Schwerin.

Bedürftige Familien können nicht mit finanziellen Ersatzleitungen rechnen, wenn Kinder wegen Corona nicht am gemeinschaftlichen Mittagessen in Kita oder Schule teilnehmen können. Eine direkte Mittelauszahlung sehe das Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes nicht vor, erklärte Verkehrsminister Christian Pegel am Donnerstag in Vertretung von Sozialministerin Stefanie Drese (beide SPD) im Landtag in Schwerin. Zudem hätten Kreise und Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern für Lockdown-Phasen Abholmöglichkeiten für das Mittagessen geschaffen oder auch Lieferdienst-Angebote. Von diesen Möglichkeiten hätten betroffene Familien während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 aber kaum Gebrauch gemacht, sagte Pegel.

Nach den Worten der Linken-Landtagsabgeordneten Jacqueline Bernhardt hat die Corona-Pandemie die Notlage bedürftiger Familien noch verstärkt. Durch Kurzarbeit sei das Einkommen vielfach weiter geschmälert worden und durch die Aufhebung der Präsenzpflicht an Schulen würden Kinder nicht mehr am gemeinsamen Mittagessen teilnehmen. "Die Teilhabeleistungen gehen an den Familien vorbei", beklagte Bernhardt. Mit 80 Euro je Monat und Kind bezifferte sie den Verlust, der entstehe, wenn bedürftige Kinder nicht an dem für sie staatlich finanzierten Gemeinschaftsessen teilnehmen. Ein Antrag der Linksfraktion, mit dem die Landesregierung aufgefordert wurde, sich auf Bundesebene für Direktzahlungen an anspruchsberechtigte Familien bei Kita- oder Schulschließungen einzusetzen, fand keine Mehrheit.

Laut Sozialministerium standen 2019 im Nordosten 16,5 Millionen Euro aus dem Teilhabe-Paket des Bundes für Kinder bedürftiger Familien bereit. Mit dem Geld soll sichergestellt werden, dass auch diese Kinder regelmäßig essen, in Sportvereinen trainieren, an Klassenfahrten teilnehmen, ihren Schulbedarf decken oder Nachhilfe nehmen können. Etwa die Hälfte dieser Mittel wurde verwendet, um Schul- und Kita-Mittagessen zu finanzieren.

Die Forderung der Linken, den staatlichen Zuschuss zum Mittagessen in der Corona-Pandemie an sozial benachteiligten Familien direkt auszuzahlen, war kürzlich auch von Hilfsorganisationen erhoben worden. Dazu gehörten der Landesjugendring und die Deutsche Kinderhilfe.

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