Güstrow/Schwerin. Die Rücktrittsankündigung von Landesparteichef Vincent Kokert hat die CDU in Mecklenburg-Vorpommerns kurzzeitig paralysiert. Nun versucht der Vorstand, das Führungsvakuum zu füllen.

Die CDU Mecklenburg-Vorpommerns will ihre Führungskrise rasch beenden. Drei Wochen nach der überraschenden Rückzugsankündigung von Landesparteichef Vincent Kokert kommt der Landesvorstand am Samstag in Güstrow zusammen, um die Weichen für eine Neubesetzung der Parteispitze zu stellen. Es wird erwartet, dass ein Sonderparteitag einberufen wird, um noch vor der Sommerpause einen neuen Landesvorsitzenden zu wählen.

Bislang gibt es für die Nachfolge Kokerts zwei Bewerber: Neben dem Ueckermünder Bundestagsabgeordneten und CDU-Jungstar Philipp Amthor hat auch Justizministerin Katy Hoffmeister aus Rostock ihre Kandidatur angekündigt. Sie gehört dem Vorstand bereits an und wird, anders als Amthor, auch an der Sitzung in Güstrow teilnehmen. Kokert wird dem Vernehmen nach bei dem Treffen fehlen.

Hoffmeister, die bislang auf Unterstützung vor allem aus ihrem Kreisverband Rostock Land zählen kann, machte bereits deutlich, bei ihrer Wahl zur Parteivorsitzenden auch die Nordost-Union als Spitzenkandidatin in die Landtagswahl 2021 führen zu wollen. "Für mich steht fest, dass Landesvorsitz und Spitzenkandidatur zusammengehören", betonte die 46-jährige Juristin.

Der 27-jährige Amthor, fest verankert in der Vorpommern-CDU und massiv unterstützt von den jungen CDU-Mitgliedern, ließ bislang offen, ob er weiter in der Bundespolitik bleiben, oder zur Landtagswahl antreten will. "Jetzt geht es erst einmal um den Landesvorsitz. Über die Spitzenkandidatur wurde noch nie schon eineinhalb Jahre vor einer Wahl entschieden. Das wird die Partei dann im Herbst tun", sagte Amthor, der nicht nur die CDU im Landes-Osten hinter sich weiß. Dort hatten ihn die Kreisverbände Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Greifswald für den Vorsitz vorgeschlagen.

"Ich freue mich sehr, dass mich nun auch der CDU-Kreisverband Schwerin in meiner Kandidatur als Landesvorsitzender der CDU unterstützt", erklärte Amthor. Das zeige, dass er auf Unterstützung aus dem ganzen Land setzen könne. Gemeinsam mit Hoffmeister hatte er sich zuvor den Fragen des Schweriner CDU-Kreisvorstandes gestellt, der dann - wie es hieß - mit deutlicher Mehrheit für Amthor gestimmt hatte. Für die kommenden Wochen sind nach Angaben von Landes-Generalsekretär Wolfgang Waldmüller solche Vorstellungsrunden auch in den anderen Kreisverbänden geplant.

Der Landesvorstand muss in Güstrow auch entscheiden, wer die Partei bis zur Neuwahl eines Vorsitzenden führt. Der frühere CDU-Landeschef und jetzige Parteivize Eckhardt Rehberg hatte sich dazu bereiterklärt. Für ihn sprechen langjährige Erfahrung und das beste Ergebnis aller drei Stellvertreter bei der jüngsten Vorstandswahl. Er habe 94 Prozent erzielt und das habe Vincent Kokert wohl bewogen, ihn zu bitten, die Parteiführung kommissarisch zu übernehmen, sagte Rehberg.

Kokert, der im November in Binz auf Rügen mit 92,4 Prozent für eine zweite Amtszeit als Landesparteichef gewählt worden war, hatte Ende Januar seinen Rückzug aus der Politik angekündigt und damit selbst die eigene Partei überrascht. Sowohl den Landesvorsitz als auch den Vorsitz in der Landtagsfraktion will er im März abgeben und dann auch sein Landtagsmandat niederlegen.

Kokert betonte, dass dieser Schritt ausschließlich private Gründe gehabt habe, ohne allerdings konkret zu werden. Nach eigenen Angaben wird er bei den Stadtwerken Neustrelitz eine Tätigkeit als Betriebsleiter aufnehmen. Als seinen Nachfolger an der Spitze der CDU-Landtagsfraktion hatte Kokert den Abgeordneten Torsten Renz vorgeschlagen. Die Wahl ist für diesen Dienstag geplant.

Der 41-jährige Kokert galt als großer Hoffnungsträger der Nordost-CDU. Ihm waren als designiertem Herausforderer von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) durchaus Chancen beigemessen worden. Die Nordost-CDU will nun nach Angaben von Landes-Generalsekretär Wolfgang Waldmüller frühestens im Oktober entscheiden, wer die CDU als Spitzenkandidat in die Landtagswahl führen soll.