Bremen.

Die Bremer Landespolitik setzt auf einen Erhalt der von Schließung bedrohten Lloyd-Werft in Bremerhaven. Dazu müsse die Traditionswerft aus dem Verbund mit den MV-Werften an der Ostsee und dem internationalen Genting-Konzern herausgelöst werden, sagten Redner aller Fraktionen am Mittwoch in der Bremischen Bürgerschaft.

"Ein Verkauf ist die beste Lösung", sagte Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linkspartei). Es gebe mehrere Interessenten, aber: "Mein Favorit ist ganz klar hier in der Region verortet." Die auf Schiff- und Stahlbau spezialisierte Rönner-Gruppe aus Bremerhaven hat Interesse an der Lloyd-Werft bekundet. Es gehe um die Arbeitsplätze von etwa 300 Festangestellten und 40 Auszubildenden, wie der SPD-Abgeordnete Jörg Zager sagte.

Die 1857 gegründete Werft soll zum Jahresende schließen, weil Aufträge fehlen. Als letzter Neubau soll eine fast fertige Megajacht mit Projektnamen "Solaris" abgeliefert werden. Um die Werft zu erhalten, ist vor allem die Bundesregierung Ansprechpartner für Bremen. Der Bund, die kriselnden MV-Werften und Genting verhandeln über Hilfen aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF).

Dieser soll große Firmen in der Corona-Krise unterstützen. Er habe aber einen "entscheidenden Webfehler", sagte Vogt: Er knüpfe die Mittel nicht an industriepolitische Vorgaben wie den Erhalt von Jobs oder Nachhaltigkeit. Der Linken-Abgeordnete Nelson Janßen forderte, ein Verkauf der Lloyd-Werft müsse Bedingung für Hilfen sein.

Der aus Malaysia stammende Mischkonzern Genting übernahm 2016 die Lloyd-Werft, um sich europäisches Knowhow im Bau von Kreuzfahrtschiffen zu sichern. Allerdings gingen diese Aufträge an die später übernommenen Werften in Wismar, Rostock und Stralsund, zusammengefasst zu MV-Werften. Bremerhaven blieb Reparaturwerft.

Der Kaufpreis für die Lloyd-Werft betrug damals 34 Millionen Euro. Soviel ist Rönner nicht bereit zu bezahlen. "Damals schrieb die Werft schwarze Zahlen", sagte Unternehmenschef Thorsten Rönner der "Nordsee-Zeitung". Im Auftragsbuch stand die "Solaris". Nun sehe es anders aus: "Die Werft schreibt Verluste, sie hat keine Aufträge, und wir haben Corona", sagte Rönner.

Möglich ist, dass Bremen für eine Rettung der Werft auch eigenes Geld in die Hand nehmen muss. "Sollte für den Erhalt eine Landesbürgschaft notwendig sein, wird die CDU-Fraktion das unterstützen", sagte der Abgeordnete Thorsten Raschen. Eine Zukunft für die Lloyd-Werft sahen die Parlamentarier vor allem bei Reparatur und Umbau, zum Beispiel bei der Verlängerung von Schiffen.

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