Schwerin. Mehrere Landräte in Mecklenburg-Vorpommern haben vorzeitig eine Corona-Impfung erhalten. Daran übt etwa die Linksfraktion Kritik.

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat die vorzeitigen Corona-Impfungen einzelner Amtsträger in Mecklenburg-Vorpommern kritisiert. "Wir haben für das Impfen ganz klare Prioritäten, weil der Impfstoff knapp ist und die erste Priorität haben die Menschen über 80 und daran sollten sich auch alle halten", sagte Schwesig am Mittwochabend in Schwerin.

Eine Corona-Impfung hat bislang zum Beispiel der Landrat von Vorpommern-Rügen, Stefan Kerth (47), bekommen. Es seien bei einem Besuch eines Impfzentrums am Abend Dosen übrig gewesen, hatte er gesagt. Auch der Landrat des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte, Heiko Kärger (CDU), ist bereits gegen Corona geimpft. Der 60-Jährige wurde aufgrund seiner Vorerkrankungen als Risikopatient geführt.

Der Vize-Landrat des Landkreises Rostock, Stephan Meyer, sagte, seine vorzeitige Impfung sei so zustande gekommen: Bei seinem Besuch am 14. Januar im Impfzentrum am Flughafen Rostock-Laage habe ihm der Impfarzt gesagt, dass eine Dosis übrig sei, die sonst weggeworfen werden müsse. "Es gab keine Zeit nachzusteuern, und bevor die Dosis weggeschmissen wird, habe ich den Arm hingehalten", sagte Meyer der Deutschen Presse-Agentur. Meyer zeigte sich überzeugt, dass er sich ebenso Vorwürfe hätte anhören müssen, wenn die Impfdosis damals weggeworfen worden wäre.

Meyer betonte, dass bei der Lagerdauer inzwischen sehr viel flexibler mit den aufgezogenen Impfdosen umgegangen werden könne. Bei mehr als 8000 Impfungen seien seit Impfbeginn bislang acht Verwaltungsmitarbeiter inklusive ihm außerhalb der Reihe geimpft worden - immer nur, um Dosen nicht verfallen zu lassen.

Die Linksfraktion hatte das Vorgehen bereits zuvor kritisiert. Ein solches Verhalten sei unsolidarisch, sagte die Fraktionsvorsitzende der Oppositionsfraktion, Simone Oldenburg, am Mittwoch. Das Argument, man habe lediglich verhindern wollen, dass Impfstoff vernichtet werden müsse, ließ sie nicht gelten. "Es muss doch endlich eine Möglichkeit gefunden werden, Impfstoff, der am Ende des Tages in einem Impfzentrum übrig ist, Menschen zu verabreichen, die wesentlich dringender auf den Infektionsschutz angewiesen sind", so Oldenburg. Das seien etwa Alte und Vorerkrankte, Kassiererinnen oder Lehrer. "Sie sind nicht schwer zu finden und zu erreichen."

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