Schwerin/Güstrow. Gut ein Jahr vor der Landtagswahl will Mecklenburg-Vorpommerns CDU mit neuer Führung in ruhigere Fahrwasser zurück. Nachdem ihr Hoffnungsträger Kokert Ende Januar überraschend von Bord ging, soll ein in der Landespolitik unerfahrener Landrat das Ruder übernehmen.

Ein halbes Jahr nach dem überraschenden Rücktritt von CDU-Hoffnungsträger Vincent Kokert als Landesparteichef bestimmt die Union in Mecklenburg-Vorpommern einen neuen Vorsitzenden. Auf dem Sonderparteitag am Freitagabend in der Güstrower Sport- und Kongresshalle stellt sich der Greifswalder Landrat Michael Sack zur Wahl. Ein Gegenkandidat hatte sich bis kurz vor dem Treffen der rund 170 Delegierten nicht zu erkennen gegeben. Somit gilt die Wahl des 47 Jahre alten Kommunalpolitikers als sicher.

Bislang hat Sack aber offen gelassen, ob er die CDU in einem Jahr auch als Spitzenkandidat in die Landtagswahl führen will. "Ich hoffe bei der Wahl des Parteivorsitzenden zunächst einmal auf ein gutes Ergebnis. Das wäre dann auch ein gutes Signal für die kommenden Aufgaben und die Vorbereitung des Wahlkampfes", sagte Sack.

Die durch Kokerts Rücktritt ausgelöste Führungskrise hatte die Partei länger beschäftigt als erwartet. Zunächst musste der Sonderparteitag wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Dann geriet der Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor, der den Landesvorsitz übernehmen sollte, wegen Lobbyarbeit für ein US-amerikanisches IT-Unternehmen in die Kritik und zog seine Kandidatur zurück.

Als Kandidat zweiter Wahl fühle er sich dennoch nicht, machte Sack deutlich. Der diplomierte Bauingenieur, lange Jahre Bürgermeister in Loitz und seit 2018 Landrat von Vorpommern-Greifswald, verdankt seine Nominierung einem Handstreich des CDU-Urgesteins Eckhardt Rehberg. Der hatte die Parteiführung kommissarisch von Kokert übernommen und befürchtete eine für die Partei schädliche Endlosdebatten um Amthors Lobbyarbeit, falls dieser Landeschef würde. Nur wenige Minuten vor Beginn der entscheidenden Vorstandssitzung habe er Sack angerufen und dessen Ja für die Kandidatur eingeholt, berichtete der 66-Jährige. Der Vorstand stimmte zu, wenngleich sich viele durch die Hauruck-Aktion überrumpelt fühlten.

Die Vize-Vorsitzende Martina Liedtke hatte aus Protest gegen Rehbergs Alleingang bei der Kandidatenkür ihr Amt zur Verfügung gestellt. Für den Stellvertreterposten kandidiert nun in Güstrow die Stralsunder Landtagsabgeordnete Ann Christin von Allwörden.