Neubrandenburg/Schwerin. Das schöne Wetter meint es gerade nicht gut mit der Landwirtschaft. Im April hat es in MV noch nicht geregnet. Sonne und Wind trocknen die Böden zusätzlich aus.

Frühjahrstrockenheit und mehr Nachtfröste als im Winter setzen momentan der Landwirtschaft zu. Viele Bauern in Mecklenburg-Vorpommern sind beim Maislegen. In mittleren und lehmigen Böden ist noch eine gewisse Feuchtigkeit vorhanden, wie der Pflanzenbaureferent des Bauernverbandes, Frank Schiffner, am Dienstag sagte. Dort könne der Keimwasserbedarf noch gedeckt werden.

Auf Sandböden, wie vor allem im Süden des Landes, sieht es kritischer aus. "Wir wissen nicht, wie der Mais das verkraftet", sagte Felix Pickert, Geschäftsführer der Raminer Agrar GmbH (Vorpommern-Greifswald). Der Verbund aus drei Agrarbetrieben baut auf 800 Hektar Mais als Futter für seine 3000 Rinder an. Damit wird reichlich ein Viertel der Ackerfläche mit Mais bestellt. Beim Raps, der gut über den Winter gekommen sei, werde es trotzdem keinen Top-Ertrag geben, sagte Pickert. "Wenn es durchschnittlich wird, sind wir zufrieden." Auch das Gras für Futterzwecke will nicht so recht wachsen. Auf den Niedermoorflächen des Unternehmens sei zwar noch Feuchtigkeit vorhanden, aber wegen der tiefen Temperaturen ist der Aufwuchs Pickert zufolge spärlich. Zudem werde sich auch dort bald der Wassermangel bemerkbar machen.

In Mecklenburg-Vorpommern fiel dem Wetterstudio Hiddensee zufolge im April so gut wie kein Regen. Es seien nur etwa drei Prozent der üblichen Niederschlagsmenge gemessen worden. In den nächsten sieben Tagen sei auch nichts in Sicht, bemerkte Meteorologe Stefan Kreibohm.

Die Kombination aus Trockenheit und Nachtfrösten bedeutet Schiffner zufolge für alle Winterkulturen Stress. An Getreide und Raps auf sandigen Standorten seien bereits gelbe Blätter zu sehen. Zudem könnten wegen der Minusgrade und des starken Windes die Pflanzenschutzmaßnahmen nicht wie geplant erfolgen.

Auch dem Chef der Agrargenossenschaft Malchow, Andreas Schade, zufolge gibt es bei allen Kulturen Schwierigkeiten. Die Winterkulturen wie Weizen, Gerste und Raps hätten wegen der Trockenheit weniger Ähren und Seitentriebe ausgebildet, so dass keine Superernte zu erwarten sei. "Wir hatten 2015 die letzte gute Ernte", sagte der Chef des Marktfruchtunternehmens, das mit zehn Mitarbeitern 2100 Hektar bewirtschaftet.

Dank der sandigen Böden können sie alle Flächen leicht bearbeiten - anders als auf tonigen Böden, die jetzt zum Teil schon betonhart sind. Derzeit werde Mais auf Flächen gelegt, auf denen zuvor Winterzwischenfrüchte und Futtergras für die Mutterkühe des Tochterunternehmens wuchsen. Das Gras habe alle Feuchtigkeit aus dem Boden gezogen, sagte Schade. Ein kleiner Trost sei, dass wegen des fehlenden Wassers Pflanzenschutzmittel und Dünger gespart werde, weil sie nicht ausgebracht werden könnten.

Wegen der Trockenheit ist in Mecklenburg-Vorpommern auch die Waldbrandgefahr gestiegen. In den meisten Forstamtsbereichen gilt nach Angaben des Agrarministeriums die Waldbrandstufe vier für hohe Brandgefahr, im Forstamtsbereich Torgelow die Stufe fünf für sehr hohe Gefahr. Lediglich im Bereich Poggendorf mit der vorpommerschen Küste und auf Rügen ist die mittlere Gefahrenstufe 3 ausgerufen.