Schwerin. Vom neuen Schuljahr an sollen in Mecklenburg-Vorpommern Lehrer an Grundschulen so viel verdienen, wie ihre Kollegen an Regionalschulen oder Gymnasien. Für die oppositionelle Linke ein längst überfälliger Schritt.

Grundschullehrer in Mecklenburg-Vorpommern sollen vom kommenden Schuljahr an nach den Einkommensklassen A13/E13 vergütet werden und damit genauso viel erhalten, wie ihre bislang besser bezahlten Kollegen an weiterführenden Schulen. Die dafür notwendige Gesetzesänderung brachte der Landtag in Schwerin am Mittwoch auf den Weg. Allerdings fand die erste Lesung entgegen den Gepflogenheiten ohne Aussprache statt. Wegen der Corona-Krise war die Sitzung des Parlaments zeitlich stark begrenzt worden.

Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) verwies darauf, dass die Einbringung des Gesetzentwurfs wichtig gewesen sei, um die Neuerung nach ausführlicher Beratung im Parlament noch vor der Sommerpause beschließen zu können. Die bessere Bezahlung solle dann vom 1. August an erfolgen. Sie sei ein Zeichen großer Wertschätzung. "Wir würdigen damit die wichtige Arbeit der Grundschullehrerinnen und -lehrer, die seit vielen Jahren an den Schulen engagiert unterrichten und jene, die neu eingestellt werden", erklärte Martin in einer Pressemitteilung. Grundschullehrer sorgten dafür, dass Kinder Lesen, Schreiben und Rechnen lernen, wichtige Grundlagen für die weitere Bildungslaufbahn.

Nach früheren Angaben Martins ergeben sich für die betroffenen Lehrer Einkommenssteigerungen von teilweise knapp 500 Euro brutto im Monat. Mit der beabsichtigten Gehaltsaufstockung verbindet die Landesregierung die Erwartung, dass sich künftig mehr Pädagogen für eine Tätigkeit in Mecklenburg-Vorpommern entscheiden. "Mit Blick auf die Deutschlandkarte verschafft sich Mecklenburg-Vorpommern durch die bessere Bezahlung von Grundschullehrkräften einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil", zeigte sich Martin gewiss. Nach ihren Worten benötigt das Land etwa 600 bis 700 neue Lehrer jährlich, um seinen Bedarf zu decken. Noch vor wenigen Jahren hatte die Zahl der Neueinstellungen unter 200 gelegen.

Die Anhebung der Grundschullehrer-Gehälter sei richtig und überfällig, betonte Linksfraktionschefin Simone Oldenburg unter Hinweis auf jahrelang unerfüllte Forderungen ihrer Partei. "Nachdem sich der Mangel an Lehrerinnen und Lehrern dramatisch zugespitzt hat, und das Murren an der SPD-Basis nicht mehr ignoriert werden konnte, handelt die Landesregierung endlich. Die vielen in den zurückliegenden Jahren in Rente gegangenen Lehrkräfte haben allerdings nichts mehr davon", konstatierte die Oppositionspolitikerin. Sie monierte, dass im Gesetz viele Fragen offen blieben, wie etwa Regelungen zum angekündigten Praxissemester.

Der Landesverband des Deutschen Beamtenbundes (dbb) begrüßte die angekündigte Höhergruppierung. Damit könne der Beruf des Grundschullehrers im Nordosten nicht nur im Wettbewerb mit anderen Schulformen bestehen, sondern auch im Vergleich mit anderen Bundesländern. "Außerdem ist es ein wichtiger Baustein, auch Diskriminierung abzubauen. Denn noch immer sind es mehr Frauen, die an Grundschulen arbeiten und damit schlechter bezahlt werden als Lehrkräfte an weitergehenden Schulen", betonte der dbb-Landesvorsitzende Dietmar Knecht.