Greifswald. Regenwürmer haben bei Studien in der arktischen Tundra für eine Überraschung gesorgt. Die der Wissenschaftler waren erstaunt darüber, wie stark die Effekte durch Regenwürmer waren.

Regenwürmer haben offenbar einen größeren Einfluss auf Ökosysteme als bisher angenommen. Das haben Studien eines internationalen Forschungsteams der Universitäten Greifswald, Umeå und Uppsala (Schweden) sowie Oulu (Finnland) ergeben.

Die Wissenschaftler untersuchten Böden in der arktischen Tundra in Nordschweden, wo der Nährstoffkreislauf sehr langsam läuft und Stickstoffmangel herrscht. Dies hemme das Pflanzenwachstum, sagte die Wissenschaftlerin Gesche Blume-Werry vom Institut für Botanik und Landschaftsökologie in Greifswald.

Mit dem Klimawandel könnten nun größere Bodentiere wie Regenwürmer zunehmend in der Arktis überleben. Sie sorgen für Stickstoff im Boden: Regenwürmer zerteilen Pflanzenstreu in kleinere Fragmente und verlagern diese tiefer in den Boden, wo sie dann leichter von kleineren Bodentieren zersetzt werden können. Bei den Tests verdoppelten einige Pflanzen ihre Spross- und Wurzellänge.

"Wir waren überrascht davon, wie stark die Effekte durch Regenwürmer waren", sagte Blume-Werry. Regenwürmer würden stärker auf die Entwicklung von Pflanzengemeinschaften einwirken als andere gut untersuchte Faktoren wie Klimawandel, Düngung oder Beweidung. Sie könnten das Ökosystem in der arktischen Tundra tiefgreifend verändern.

Die natürliche Ausbreitung der Regenwürmer in arktischen Böden würde Blume-Werry zufolge sehr langsam vor sich gehen, auch wenn die Erderwärmung in der arktischen Tundra doppelt so schnell verläuft wie anderswo. Entscheidender sei der menschliche Einfluss: Tatsächlich würden Regenwürmer durch Angler oder Gärtner und durch Tierhaltung in die Subarktis gebracht.

Blume-Werry wollte nicht werten, ob die Verbreitung von Regenwürmern eher positiv oder negativ zu betrachten sei. In einem Nationalpark, in dem die arktische Tundra so erhalten werden soll wie sie ist, wäre der Einfluss jedoch eindeutig negativ.