Berlin/Schwerin. Immer mehr Menschen sind auf Pflege angewiesen und ziehen im Alter in ein Heim. Die Betreuung dort wird immer teurer. Der Ruf nach Reformen wird lauter.

Pflegebedürftige in Mecklenburg-Vorpommern müssen für Heimplätze immer tiefer in die eigene Tasche greifen. Nach Berechnungen des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) lag der monatliche Eigenanteil an den Heimkosten zu Jahresbeginn im Nordosten bei durchschnittlich 1622 Euro. Das waren 180 Euro mehr als ein Jahr davor. Damit beschleunigte sich die Kostensteigerung. Anfang 2020 hatte die Belastung für Betroffene und ihre Angehörigen um 74 Euro höher gelegen als ein Jahr zuvor.

Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste nannte gestiegene Gehälter für die Beschäftigten als Hauptgrund für die höheren Zuzahlungen. Dabei sei es keine Überraschung, dass die Steigerungen in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich ausfielen, erklärte Verbandspräsident Bernd Meurer. Während in Bundesländern wie Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland oder Nordrhein-Westfalen bereits bisher höhere Personalkosten anerkannt worden seien, zeige sich ein Nachholbedarf unter anderem in Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen.

Trotz des neuerlichen Kostenzuwachses gelten im Ländervergleich Heimplätze in Mecklenburg-Vorpommern noch als erschwinglich. Im Bundesdurchschnitt beträgt die monatliche Zuzahlung je Pflegeplatz 2068 Euro. Am teuersten sind Heimplätze in Nordrhein-Westfalen mit durchschnittlich 2460 Euro im Monat, die als Eigenanteil eingefordert werden. Die niedrigsten Zuzahlungen werden mit durchschnittlich 1465 Euro in Sachsen-Anhalt verlangt. In den Summen sind die Eigenanteile für Pflege und Betreuung, Unterkunft, Verpflegung, Investitionen der Heimbetreiber und eine Ausbildungsumlage enthalten.

Die Linke im Schweriner Landtag fordert seit Jahren eine Senkung der Eigenanteile und einen grundlegenden Umbau der Finanzierung. Für die Landtagssitzung am Donnerstag hat sie erneut einen Antrag eingebracht, der auf eine Deckelung der Zuschüsse zielt.

Fraktionschefin Simone Oldenburg verwies darauf, dass die Durchschnittsrente in Mecklenburg-Vorpommern bei etwa 1200 Euro im Monat liege und für Pflegebedürftige so vielfach nichts übrig bleibe. "Obwohl man ein Leben lang gearbeitet hat, bleibt am Ende nichts mehr übrig für kleine Extras, die das Leben ja auch ausmachen", sagte sie.

Die Linke plädiert dafür, dass das Land die Investitionskosten vollständig übernimmt. Allein damit würden die Zuzahlungen der Heimbewohner um etwa ein Drittel sinken, sagte Oldenburg. Ziel müsse aber sein, die Heimkosten über eine Pflegevollversicherung zu finanzieren. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) strebt mit einer Pflegereform eine Deckelung der Eigenanteile auf 700 Euro für längstens 36 Monate an.

Den Angaben zufolge leben in Mecklenburg-Vorpommern etwa 20 000 Menschen in Pflegeheimen.

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