Schwerin. Der Trick erscheint simpel und einträglich: Tausche Pappe gegen Banknoten. Doch für sein kriminelles Handeln hat ein 31-Jähriger nun vom Landgericht Schwerin die Quittung bekommen.

Wegen Computerbetrugs in 175 Fällen hat das Landgericht Schwerin einen 31 Jahre alten Angeklagten zu zwei Jahren und zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Der Mann hatte am Mittwoch zu Beginn des Prozesses gestanden, mithilfe von Karteikarten die Geldausgabe an einem Bankautomaten in Schwerin überlistet zu haben. Auf diese Weise kassierte er Anfang 2015 innerhalb eines Monats knapp 63 500 Euro.

Dabei machte er sich nach eigenen Angaben zunutze, dass der Automat das Geld wieder einzog und das Konto nicht belastete, wenn die Scheine nicht herausgenommen wurden. Der in Bergen auf Rügen geborene und damals in Schwerin lebende Angeklagte steckte jeweils ein Stück Pappe zu den Scheinen im Ausgabeschlitz, bevor er das angeforderte Geld entnahm. Der Geldautomat war nicht in der Lage, den Unterschied zu erkennen.

Eine 26 Jahre alte Mitangeklagte wurde vom Gericht vom Vorwurf der Beihilfe freigesprochen. Die Richter sahen keine Hinweise dafür, dass sie dem 31-jährigen beim Geldabheben geholfen hatte.

In das Strafmaß für den Angeklagten bezog das Gericht mehrere Strafen aus früheren Urteilen mit ein. Er sitzt bereits im Gefängnis und wäre ohne das aktuelle Urteil Ende 2021 entlassen worden. Nun verlängert sich die Haftzeit laut Gericht um neun Monate.

Für seine Betrügereien nutzte der Mann den Angaben zufolge eigene Geldkarten sowie Geld- und Kreditkarten von drei Bekannten, die davon aber nichts mitbekamen. Als Motiv für seine illegalen Transaktionen gab der Mann seine extreme Spielsucht an. Bereits als Jugendlicher habe er an einer Kaufsucht gelitten. Diese habe sich im Laufe der Zeit in eine Spielsucht verwandelt. In der Regel verspielte der ungelernte Lagerarbeiter das Geld unmittelbar nach den Betrügereien in einer nahe gelegenen Spielhalle.

Wie er auf den Trick mit der Pappkarte gekommen war, konnte der Angeklagte vor Gericht nicht mehr erklären. Er habe ihn auch an anderen Automaten in Schwerin ausprobiert – allerdings ohne Erfolg. Ein Mitarbeiter der betroffenen Bank sagte als Zeuge, er habe in 26 Berufsjahren keinen weiteren Fall dieser Betrugsmasche erlebt.

Der Betrug sei über mehrere Wochen unter anderem deshalb nicht aufgefallen, weil der Geldautomat von einer Dritt-Firma immer erst befüllt und die Ausgaben abgerechnet werden, wenn neues Geld benötigt wurde. Unmittelbar nach dem Vorfall habe die Bank alle Geldautomaten dieser Bauart neu programmiert, so dass ein Konto vorerst auch dann mit einer Abhebung belastet werde, wenn das Geld nicht mitgenommen worden ist.