friedrichsmoor (Landkreis Ludwigslust-Parchim) die Nachbarin aus Habgier ermordet zu haben. Der jüngere Angeklagte ist unter anderem angeklagt, weil er die Tat seines Komplizen zumindest zum Teil beobachtet haben soll.

Laut den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wollte der 25-Jährige die Nachbarin zur Rede stellen, da er vermutete, sie habe vier Tage zuvor wegen eines Vorfalls in dem Mehrfamilienhaus die Polizei alarmiert. Am Abend der Tat soll er zunächst die Wohnungstür der 66-Jährigen eingetreten haben. Nach einem Wortgefecht habe er dann auf die Frau mit einem Messer mit 20 Zentimeter langer Klinge eingestochen und später auf sie eingetreten.

Gemeinsam flohen die beiden Deutschen der Anklage zufolge anschließend mit dem Auto der Getöteten und etwas Bargeld sowie Lebensmitteln der Frau. Etwa eine Stunde zuvor sollen die vorbestraften Angeklagten bereits einen weiteren Nachbarn bedroht und beraubt haben.

Der 25-jährige Angeklagte wollte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern. Der 21-Jährige betonte in einer mehrstündigen Vernehmung, es sei ihm und seinem Freund nur darum gegangen, herauszufinden, wer von den Nachbarn vier Tage zuvor die Polizei geholt hatte, nicht aber um den Raub irgendwelcher Wertgegenstände. Obwohl sein Komplize beim "Besuch" des ersten Nachbarn anfangs recht bedrohlich aufgetreten sei, habe man am Ende gemeinsam Zigaretten geraucht. Später habe er erfolglos versucht, den 25-Jährigen davon abzuhalten, die 66-jährige Nachbarin aufzusuchen. Das Messer will er erst wahrgenommen haben, als der andere Angeklagte zum ersten Mal zustach.

Die beiden Angeklagten flohen nach Schwerin zu Bekannten. Dort wurden sie kurz darauf festgenommen. Das Gericht hat zwölf weitere Verhandlungstage für den Prozess angesetzt. Er wird am Mittwoch fortgesetzt.

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