Schwerin. Fast 23 Tage fallen Arbeitnehmer in Mecklenburg-Vorpommern pro Jahr krankheitsbedingt aus. Das ist ein bundesweiter Spitzenwert - und Anlass für Politik und Krankenkassen mehr Vorsorge anzumahnen.

Der ohnehin hohe Krankenstand in Mecklenburg-Vorpommern hat sich in den zurückliegenden Jahren weiter erhöht. Von 6 Prozent im Jahr 2016 ist der Anteil der Beschäftigten, die durchschnittlich pro Kalendertag krankheitsbedingt der Arbeit fern blieben, auf 6,3 Prozent im Jahr 2018 gestiegen. Das geht aus dem erstmals aus Daten aller gesetzlichen Kranken- und Rentenkassen erstellten Bericht zur Gesundheit der Erwerbstätigen im Nordosten hervor.

Wie die Leiterin der Studie, Susanne Hildebrand, bei der Vorstellung am Dienstag in Schwerin sagte, kommen im bundesweiten Durchschnitt 5,1 Prozent der Erwerbstätigen wegen Krankheit nicht zur Arbeit. Allerdings liege der Altersdurchschnitt der Beschäftigten im Nordosten auch über dem Bundesdurchschnitt. Vertreter von Krankenkassen und auch Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) appellierten an Firmen und Einrichtungen, mehr für die Prävention zu tun und die Beratungsangebote der Kassen zu nutzen.

Der im Auftrag aller Sozialversicherungsträger erstellte Bericht "Arbeit und Gesundheit in MV" gibt einen Überblick über die gesundheitliche Situation der Beschäftigten im Land. Analysiert werden Häufigkeit und Ursachen von Krankschreibungen, Berentungen wegen Erwerbsminderung sowie Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten.

Demnach verursachen krankheitsbedingte Fehltage in Mecklenburg-Vorpommern pro Jahr Produktionsausfälle in Höhe von rund einer Milliarde Euro. 2018 kamen auf jeden Erwerbstätigen im Land durchschnittlich 22,9 Fehltage. Häufigste Ursachen sind Erkrankungen des Stützapparats, psychische Störungen und Erkältungen. Langfristige Krankheitsausfälle gibt es laut Hildebrand insbesondere im Öffentlichen Dienst, im Logistikgewerbe und in der Pflege.

Der sowohl für Gesundheit als auch Wirtschaft zuständige Minister, Harry Glawe (CDU), forderte die Unternehmen im Land auf, die Ergebnisse des Berichts für ihr betriebliches Gesundheitsmanagement zu nutzen. Es gelte, nicht nur die körperliche Gesundheit in den Blick zu nehmen. Die Arbeitswelt müsse so gestaltet werden, dass auch die psychische Gesundheit der Beschäftigten erhalten bleibt. "Die Zunahme psychischer Störungen bereitet ernsthafte Sorgen. Wir müssen bei der Prävention ansetzen", erklärte Glawe.

Er verwies auf das "Paket Mobil", bei dem ein mit Medizintechnik ausgestatteter Bus in Klein- und Mittelbetriebe fahre und geschultes Personal Routinekontrollen vornehme und Beratungen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement biete. Im Vorjahr hätten 55 Firmen im Land das Angebot genutzt, für das erste Halbjahr 2020 sei der Bus ausgebucht. Beratung finden Betriebe laut Glawe aber auch im Internet bei der gemeinsamen Koordinierungsstelle der Krankenkassen für die betriebliche Gesundheitsförderung.

"Für ein zielgerichtetes Handeln in der Gesundheitsförderung muss man die gesundheitliche Situation der Beschäftigten kennen. Das leistet der hier vorliegende Bericht für Mecklenburg-Vorpommern", zeigte sich Kirsten Jüttner, Leiterin der vdek-Landesvertretung MV, überzeugt. Mit Hilfe der nun vorliegenden Daten könnten passgenaue Maßnahmen der Gesundheitsförderung entwickelt und Unternehmen angeboten werden.