Schwerin. Die Schüler in Mecklenburg-Vorpommern schultern wieder täglich ihre Ranzen - und dienen damit anderen Ländern als Blaupause. Irritationen gibt es um die Maskenpflicht: Erst sieht das Bildungsministerium in Schwerin dies nicht als nötig an. Dann die Rolle rückwärts.

Als erstes Bundesland ist Mecklenburg-Vorpommern am Montag nach den sechswöchigen Sommerferien ins neue Schuljahr gestartet. Am ersten Tag galt keine landesweite Maskenpflicht in den Schulen, doch nachdem immer mehr Bundesländer eine solche angekündigt hatten und auch Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sich dafür aussprach, schwenkte MV-Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) um. Künftig soll nach ihren Worten die Maskenpflicht in weiterführenden Schulen im Schulgebäude, aber nicht im Klassenraum gelten. An Grundschulen soll es demnach weiterhin keine Maskenpflicht geben.

Mit diesen Plänen bleibt Mecklenburg-Vorpommern hinter denen von Nordrhein-Westfalen zurück, wo die Mund-Nasen-Bedeckung an den weiterführenden Schulen auch im Unterricht getragen werden soll. Auch Berlin, Bayern, Baden-Württemberg und Hamburg haben angekündigt, im Kampf gegen das Coronavirus eine Maskenpflicht in Schulgebäuden einzuführen. Sie soll jedoch - wie in MV - nicht im Unterricht gelten. In Hessen oder Sachsen soll die Maskenpflicht im Ermessen der Schulen liegen.

Die 152 700 Schüler in Mecklenburg-Vorpommern sollen jetzt wieder täglich Unterricht erhalten. Garantiert sind mindestens vier Stunden in der Grundschule und fünf Stunden in den weiterführenden Schulen. Hintergrund ist, dass rund 400 der 13 000 Lehrer wegen ihres persönlichen Corona-Risikos nicht für den Unterricht im Klassenraum zur Verfügung stehen. Ministerin Martin ist nach eigenen Worten überzeugt, dass viele Schulen mehr als den garantierten Präsenzunterricht anbieten werden. Was nicht in der Schule unterrichtet werden kann, sollen die Schüler zu Hause lernen.

Der Landesschülerrat unterstützt die angekündigte Maskenpflicht. "Wir glauben, die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler ist das Wichtigste", sagte Sprecherin Theresia Crone. Ein zweiter Lockdown müsse verhindert werden. "Denn das ist das, wovor die meisten die größte Angst haben." Nach Einschätzung des Landesschülerrates ist der erste Schultag in den meisten Schulen geordnet abgelaufen. Aus etwa 20 bis 30 Prozent der Schulen hätten Schüler aber über etwas chaotische Verhältnisse berichtet. Da hätten Lehrer nicht gewusst, welche Räume benutzt werden dürften und welche nicht, wer wann auf den Pausenhof dürfe und wo die Maske getragen werden solle. "Überwiegend war das Feedback aber positiv", so Crone, die gerade ihr Abitur gemacht hat.

Um Corona-Infektionen zu vermeiden, sind die Schüler in MV in Gruppen von zwei bis vier Jahrgängen eingeteilt worden. Diese sollen sich nicht begegnen. Auf vielen Schulhöfen teilt nun Flatterband die Areale ein, auf denen sich die einzelnen Gruppen in der Pause aufhalten dürfen.

Der Landeselternrat sieht den Schulbusverkehr als Schwachpunkt bei der Corona-Bekämpfung. Der Vorsitzende Kay Czerwinski forderte, mehr Busse einzusetzen, damit diese nicht überfüllt sind. "Die Definition der festen Schülergruppen ist spätestens dann hinfällig, wenn sich alle im Schulbus treffen, zumal bei Hitze", sagte er. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich alle Kinder an die Maskenpflicht im Bus halten." Gerade in den Stoßzeiten sollten mehr Busse für eine Entzerrung sorgen, forderte Czerwinski.