Jabel. Sie wirken urtümlich, sind aber äußerst wehrhaft: Wisente. Die zotteligen Riesen nehmen Feinde gemeinsam auf die Hörner. Auf der Halbinsel Damerower Werder bei Waren hat sich der erste Nachwuchs eingestellt - und avanciert zum Publikumsliebling.

Das Wisent-Gehege auf der Halbinsel Damerower Werder bei Jabel (Mecklenburgische Seenplatte) hat einen neuen Publikumsliebling. "Es ist das erste Kälbchen, das 2020 bei uns zur Welt gekommen ist", sagte Wisentwärter Hartmut Völkel der Deutschen Presse-Agentur. Das kleine hellbraune Jungtier wurde vor knapp einem Monat geboren, lebt mit Mutterkuh Dabea und weiteren Tieren im rechten Schaugehege, und zieht zweimal täglich bei Schaufütterungen reihenweise Zuschauer an. "Dabei muss die kleine Kuh aber aufpassen, denn bei Fütterungen gilt eine strenge Rangordnung", erläuterte Völkel.

Auf der Wisent-Halbinsel werden seit 1957 mit Hilfe des Tierparks in Berlin Europäische Wisente (Bison bonasus) gehalten. Es gibt derzeit 26 Tiere. Sie werden in zwei Gruppen in zwei Schaugehegen, wo sie beobachtet werden können, und einer größeren Herde dahinter völlig wild auf der Insel gehalten. Das Reservat für die Wildrinder ist in europäische Zuchtprogramme eingebunden und gilt als eine der wichtigsten Gen-Reserven für den Erhalt der Wisente.

"Wir hoffen für diese Saison auf mindestens fünf Kälber, davon drei in den Schaugehegen", sagte Völkel. Eine Prognose sei aber schwierig, da man bei Wisenten vorher nicht genau bestimmen könne, ob sie tragend sind. Ein Kälbchen darf sechs Monate lang bei der Mutterkuh trinken, muss sich aber vor Angriffen der größeren Herdentiere schützen. Das Forstamt sucht nun wieder einen Namen für das Jungtier, der mit "DA" für Damerower Werder anfangen soll. Der "Vater" - Bulle Zweigel - stammt aus Zwickau in Sachsen.

Seit 1957 wurden am Damerower Werder bereits 327 Wisente geboren, von denen viele andere Wisentherden in mehreren europäischen Ländern verstärken. Auch auf Usedom, in Bayern, im Rothaargebirge in Nordrhein-Westfalen und auf dem Gelände der Sielmann-Stiftung in der Döberitzer Heide bei Berlin streifen Tiere umher, die selbst oder deren Vorfahren aus Jabel stammen.

Jährlich kommen rund 50 000 Besucher nach Damerow, im Zuge der Corona-Krise waren es bisher etwas weniger als 2019. Wisentbullen können zwischen 800 und 1000 Kilogramm schwer werden und bis 60 Stundenkilometer schnell sein, wenn sie die Herde verteidigen.