Schwerin. Eine schnelle Lockerung der strengen Maßnahmen gegen das Coronavirus wird es nicht geben. Das stellte Ministerpräsidentin Schwesig in einer Fernsehansprache klar. Mit Blick auf Ostern richtete sie eine Aufforderung speziell an Familien.

"Halten Sie durch, und halten Sie zusammen!" - Mit einem eindringlichen Appell hat sich Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) nach dem ersten Todesfall in Mecklenburg-Vorpommern in Folge einer Coronavirus-Infektion an die Bevölkerung gewandt. In einer Fernsehansprache am Samstagabend im NDR-Fernsehen erklärte sie: "Ich weiß: Es kostet Kraft, den Alltag unter all den Einschränkungen hinzukriegen."

Sie wandte sich zugleich gegen eine vorzeitige Debatte über ein Ende der strikten Maßnahmen. "Es ist viel zu früh, die Lockerung von Maßnahmen zu diskutieren. Sie gelten bis einschließlich 19. April", betonte die Ministerpräsidentin.

Schwesig rief dazu auf, persönliche Kontakte weiter zu vermeiden und Abstand zu halten. Dazu gehöre auch, auf Urlaubsreisen und Familienbesuche zu verzichten. Ostern stehe vor der Tür. "Auch meine Familie verzichtet dieses Jahr auf den Besuch zu Ostern, auch wenn es sehr schade für die Großeltern und für meine Kinder ist", sagte sie. "Bleiben Sie zu Hause, soweit es möglich ist! Bringen Sie Ihre Liebsten nicht in Gefahr."

Auch wenn Mecklenburg-Vorpommern bislang nicht so stark betroffen wie andere Bundesländer sei, gebe es nun leider den ersten Todesfall. Den Angehörigen wolle sie ihr aufrichtiges Beileid aussprechen.

Bei dem Toten handelt es sich laut Gesundheitsministerium um einen 57-jährigen Mann aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim, der sich Anfang März im Skiurlaub in Österreich aufgehalten habe. Der Patient hatte neben einer bestätigten Infektion mit dem neuen Coronavirus den Angaben des Ministeriums zufolge chronische Vorerkrankungen. Seit etwa einer Woche habe der Mann grippeähnliche Symptome gehabt. Wegen einer akuten Verschlechterung seines Gesundheitszustandes sei er am Freitag vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht worden - und dort trotz intensivmedizinischer Behandlung am Samstagmorgen gestorben, teilte das Ministerium mit. Mecklenburg-Vorpommern war das letzte Bundesland ohne Todesfälle gewesen.

"Die Zahl der Erkrankten wird weiter steigen - auch dann, wenn unsere Schutzmaßnahmen wirken", warnte Schwesig. Ziel sei es, die Ausbreitung des Virus vor allem zu verlangsamen. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit Sars-CoV-2 lag am Samstagabend um 17.00 Uhr bei 348. Das waren 39 mehr als am Vortag, wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) in Rostock mitteilte. Binnen eines Tages stieg die Zahl weiter um 8 auf 356 Infektionen. 32 Menschen mussten oder müssen im Krankenhaus behandelt werden, 6 davon auf einer Intensivstation. Ob es sich bei der gesunkenen Zahl von Neuinfektionen um einen Trend handelt, kann noch nicht gesagt werden. Laut Experten ist für die Bewertung der Corona-Lage die Fallzahlentwicklung über einen längeren Zeitraum relevant.

Die Ministerpräsidentin dankte in ihrer Ansprache auch allen Menschen, die die Versorgung sicherten, wie den Verkäuferinnen und Verkäufern im Supermarkt. "Auch den Menschen, die in Krankenhäusern und Arztpraxen, in Alten- und Pflegeheimen arbeiten, danke ich ganz herzlich für Ihren großen Einsatz." Und sie danke allen, die anderen mit ihrer Hilfsbereitschaft das Leben leichter machen: "Freiwillige bieten älteren Nachbarn Hilfe beim Einkauf an. Örtliche Geschäfte richten Lieferdienste ein, es gibt Fitnessangebote und Konzerte im Internet. Das macht Mut"

Sie beendete ihre Ansprache mit den Worten: "Halten Sie durch, und halten Sie zusammen! Dann stehen wir Corona durch. Wir sind stark genug dafür. Unser Land ist stark genug dafür. Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund!".

Schwesig und Innenminister Lorenz Caffier (CDU) hatten zuvor schon erklärt, es werde keine Aufweichungen der restriktiven Regelungen geben. Polizei und die Ordnungsbehörden würden weiterhin auf die Einhaltung achten, hieß es in einer am Samstag verbreiteten Erklärung nach einer Telefonkonferenz der beiden mit den Landräten der Kreise und Oberbürgermeistern der kreisfreien Städte.

Auch an die Touristen gewandt erklärten sie: "Wir appellieren an die Vernunft aller Menschen, die gerne zu uns ins Land kommen, und unsere Einwohner und Einwohnerinnen: Jetzt ist nicht die Zeit zum Reisen!" Als Urlaubsland freue sich Mecklenburg-Vorpommern darauf, seine Gäste nach der Bewältigung der Corona-Krise wieder zu begrüßen.

Die meisten Menschen in Mecklenburg-Vorpommern hielten sich nach Erkenntnissen der Polizei am Wochenende an die wegen der Corona-Pandemie erlassenen Kontaktbeschränkungen. Dies berichteten die beiden Polizeipräsidien in Rostock und Neubrandenburg. Hin und wieder gingen Anzeigen ein, weil sich mehrere Menschen in einer Gruppe aufhielten. Dabei handele es sich aber meist um erlaubte Zusammentreffen von Familienmitgliedern.