Schwerin. Zu Ostern bleiben wieder alle zu Hause - da ist Einfallsreichtum gefragt. Die Chefin des Mecklenburgischen Volkskundemuseums, Gesine Kröhnert, hat frische Ideen von früher.

Zu Ostern wollte das Mecklenburgische Volkskundemuseum mit seinem Museumsdorf im Schweriner Vorort Mueß eigentlich in die Jubiläumssaison zum 50-jährigen Bestehen starten. Doch die Corona-Krise machte Leiterin Gesine Kröhnert und ihren Leuten einen Strich durch die Rechnung: Das weitläufige Gelände am Schweriner See mit original eingerichteter Dorfschule, Hirtenkaten, Scheunen und Bauernhäusern muss bis auf Weiteres geschlossen bleiben. Zeit für Kröhnert, in alten Büchern und Sammlungen zu stöbern und traditionelle Osterbräuche auszugraben.

"Am Gründonnerstag musste man, damit das Hauswesen gedeiht, allerlei Grüngewachsenes essen", sagt die Volkskundlerin. Ein altes Rezept listet als Zutaten unter anderem Brennnesseln, Löwenzahn, Melde, Taubnesseln und Giersch auf. Als traditionell gelten an diesem Tag auch "grüne Gerichte" wie Spinat, Grünkohl und grüne Erbsen.

Am Karfreitag wurde es vermieden, Fleisch zu essen. "Dies war nicht allein die Einhaltung der Fastengebote, sondern man glaubte auch daran, dass man im kommenden Jahr von Mücken zerstochen wird, falls man an diesem Tag dennoch nicht auf Fleisch verzichten wollte", so Kröhnert. Üblich seien am Karfreitag Eier und Fisch gewesen. In Mecklenburg aß man auch "Pannkauken" - Buchweizengrütze mit Trockenobst, wie Apfelringe oder Pflaumen, oder man machte einen "Puddingdag". In vielen Orten Pommerns habe es Kartoffelpuffer gegeben, von dem das Vieh auch ein Stück bekam.

"Am Sonnabend vor Ostern, dem Paaschabend, ging es überall recht ausgelassen zu." Vielerorts veranstalteten die Knechte nach nunmehr beendeter Fastenzeit einen Wettbewerb im Eieressen, so Kröhnert. "Der Sieger wurde zum "Fixen Kierl" gekürt." Nicht selten hätten die Kandidaten dabei bis zu zehn Eier mit und zehn Eier ohne Schale vertilgt. "Liewkniepen un Bukpien" - also Bauchweh - seien Folgen dieser Völlerei gewesen.

Am Ostersonntag empfahlen die alten Mecklenburger, noch vor Sonnenaufgang einen Apfel oder drei Veilchen essen, um das Jahr über vom Fieber verschon zu bleiben. Junge Mädchen gingen im Morgengrauen schweigend und rückwärts zu einem fließenden Gewässer und schöpften Osterwasser, um davon zu trinken und schön zu bleiben. "In manchen Orten gab es sogar festgelegte Zeiten, wie in Teterow genau um Mitternacht", sagte Kröhnert. "Im Stargardischen fingen die Mädchen den Morgentau in einem Leinentuch auf, um sich darin am Ostermorgen zu waschen." Auch das Vieh wurde mit Osterwasser besprengt, damit es gesund und kräftig werde. "Aus gleicher Erwägung goss man damit den Garten."

Mit dem Osterei ließ sich vieles machen. "Trudeln" und "Stüpen" sind beliebte Spiele gewesen. Beim "Trudeln" ließen die Kinder ihre Ostereier einen Abhang hinunterrollen. Gewonnen hat, wessen Ei am wenigsten beschädigt ankommt. Mit den heilgebliebenen Eiern ging es dann zum "Eierpicken". Dabei wurde Ei an Ei zusammengeschlagen, aus einer vorher bestimmten Entfernung. Wem es gelang, dem gegnerischen Ei einen Knick zu verpassen, ohne dass das eigene beschädigt wurde, der bekam das angeschlagene Ei.

Auch Liebesostereier waren Kröhnert zufolge beliebt - und sind es wert, wiederentdeckt zu werden. "Das sind ausgeblasene Eier, in denen geschickt ein mit Liebesbezeugungen beschriebenes Blättchen eingerollt verstaut wurde."