Schwerin. So wie das Land werden auch die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr 30. Das Programm der Jubiläumssaison bietet eine Vielzahl hochkarätiger Konzerte, erneut interessante Spielorte und es rückt in ein Instrument in den Fokus, das sonst eher selten dort steht.

Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, eines der drei großen deutschen Klassik-Open-Airs, präsentieren zu ihrem 30. Jubiläum Stars, hoffnungsvolle Nachwuchskünstler und ein für die Klassik eher ungewöhnliches Instrument. Mit Martynas Levickis ist erstmals ein Akkordeonspieler "Preisträger in Residence". Der 29-jährige Litauer, der 2014 Publikums-Preisträger im Nachwuchswettbewerb "Junge Elite" geworden war, wird mit 26 Konzerten das musikalische Sommerprogramm maßgeblich mitbestimmen. "Wir versuchen, stets neue Impulse zu setzen, Traditionen zu bewahren, ohne aber in Routine zu verfallen", sagte Festspiele-Intendant Markus Fein am Mittwoch bei der Vorstellung des Gesamtprogramms in Schwerin.

Demnach umfasst der Festivalsommer im Nordosten vom 13. Juni bis zum 20. September 149 Konzerte und 24 Begleitveranstaltungen. So wird der britische Geiger Nigel Kennedy mit dem Deutschen Kammerorchester Berlin Anfang September in der Kult-Reihe "Weltstars in Redefin" in der Reithalle auftreten. Neben Beethovens Violinkonzert steht eine neue Eigenkomposition des extrovertierten Solisten auf dem Programm. "Solche Absprachen treiben einem Veranstalter schon mal Schweißperlen auf die Stirn. Aber er komponiert schon", gab sich Fein zuversichtlich, dass das Stück rechtzeitig fertig wird.

Zu den herausragenden Künstlern, die in der Jubiläumssaison Gäste der Festspiele sein werden, gehören weiterhin die Geiger Julia Fischer, Veronika Eberle und Daniel Hope, die Chansonsängerin Ute Lemper oder der Cellist Daniel Müller-Schott. Doch treffen nach den Worten Feins nicht nur die Konzerte mit Starbesetzung im Vorverkauf auf großes Interesse. Groß sei die Nachfrage auch für besondere Formate wie "2 x Hören" und das Crossover-Festival "Detect Classic" oder den wieder ins Programm aufgenommenen "Jahrmarkt der Sensationen".

Erstmals sei das BBC Symphony Orchestra bei den Festspielen zu erleben und das Jubiläumskonzert Mitte August im Schlosspark von Ludwigslust werde das Elbphilharmonie Orchester gestalten, zählte Fein auf. Er verwies zudem auf die Beethoven-Woche im Juni unter anderem mit Hope, Müller-Schott und dem Pianisten Rudolf Buchbinder, der den Festspielen seit ihren Anfängen 1990 treu geblieben sei, und die Konzerte zu Ehren des Dirigenten Christoph Eschenbach, der gerade 80 Jahre alt geworden ist.

In der dreimonatigen Sommersaison 2019 hatten 84 500 Musikfreunde die Konzerten in Herrenhäusern, Schlössern, Kirchen, Parks und Werkhallen besucht. Die besonderen, über ganz Mecklenburg-Vorpommern verstreuten Veranstaltungsorte gelten ebenso als Markenzeichen der Festspiele wie auch der Nachwuchswettbewerb "Junge Elite", aus dem viele Künstler hervorgingen, die heute begehrte Solisten auf internationalen Bühnen sind.

Unter den Preisträgern werden seit 2006 Künstler ausgewählt, die mit "Residenzen" dem Sommerprogramm jeweils ihren Stempel aufdrücken. Fein, der im Sommer nach achtjähriger Tätigkeit für die Festspiele als Intendant an die Alte Oper in Frankfurt/Main wechselt, bewies bei der Wahl erneut Mut. Wie 2017 mit dem Trommler Alexej Gerassimez steht nun mit Levickis erneut ein Künstler im Mittelpunkt, dessen Instrument eher selten mit klassischer Musik in Verbindung gebracht wird. "Dass nun das Akkordeon so in den Fokus rückt, macht mich stolz und es freut mich - für das Instrument", sagte Levickis.