Schwerin. Als beharrlichen Brückenbauer und unerschöpflichen Optimisten haben Weggefährten und Politiker den langjährigen Landesrabbiner William Wolff gewürdigt. In stiller Andacht und mit herzlichen Worten erinnerten sie an den Mann, der im Alter von 93 Jahren gestorben ist.

Etwa 150 Menschen haben am Freitag in Schwerin mit einer Andacht Abschied vom langjährigen Landesrabbiner William Wolff genommen, der am Mittwoch im Alter von 93 Jahren in England gestorben war. Mehrere Redner würdigten in oft sehr persönlichen Worten dessen Leistungen beim Aufbau der Jüdischen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern, den Einsatz für den interreligiösen Austausch und erinnerten an seine gewinnende Art. "Sein ehrliches, erfrischendes Lachen klingt uns allen noch in den Ohren. Die Erinnerung an ihn bleibt damit, sie bleibt für immer", sagte Justizministerin Katy Hoffmeister (CDU).

Wolff, der 1927 in Berlin geboren wurde und als Kleinkind mit seiner Familie vor den Nazis aus Deutschland geflohen war, hatte in Großbritannien zunächst als Journalist gearbeitet und war später dort viele Jahre als Rabbi tätig. Im Alter von 75 Jahren übernahm er 2002 das ihm angetragene Amt des Landesrabbiners in Mecklenburg-Vorpommern, das er bis 2015 hauptamtlich und danach noch ehrenamtlich ausübte. Sein Tod hatte über Partei- und Religionsgrenzen hinweg Trauer ausgelöst.

Der Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz beim Zentralrat der Juden, Andreas Nachama, nannte Wolff "eine wichtige liberale rabbinische Stimme". Als jüdischer Mensch mit der Erfahrung des großen Leids des 20. Jahrhunderts und mit der Erfahrung des Überlebens habe er maßgeblich dazu beigetragen, die Rabbinerkonferenz zu einem Markenzeichen zu machen, das für Eintracht, Unbestechlichkeit und großen Sachverstand bürge.

Schwerins Oberbürgermeister Rico Badenschier (SPD) griff Wolffs Worte bei der Einweihung der neuerbauten Synagoge 2008 auf: "Jeder Mensch hat eine Verantwortung für Frieden und Harmonien. Jeder hat es in der Hand, das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gesellschaft zu stärken." Dies sei Vermächtnis und Mahnung. In Mecklenburg-Vorpommern und in Schwerin sei Wolff zum Pendler zwischen den Welten geworden und zum Brückenbauer zwischen den Religionen.

"William Wolff war ein sehr feinsinniger, aber eben auch volksnaher Mensch. Universitäten, Schulen und Verbände haben ihn sehr gern als Gast eingeladen", erinnerte Hoffmeister an die Beliebtheit des Rabbis. "Wann immer er aus seinem Leben erzählte, war es lebensnah, erschreckend und erheiternd zugleich. Er schaute nie zurück, um zu verurteilen. Seine Blickrichtung war geradeaus. Er war ein Mann der Verständigung und Versöhnung", sagte Hoffmeister.