Schwerin. An den Theatern in Mecklenburg-Vorpommern haben die Proben für die Weihnachtsmärchen begonnen. Die Aufführungen sind traditionell starke Publikumsmagneten. Die Bühnen hoffen, dass “Alice im Wunderland“, “Dornröschen“ und “Hänsel und Gretel“ gut durch Corona kommen.

Von Rapunzel bis Dornröschen, vom Kleinen Muck bis zur Weihnachtsgans Auguste: Die beliebtesten Charaktere der Märchenwelt sollen die kleinen Theaterbesucher in Mecklenburg-Vorpommern in den Wochen vor Weihnachten verzaubern, die Wartezeit auf das Fest verkürzen und in diesem Jahr auch eine kleine Flucht vor dem Corona-Alltag ermöglichen. Die Proben haben begonnen und die Bühnen haben ausgeklügelte Lauf-, Sitz- und Garderobenpläne ersonnen, um so vielen Kindern wie möglich den Besuch der Weihnachtsinszenierungen zu ermöglichen.

Dabei kommt ihnen zugute, dass ganze Grundschulen und bei den Größeren zwei aufeinanderfolgende Klassenstufen als eine Gruppe gelten und ohne Abstände zusammensitzen dürfen. Damit können zum Beispiel im Großen Haus des Mecklenburgischen Staatstheaters in Schwerin bis zu 400 Kinder in einer Vorstellung sein, während es normalerweise unter Corona-Bedingungen nur bis zu 176 sind, wie Staatstheater-Kommunikationschef Johannes Laubscher sagte. Die Nachfrage von Schulen und Kitas sei wie immer riesig, doch das Theater könne nicht wie sonst mehrere Vorstellungen nacheinander an einem Tag spielen. Nach jeder Aufführung müsse jetzt wegen der Corona-Gefahr gründlich gelüftet werden. Vielleicht werde man Karten für "Die unendliche Geschichte" nach dem Buch von Michael Ende verlosen müssen. Premiere ist am 25. November.

Das Rostocker Volkstheater bringt das Grimmsche Märchen "Rapunzel" auf die Bühne - ab dem 20. November. Außerdem hebe sich ab 29. November der Vorhang für "Der kleine Prinz" im Ateliertheater, sagte ein Sprecherin. Wenn verschiedene Schulen und Kitas zu einer Vorstellung kommen oder Klassenstufen, die nicht als eine Gruppe gelten, dann heiße es: "Eingang getrennt, Ausgang getrennt, Mäntelchen getrennt." Die Nachfrage sei groß.

Am Jungen Staatstheater in Parchim hingegen spürt man eine gewisse Zurückhaltung. Das einstige Landestheater, das seit 2016 zum Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin gehört und auf Kinder- und Jugendstücke spezialisiert ist, eröffnet traditionell die Weihnachtssaison an den Bühnen im Nordosten. Bereits am 1. November hebt sich der Premierenvorhang für das Grimmsche Märchen "Vom Fischer und seine Frau" in der Stadthalle Parchim. Die Sorge vor Corona sei zu spüren, sagte eine Sprecherin. Eben habe erst eine Kita abgesagt. Während in den letzten Jahren die Karten immer ganz schnell weg gewesen seien, gebe es jetzt für vier Schüler-Vorstellungen noch gar keine Buchungen.

Das Theater Vorpommern wiederholt seine Märchen-Inszenierungen vom Vorjahr, "Dr. Dolittle" und das musikalische Märchen "Hänsel und Gretel" von Engelbert Humperdinck. Auch die Theater- und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz (TOG) bringt ihre Weihnachtsinszenierungen vom Vorjahr nochmals auf die Bühne, und zwar am jeweils anderen Standort als 2019: Den "Satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch" nach Michael Ende in Neustrelitz und "Alice im Wunderland" nach Lewis Carroll in Neubrandenburg. Es gebe zahlreiche Termine am Vormittag für die Schulen, viele davon seien auch schon ausgebucht, sagte Sprecherin Wenke Frankiw. Außerdem bringt die TOG die Märchenoper "Dornröschen" von Humperdinck am 11. November zur Premiere. Dieses Stück gebe es aber nur in Familienvorstellungen und nicht für Schulklassen.

Die Vorpommersche Landesbühne Anklam bereitet nach Worten von Sprecherin Martina Krüger mit "Der Kleine Muck" (Premiere am 21. November in Zinnowitz) und "Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt" (Premiere am 29.11. in Barth) zwei neue Stücke zur Weihnachtszeit vor. Außerdem werde der Familien-Klassiker "Die Weihnachtsgans Auguste" von Peter Ensikat nach Friedrich Wolf wieder aufgenommen. Bereits im Spielplan sei das Grimmsche Märchen "Hase und Igel".

Damit hat die kleine Landesbühne vier Produktionen in der Vorweihnachtszeit speziell für sehr junges Publikum im Angebot. "Insgesamt stehen auf dem Spielplan November/Dezember zirka 60 Positionen für Kinder", sagte Krüger. Bislang gebe es etwa 2000 Anmeldungen - in den Vorjahren zählte man 8000 junge Besucher. Krüger hofft, dass das Virus keinen Strich durch die Rechnung macht. "Wir wissen natürlich nicht, wie sich die Corona-Situation entwickelt", sagte sie. Die Angebote stünden aber.