Neubrandenburg/Rostock. Nach zwei besonders trockenen Sommern füllen sich die Wasserspeicher im Nordosten langsam wieder. Es gibt aber deutliche hydrogeologische Unterschiede. Und die Bäume leiden immer noch besonders stark.

Der Regen im Februar hat für den Wasserhaushalt in Mecklenburg-Vorpommern etwas Entspannung gebracht - reicht aber noch lange nicht. "Wir haben, was Niederschläge betrifft, ein einigermaßen normales Winterhalbjahr gehabt", sagte der Leiter des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt in Neubrandenburg, Christoph Linke, der Deutschen Presse-Agentur. Damit habe sich - nach der Hitze der Sommer 2018 und 2019 - die Lage bis in 25 Zentimeter Bodentiefe, was vor allem den Agrarpflanzen nützt, normalisiert. "Wir sind froh über den Regen und die Pflanzen sind gut über den Winter gekommen", sagte Heike Müller, Vizepräsidentin beim Landesbauernverband MV.

Die Defizite der vergangenen zwei Jahre sind laut Müller aber noch lange nicht ausgeglichen. So sind die Böden bis in 1,80 Meter Tiefe noch immer deutlich zu trocken, was vor allem Bäumen und Wäldern zu schaffen macht, hat Umweltexperte Linke beobachtet. Am trockensten sei - wie der "Dürre-Atlas" des Umweltforschungszentrums Leipzig zeige - der Osten Vorpommerns, die Region Neustrelitz und Südwestmecklenburg. Auf der fünfstufigen Dürre-Skala liegt Mecklenburg-Vorpommern auf Stufe 3, während große Teile Sachsen-Anhalts, Südbrandenburgs und Sachsens auf Stufe 5 "außergewöhnliche Dürre" liegen.

Im Nordosten machen die Wasserwirtschaftler aber Unterschiede aus. So seien die Seen und Regionen, die zur Ostsee hin entwässern, besser mit Wasser ausgestattet als die Gebiete im Süden und Südwesten des Landes, wo das Wasser über die Havel nach Süden und die Elbe nach Westen hin abfließt. "Einige Seen wie der Kummerower See und der Tollensesee haben große Einzugsgebiete", erläuterte Linke. Dort sei viel Wasser, wie auch in den Gebieten von Trebel, Recknitz, Peene und Warnow.

Schlechter sehe es bei der Großseenplatte aus, zu der die Müritz gehört. Diese Großseen speisten sich fast ausschließlich aus Niederschlägen. So liege der Pegel der Müritz derzeit bei 1,72 Metern, rund 30 Zentimeter mehr als im Herbst, aber noch 28 Zentimeter unter dem sonst üblichen Mittelwert im Februar. Bis zum Ausgangswert im März 2019 fehlten noch 16 Zentimeter Wasser. "Wir hoffen, das bis Anfang April noch was dazukommt", sagte Linke.

Einen weiteren "Pluspunkt" haben Landwirte in Ostseenähe, weiß Linke. Dort hatte es 2019 mehr geregnet und die Agrarpflanzen zwischen Nordwestmecklenburg und Vorpommern-Rügen können einen Teil des nötigen Wassers auch aus der feuchten Luft aufnehmen, die von der Ostsee aus kilometerweit landeinwärts zieht. So erklärt der Bauernverband auch die großen Ernteunterschiede zwischen Regionen in Ostseenähe und den sandigen Standorten im Süden des Landes.

"Wir werden mehrere Jahre brauchen, bis das Defizit an der Müritz und den mit ihr verbundenen Seen wieder ausgeglichen ist", sagte Linke. Ähnlich sei es in früheren Trockenjahren wie 1989 und 2003 auch gewesen. Grundsätzlich rechnet Linke damit, dass sich die großen Seen langsamer wieder füllen als früher. Die Regenmengen blieben über die Jahre zwar gleich, aber wenn die Temperaturen steigen, steige auch die Verdunstung.

Die Wasserwirtschaft müsse dafür sorgen, dass die Niederschläge länger in der Region gehalten werden und weniger schnell abfließen. Linke erwartet, dass mit weiterem Regen auch die Grundwasserstände wieder steigen, aber das dauere Monate.