Greifswald/Rostock. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es bislang keine Covid-19-Fälle. Eine Greifswalder Informationsveranstaltung wurde von rund 12 000 Menschen per Facebook verfolgt.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es weiterhin keine bekannten Fälle von Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2). Während in den nördlichen Nachbarländern Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen insgesamt einige Fälle bekannt wurden, gab es vom zuständigen Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) in Rostock bis Sonntagabend keine entsprechenden Meldungen. "Es gibt bisher keinen bestätigten Fall und auch keinen begründeten Verdachtsfall", sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) waren in Deutschland bis Sonntagvormittag 117 Coronavirus-Infektionen nachgewiesen worden. Noch am Freitag waren erst 53 Nachweise gezählt worden. Im Saarland und den östlichen Bundesländern einschließlich Berlin sind bisher keine Fälle von Infektionen mit dem Sars-CoV-2 bekannt geworden.

Der Leiter der Abteilung für Tropenmedizin und Infektiologie der Unimedizin Rostock, Emil Reisinger, rechnete jedoch damit, dass in Kürze auch in Mecklenburg-Vorpommern gesicherte Infektionsfälle auftreten werden. Er führte die Tatsache, dass das Virus bislang nur im Westen aufgetaucht ist, auf die Vielzahl von Großveranstaltungen in den vergangenen Wochen zurück. Dazu gehöre insbesondere der Karneval, der im Osten kaum eine Rolle spielt.

Am Samstag rief der leitende Krankenhaushygieniker der Universitätsmedizin Greifswald, Nils Hübner, im Zusammenhang mit dem Coronavirus zur Besonnenheit auf. Der wichtigste Schritt zur Vermeidung einer Infektion sei Hygiene, sagte Hübner am Rande einer Informationsveranstaltung. "Es ist ein neuer Erreger, aber es ist kein neues Problem." Neben den 50 Zuhörern im Hörsaal seien rund 12 000 Facebook-User der Veranstaltung gefolgt.

Die Menschen sollten einen realistischen Blick auf das Geschehen werfen. Laut Robert Koch-Institut waren in der vergangenen Woche in Deutschland knapp 100 000 Menschen mit dem Influenza-Virus infiziert. Dies sollte mit der aktuellen Zahl von Covid-19-Erkrankungen ins Verhältnis gebracht werden, sagte Hübner. "Das muss man sich mal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen und sich selbst sagen, wie aufgeregt man mit dieser Situation umgehen will." Für ihn ist die Aufmerksamkeit, die das Virus erhält, Teil eines medialen Ereignisses: "Der Rauch, der entsteht, steht im Moment noch in keinem Verhältnis zum Feuer, das wir haben."

Er warnte in diesem Zusammenhang auch vor Hamsterkäufen. Ihm seien weder aus China noch Norditalien Meldungen über Hunger bekannt. Er erwarte auch nicht, dass in Deutschland eine solche Mangelsituation auftauche. Zudem würden viele Lebensmittel wieder weggeschmissen. Er sehe auch die psychologische Komponente von Hamsterkäufen: "Wenn die Menschen vor leeren Regalen stehen, führt das wieder zu Hamsterkäufen. Das ist ein selbstverstärkender Prozess."