Torgelow. Wenige Wochen nach dem Insolvenzantrag hat die Landesregierung erneut die Gießerei Torgelow besucht. Die Firma mit 320 Beschäftigten gilt als industrielles Rückgrat der Region. MV-Regierungschefin Schwesig will dafür sorgen, dass es so bleibt.

Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig (SPD) hat der angeschlagenen Eisengießerei Torgelow GmbH (EGT) politische und finanzielle Unterstützung avisiert. Denkbar sei Geld aus dem Schutzfonds des Landes sowie die Förderung von Forschung und Entwicklung, erklärte die SPD-Politikerin am Freitag bei einem Besuch in der Firma. Zuvor hatte sie die EGT-Geschäftsführung gesprochen, einen kurzen Rundgang durch die staubigen Guss- und Schleifhallen absolviert und sich mit der Belegschaft in der Kantine getroffen.

"Die Leute hier sollen weiterarbeiten können", sagte Schwesig, die ihre diesjährige "Wirtschaftstour" damit begann. "Ich habe nie vergessen, wie es sich anfühlt, wenn der Vater nach Hause kommt und der Betrieb pleite ist", sagte die Politikerin, das habe sie nach der Wende in ihrer Familie erlebt.

Die Gießerei hatte Mitte Juli Insolvenz in Eigenregie beantragt, unter anderem im Zusammenhang mit sich verzögernden Aufträgen infolge der Corona-Krise. "Wichtige Ansprechpartner, wie in den USA und in Großbritannien waren monatelang nicht erreichbar", erläuterte Gießerei-Geschäftsführer Peter Krumhoff das Problem. EGT gießt riesige Windkraftgussteile und unter anderem große Gehäuse von Schiffsmotoren, will sich aber weniger abhängig von diesen Branche machen und forscht an anderen Guss-Produkten.

Die Branche leidet zudem unter Konkurrenz aus China, wo "es Staatsdoping bei Gießereien gibt", wie Krumhoff sagte. Firmen im Nordosten leiden nach seiner Einschätzung auch unter den in MV sehr hohen Netzentgelten beim Strom, die wiederum hohe Strompreise zur Folge haben. Das sei im Ausland gar kein Thema und in anderen deutschen Bundesländern seien die Netzentgelte deutlich niedriger. Die Gießerei verbrauche etwa 40 Gigawattstunden Strom im Jahr. Das sei soviel wie die Stadt Stralsund mit rund 60 000 Einwohnern im Jahr benötigt.

"Die Ministerpräsidentin arbeitet mit den anderen Ost-Ministerpräsidenten bereits an dem Thema "Netzentgelte"", erklärte der Vorpommern-Staatssekretär Patrick Dahlemann (SPD), der aus Torgelow kommt. Das Unternehmen gehört mit 320 Mitarbeitern zu den wichtigsten Arbeitgebern Vorpommerns. Trotz der Insolvenz in Eigenregie läuft die Produktion vorerst weiter.

Nach dem Gießereibesuch unterzeichnete Schwesig in Neetzow-Liepen eine Erklärung für mehr Bürgerbeteiligung an einer Zukunftsstrategie für Vorpommern. Später wollte sie in Stralsund den Startschuss für ein Digitales Innovationszentrum geben und abends war ein Bürgerforum in Grimmen (Vorpommern-Rügen) geplant.