Schwerin/Rostock. Ab Februar darf im Nordosten wieder gedüngt werden, aber erstmals nach der neuen Düngeverordnung. Was das bedeutet, haben Landesagrarminister Till Backhaus, Fachleute und Bauern am Mittwoch besprochen. Aus Berlin gibt es auch schon grünes Licht, sagte Backhaus.

Die umstrittene neue Düngeverordnung für Mecklenburg-Vorpommern ist aus Sicht der Berliner Bundesministerien rechtssicher. Das erklärte Landesagarminister Till Backhaus (SPD) am Mittwoch beim digitalen Boden- und Düngungstag der LMS Agrarberatung. "Die Bundesministerien für Umwelt und für Landwirtschaft geben uns Recht", sagte Backhaus in Schwerin. Der Bescheid über die Anerkennung der Verordnung von der EU aus Brüssel stehe noch aus. Mehr als 400 Teilnehmer waren bei der Internettagung zugeschaltet.

Der Minister warb erneut für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Bauern in einer "Allianz für sauberes Wasser". "Ohne Landwirtschaft hat dieses Land keine Zukunft", meinte Backhaus. Es gehe jetzt nicht mehr darum, wer am meisten einfahre, sondern es gehe um die beste Wasserqualität. Mit 559 Grundwassermessstellen habe der Nordosten inzwischen bereits eine höhere Dichte als gesetzlich vorgeschrieben. Experten berichteten, dass die Böden im Westen des Bundeslandes wegen der Beschaffenheit und Unterschiede beim Wetter deutlich mehr Nitrat abbauen können als im Ostteil.

Die Schweriner Landesregierung hatte Mitte Dezember trotz langen Bauern-Widerstands die Düngeverordnung beschlossen, mit der Grundwasser vor zu hohen Nitrateinträgen geschützt werden soll. Auf 13 Prozent Agrarfläche gelten nun schärfere Einschränkungen. In die Ermittlung der "roten Gebiete", die sich vor allem von Nordwestmecklenburg über Teile des Landkreises Kreise Rostock und der Seenplatte bis nach Rügen erstrecken, waren auch Tausende Dünge-Daten von Bauern eingeflossen. Zunächst hatten solche Einschränkungen sogar auf 18 Prozent der Agrarfläche gedroht.

In solchen "roten Gebieten", wo überhöhte Nitratwerte im ersten Grundwasserleiter gefunden worden waren, dürfen Bauern nur noch etwa 80 Prozent dessen düngen, was die Pflanzen eigentlich benötigen. Deshalb befürchten Landwirte Ernteeinbußen und damit finanzielle Probleme. "Das heißt aber auch, auf 87 Prozent ist die landwirtschaftliche Nutzfläche intakt", sagte Backhaus. Gedüngt werden darf wieder ab Februar. Das Trinkwasser ist nach Angaben des Ministeriums nicht gefährdet, es wird aus noch tieferen Grundwasserschichten gefördert.

Nach Einschätzung des Landesbauernverbandes war an einigen Messstellen bis zuletzt unklar, aus welcher Zeit die Belastungen mit Nitrat überhaupt herrühren. Der Verband kritisierte auch unterschiedliche Methoden der Umweltbehörden. So ist der belastete Anteil mit 14,5 Prozent der Agrarfläche in Sachsen ähnlich hoch. In Thüringen seien 6,4 Prozent, in Sachsen-Anhalt etwa 6 Prozent und in Brandenburg lediglich 1,8 Prozent der Agrarflächen als "rote Gebiete" ausgewiesen. Die Messstellen sollten weiter genauestens überprüft werden, was Backhaus auch zusicherte. Die Agrar- und Ernährungsbranche hat im Nordosten große Bedeutung.