Schwerin. Die Bio-Landwirtschaft legt langsam zu. Die Umweltorganisation BUND fordert mehr Verpachtungen an Öko-Bauern. Im Blick haben die Umweltschützer dabei neben dem Land auch die Kirchen und Kommunen.

Die Biolandwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern hat in den vergangenen Jahren weiter zugenommen. Der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche im Nordosten wuchs in den Jahren 2016 bis 2020 von neun auf zwölf Prozent, wie das Statistische Landesamt am Montag in Schwerin nach einer Hochrechnung auf Grundlage der jüngsten Landwirtschaftszählung vom März 2020 bekanntgab. Demnach werden derzeit 159 000 Hektar von gut 900 Betrieben in MV biologisch bewirtschaftet. Bundesweit lag der Öko-Anteil an der Agrarfläche Deutschlands 2019 bei 9,7 Prozent. Das Ziel der Bundesregierung sind 20 Prozent bis 2030.

Die Umweltorganisation BUND zeigte sich erfreut über das Wachstum. "In der Vergangenheit haben viele Bauern gesagt, wir stellen nicht von Konventionell auf Öko um, weil wir keinen Markt sehen", sagte der Agrarexperte des BUND im Nordosten, Burkhard Roloff. "Das ist jetzt umgekehrt. Wir haben bei fast allen Bio-Agrarprodukten, die in Mecklenburg-Vorpommern erzeugt werden, einen Nachfragemarkt." So sei auch bei Milch die Nachfrage größer als das Angebot aus Deutschland. Die Biomilch-Importe etwa aus Dänemark und Österreich lägen bei 30 Prozent.

Das Öko-Wachstum könnte nach Roloffs Einschätzung schneller gehen, wenn die großen Verpächter Bio-Landwirte bei Neuverpachtungen bevorzugen würden. Neben dem Land stünden da vor allem auch die Kirchen und Kommunen in der Verantwortung, sagte er.

In der Tierhaltung ist der Öko-Anteil in Mecklenburg-Vorpommern in Teilbereichen gewachsen. Dem Amt zufolge wurden im März 2020 rund 74 400 Rinder in Bio-Haltungen gezählt, etwa 1000 mehr als 2016. Dem Statistikamt zufolge stehen 15 Prozent aller Rinder in MV bei Öko-Bauern. Mit knapp 1,4 Millionen Bio-Hühnern liege der Anteil ebenfalls bei 15 Prozent. Deutlich geringer ist er demnach mit 3,3 Prozent bei Schweinen.

Roloff erklärte, die Preise bei Schweinefleisch entwickelten sich im konventionellen und im Bio-Bereich parallel. "Und der konventionelle Markt ist kaputt." Sinke der Preis für konventionelles Schweinefleisch, sinke er leider auch bei Bio. Das sei in anderen Bereichen nicht so. Roloff forderte eine Kopfprämie für Bio-Tierhaltung auf Grünland, um die Entwicklung weiter voranzubringen. Roloff hält außerdem mehr Verarbeitung von Bio-Rohstoffen im Nordosten für nötig, um mehr Wertschöpfung zu erzielen. Auch wünsche er sich eine stärkere Öko-Nachfrage von Essensversorgern etwa für Kitas und Schulen.

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