Schwerin. Ein großes Öffnungspaket hat die Landesregierung MV am Dienstagabend ausgepackt. Für alle ist bis Mitte Juni etwas dabei: Schulen, Kitas, Gaststätten, Hotels und Einzelhandel - und auch die Kultur. Und doch sind nicht alle rundum zufrieden.

Angesichts sinkender Corona-Infektionszahlen in Mecklenburg-Vorpommern und positiver Prognosen hat die Landesregierung am Dienstag ein umfangreiches Lockerungsprogramm beschlossen. Am kommenden Montag öffnen zunächst die Kitas und Schulen, wie Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) nach der Kabinettssitzung am Abend bekanntgab. Die Innen- und Außengastronomie folgt am Pfingstsonntag. Am Dienstag nach Pfingsten öffnen dann der Einzelhandel, die körpernahen Dienstleistungen sowie die Fahrschulen. Vom 7. Juni an können Einheimische wieder in Mecklenburg-Vorpommern Urlaub machen, vom 14. Juni an auch Gäste aus anderen Bundesländern.

Im Landkreis Vorpommern-Rügen, wo die Sieben-Tage-Inzidenz bereits seit mehreren Tagen unter 50 liegt, öffnet der Einzelhandel schon an diesem Freitag, wie Landrat Stefan Kerth (SPD) ankündigte.

Wer in die Schule geht, muss sich künftig zweimal pro Woche testen. Präsenzunterricht für alle gibt es zunächst von Klasse eins bis sechs und in den Klassen, die im kommenden Jahr ihren Abschluss machen. Für die anderen gibt es zunächst Wechselunterricht. Viel Zeit bleibt allerdings nicht mehr bis zu den Sommerferien, der letzte Schultag ist der 18. Juni. Laut Bundesinfektionsschutzgesetz müssen Kitas und Schulen schließen, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt bei mehr als 165 liegt. Das ist derzeit in keiner Region Mecklenburg-Vorpommerns der Fall.

Die Öffnungen im Tourismus waren mit zunehmender Vehemenz von der Branche gefordert worden, die zu den wirtschaftlichen Standbeinen des Landes gehört. Schwesig sagte, die Termine seien später als sich das viele wünschen, doch sie erschienen sicher. Vom 7. Juni an dürfen auch alle Zweitwohnungsbesitzer und Dauercamper wieder nach MV kommen. Zuletzt hatte die Landesregierung für Irritationen gesorgt, als sie seit 1. Mai nur vollständig geimpften Zweitwohnungsbesitzern und Tagestouristen die Einreise erlaubt hatte. Für den Tagestourismus wurde am Dienstag noch keine neue Festlegung getroffen.

Die Urlaubsbranche reagierte verhalten auf die Entscheidung der Landesregierung, den Übernachtungstourismus in Mecklenburg-Vorpommern in zwei Schritten bis zum 14. Juni zu öffnen. Die Branchenkonzepte sahen frühere Termine vor, wie Geschäftsführer Tobias Woitendorf einräumte. "Aber wir haben endlich konkrete Daten und damit Verbindlichkeit für das Einstellen und Zurückholen von Personal, die Organisation des Betriebs sowie die Umsetzung von Hygienekonzepten."

Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) hob hervor, dass es keine Begrenzung für die Belegung der Hotels wie vor einem Jahr gebe. Damals durften zum Beginn nur 60 Prozent der Betten vermietet werden. Urlauber müssen sich jetzt aber zweimal pro Woche testen. Im Einzelhandel und in der Außengastronomie wiederum sollen keine Tests mehr nötig sein.

Die Gäste könnten jetzt mit hoher Sicherheit für den Sommer buchen, so Woitendorf. "Das Land kann sich dem Wettbewerb stellen." Im Nachbarland Schleswig-Holstein wird der Tourismus bereits am kommenden Montag weit geöffnet, zuvor gab es schon Modellprojekte. Dort war die Inzidenz mit 49 am Dienstag aber auch deutlich niedriger als in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Wert von 77,7.

Vom 7. Juni an soll es auch erste Öffnungsschritte in den Bereichen Kultur, Freizeit und Sport - genannt sind da Vereinssport und Fitnessstudios - mit Test geben. "Weitere Auflagen sind im Detail festzulegen", heißt es dazu in einer gemeinsamen Erklärung von Landesregierung, Kommunen und weiteren Partnern.

Vom 10. Juni an können vier größere Klassik-Open Airs starten, wenn die Inzidenz in der Region unter 100 liegt. Das sind die Schlossfestspiele Schwerin, die Schlossgartenfestspiele Neustrelitz, die Klassiknacht im Rostocker Zoo und das Kinder- und Familienfest der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern im Schlosspark Hasenwinkel (Nordwestmecklenburg).

Der Bio-Informatiker Lars Kaderali von der Universität Greifswald sagte, die Infektionszahlen in MV dürften weiter sinken. Der R-Wert, der angibt, wie viele Menschen von einem Infizierten im Schnitt angesteckt werden, liege im Nordosten derzeit bei 0,83. Dies sei der niedrigste Wert in einem Flächenland bundesweit. "Das heißt, die Inzidenzen werden weiter rückläufig sein", sagte Kaderali. Auch das Impfen werde dazu beitragen. In den vergangenen drei Wochen habe sich die Inzidenz aufgrund des strengen Shutdowns bereits halbiert.

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