Rostock. Von 100 auf O! Die Tourismuswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern hatte sich eigentlich auf ein besonders erfolgreiches Osterfest gefreut. Die Corona-Krise sorgt jedoch für einen Totalausfall.

Das Verbot von Urlaubsreisen in der Corona-Krise trifft die Tourismuswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern besonders zu Ostern hart. "Die Ausgangslage war eigentlich gut. Über die Osterfeiertage wäre mindestens eine Viertelmillion Gäste gekommen", sagte Tobias Woitendorf, Geschäftsführer des Landestourismusverbandes, der Deutschen Presse-Agentur. "Insgesamt hätten die Osterferien sicher zwei Millionen Übernachtungen gebracht." Die touristischen Unternehmen seien weiter dabei, einen Überlebensmodus zu finden.

Unter den Betroffenen ist das Schlosshotel Fleesensee. Der Wegfall des Ostergeschäfts komme für das Haus einer Katastrophe gleich, macht Manager Harald Schmitt deutlich: "Im vergangenen Jahr haben wir während der Osterfeiertage 340 Gäste beherbergt, was einer Belegung von 95 Prozent entspricht." Dieses Geschäft sei für dieses Jahr unwiederbringlich verloren. Hinzu komme, dass zahlreiche Veranstaltungen des Hotels wegfallen und Gäste ihre Aufenthalte zum Teil bis spät in den Herbst storniert haben.

Der Wegfall des Osterumsatzes mache die bedrohliche Lage für die Branche besonders deutlich, sagte Dehoga-Präsident Lars Schwarz: "Die schwächsten Betriebe trifft das am härtesten. Sie sind dringendst darauf angewiesen, dass das Geschäft nach den Wintermonaten stark anzieht." Schwarz kenne kein Unternehmen in der Branche, dass Kurzarbeit für sich ausschließen könne.

"Normalerweise wären in Born am Darß um diese Jahreszeit viele Wassersportler unterwegs, in Prerow hätten wir vor allem Familien zu Gast gehabt", sagte Rüdiger Vosshall, der Vorstand der Regenbogen AG, die dort Ferienanlagen betreibt. Bevor die Krise kam, habe das Unternehmen für dieses Jahr einen extrem hohen Reservierungsstand verzeichnen können, da Natururlaube in Deutschland an Beliebtheit gewinnen. Das Unternehmen bereitet Vosshalls Angaben zufolge nun Konzepte für einen eingeschränkten Betrieb der Anlagen in möglichst naher Zukunft vor.

Für die meisten Campingplätze in MV sei Ostern nach der kalten Jahreszeit eigentlich der Beginn des Geschäftsjahres, sagte Gerd Scharmberg, der Sprecher des Landesverbandes der Campingwirtschaft: "Das ist ein schwerer und herber Verlust." Man könne nur hoffen, dass die Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Pandemie wirken. Die Campingplätze könnten bei einer möglichen Lockerung der Einschränkungen dann vielleicht im Herbst gute Geschäfte machen.

Viele Tourismusbetriebe, die durch die Krise in Existenznot geraten, wenden sich derzeit hilfesuchend an das Wirtschaftsministerium. Wie Minister Harry Glawe der Deutschen Presse-Agentur bestätigte, können Betroffene auf Hilfen aus dem Maßnahmenpaket für Unternehmen von rund 1,1 Milliarden Euro hoffen. Es beinhalte beispielsweise Liquiditätshilfen durch Darlehensprogramme, Bürgschaften sowie Soforthilfen, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Ein Überblick sei auf "www.tourismus.mv" bereitgestellt und werde bereits stark frequentiert.

Sowohl der Landestourismusverband als auch der Dehoga finden Lob für die Maßnahmen der Landesregierung. "Man kann attestieren, dass Bund und Land schnellstmöglich gehandelt haben", sagte Woitendorf. Eine schnelle Auszahlung der beantragten Gelder sei nun wichtig, da viele Unternehmen in der Branche unmittelbare Liquiditätsprobleme hätten.

Dehoga-Präsident Lars Schwarz appellierte an die Betriebe, trotz der schweren Situation den Kopf nicht in den Sand zu stecken: "Nutzt die Hilfsprogramme, die jetzt aufgelegt sind. Wir müssen alle durchhalten. Wir brauchen jeden Einzelnen - gerade wenn ich auf die Zukunft blicke, wenn das touristische Leben wieder anläuft."

Die Landesregierung hatte am Donnerstag die Reisebeschränkungen zu Ostern auch für Einheimische verschärft. Bei Verstößen gegen Reise-, Kontakt- und Öffnungsbeschränkungen drohen Bußgelder.