Rostock. Die Pharmaindustrie hat wie andere Branchen auch große Teile der Produktion ins Ausland, insbesondere nach Asien verlegt. Die Corona-Krise hat deutlich gemacht, dass dies Risiken birgt.

Der scheidende Chefapotheker des Rostocker Südstadtklinikums, Hartmut Eggers, hat vor sich verschärfenden Versorgungsengpässen bei Arzneimitteln gewarnt. So mussten etwa bei einigen Krebsmedikamenten die Patienten mit Importen aus dem Ausland versorgt werden, wie Eggers der Deutschen Presse-Agentur sagte. Es bedürfe insgesamt eines immer größeren Aufwandes, die Versorgung der Patienten auf den Stationen zu gewährleisten.

Ein Grund dafür sei, dass in Europa immer weniger Arzneimittel produziert werden, sagte Eggers. "Die Grundstoffe vieler Arzneimittel werden fast ausschließlich in Asien hergestellt." Teilweise gebe es Monopole bei diesen Grundsubstanzen. Wenn einer der Hersteller ausfalle, entstehe sofort ein weltweiter Versorgungsengpass.

Es müsse versucht werden, die Produktion der Grundsubstanzen beziehungsweise der Medikamente selbst nach Europa zurückzubekommen. Dies hätte Vorteile bei der Planung sowie bei der Überprüfung und Durchsetzung der Qualität. "Dann würden europäische oder amerikanische Maßstäbe gelten." Die Gesellschaft stehe aber vor der Entscheidung, ob sie bei Arzneien wieder mehr Sicherheit bei Qualität und Quantität haben oder weiter auf billigere Produkte setzen möchte.

Wie die künftige Chefapothekerin der Südstadtklinik, Susanne Paschka, sagte, werde sie einen Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Digitalisierung in der Klinikapotheke legen. Im Rahmen des Krankenhaus-Zukunftsgesetzes stünden die Chancen auf eine Förderung gut. "Wir wollen das kurzfristig vorantreiben." Die Klinik-Apotheke versorgt mit 21 Mitarbeitern neben den Patienten im eigenen Haus fünf Reha-Kliniken mit insgesamt 1500 Betten.