Schwerin. Die Zahl der Corona-Infektionen ist in Mecklenburg-Vorpommern spürbar gestiegen. Inzwischen sind auch Altenheime betroffen. Zum Schutz vor Ansteckungen rät Innenminister Caffier von Ostertreffen im Kreis der Familie dringend ab. Die Wirtschaft kann auf weitere Hilfe rechnen.

Mecklenburg-Vorpommern nimmt auch mittlere Unternehmen mit bis zu 100 Beschäftigten unter seinen Schutzschirm. "Die Last auf den Schultern der Wirtschaft ist riesig. Die Soforthilfe für akute Notsituationen soll nun auch für Unternehmen von 50 bis 100 Mitarbeitern ermöglicht werden", sagte Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) am Freitag nach einer Telefonkonferenz der Regierung mit Vertretern von Industrie, Handel und Handwerk.

Wie bei den Firmen mit bis zu 49 Beschäftigten sollen auch die größeren Betriebe nicht rückzahlbaren Zuschüsse erhalten. Die Hilfe ist je Fall auf 60 000 Euro begrenzt. Laut Glawe gibt es landesweit rund 900 Unternehmen mit 50 und bis 100 Beschäftigten. Nach seinen Angaben wird sich das Kabinett auf seiner nächsten regulären Sitzung am Dienstag auch mit staatlichen Hilfen für Unternehmen mit 101 bis 249 Mitarbeitern befassen.

Der Bedarf an staatlichen Soforthilfen zum Ausgleich Corona-bedingter Einnahmeausfälle ist bei Firmen in Mecklenburg-Vorpommern groß. Laut Glawe wurde das Antragsformular für kleiner Unternehmen schon mehr als 100 000 Mal aus dem Internet heruntergeladen. Rund 12 000 Interessenten hätten ihre Anträge bereits beim Landesförderinstitut eingereicht. Je nach Mitarbeiterzahl variieren die nicht rückzahlbaren Zuschüsse zwischen 9000 und 40 000 Euro.

Der zu Wochenbeginn beschlossene "MV-Schutzfonds" für die Wirtschaft des Landes umfasst insgesamt 1,1 Milliarden Euro und soll zum Großteil mit neuen Schulden finanziert werden.

Unterdessen zeigt sich, dass Hygieneartikel zum Schutz gegen Corona-Infektionen offenbar weiterhin knapp sind. Das Sozialministerium in Schwerin beklagte insbesondere auch für Pflege-Einrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern einen Mangel an Atemschutzmasken und anderem Schutzmaterial. "Das ist eine Schwachstelle", sagte Ministeriumssprecher Alexander Kujat. Das Thema war akut geworden, seit erste Covid-19-Infektionen in Altenheimen des Landes aufgetreten sind.

Am Freitag kamen weitere Infektionen bei Bewohnern und Mitarbeitern eines Altenpflegeheimes hinzu. Mit insgesamt 48 neuen Fällen verzeichnete Mecklenburg-Vorpommern am Freitag den bislang höchsten Anstieg an Corona-Infektionen im Land. Wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) in Rostock mitteilte, lag die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus am Freitagnachmittag (15.00 Uhr) bei 309. 20 der Patienten mussten oder müssen laut Lagus noch im Krankenhaus behandelt werden, 4 davon auf einer Intensivstation.

Zur effektiveren Unterbrechung von Infektionswegen erhöht Mecklenburg-Vorpommerns seine Test-Kapazitäten für mögliche Covid 19-Infektionen. Menschen mit Corona-Verdacht, die nicht selbst ein Testzentrum aufsuchen können, bekommen fortan Besuch von einem mobilen Test-Team. In Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz seien vier Teams aus medizinischem Fachpersonal zusammengestellt worden, teilte Wirtschafts- und Gesundheitsminister Glawe mit. Doch auch diese Tests erfolgten ausschließlich auf Verordnung eines Arztes. Tests sind den Angaben zufolge weiterhin auch in den inzwischen 15 Testzentren im Land möglich. In Vorpommern fahren außerdem bereits Busse als mobile Testzentren über Land.

Unter Hinweis auf die weiterhin akute Ansteckungsgefahr mit dem neuartigen Coronavirus rät Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) dringend von Familienbesuchen ab, gerade auch zum bevorstehenden Osterfest. "Verwandtenbesuche sind in Zeiten einer Pandemie grundsätzlich zu vermeiden. Gefährden Sie nicht Ihre Liebsten und tragen Sie nicht das Virus unbewusst in Ihre Familie", betonte Caffier in einer in Schwerin verbreiteten Mitteilung. Ein Verbot solcher Besuche gibt es jedoch nicht.

Mit drastischen Maßnahmen wie Schul- und Ladenschließungen sowie Kontaktsperren versucht die Politik die Epidemie einzudämmen. Das führte auch dazu, dass sich das Leben vom öffentlichen verstärkt in den familiären Raum verlagert, mit teilweise ungewollten Folgen.

So erwarten die Frauenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern infolge der Corona-Krise eine steigende Nachfrage von Opfern häuslicher Gewalt und organisieren deshalb zusätzliche Quartiere. Dabei handele es sich zum Beispiel um Hostels und Ferienunterkünfte, sagte der Sprecher des Sozialministeriums, Kujat. Sie stehen wegen des Verbots touristischer Übernachtungen derzeit leer.

Zur Unterstützung des lokalen Einzelhandels haben erste Städte in Mecklenburg-Vorpommern Online-Plattformen für Läden mit Liefer- und Bestellangeboten eingerichtet. Beispiele sind Schwerin und Stralsund. Die Landeshauptstadt listet auf ihrer Internetseite unter www.schwerin.de/lokalkauf inhabergeführte Geschäfte, Restaurants und Cafés auf, die Online-Shops, lokale Lieferdienste oder Abholmöglichkeiten anbieten. In Stralsund ist eine ähnliche Aktion unter www.stralsund.de/liefert zu finden.