Heringsdorf. Auf Usedom sind im April zwei Nobelpreisträgerinnen zu Gast bei den Literaturtagen - Olga Tokarczuk und Herta Müller. Das Literatur-Event ehrt in diesem Jahr Beethoven. Das Motto “Oh, Ihr Menschen...“ ist die Mahnung aus seinem Heiligenstädter Testament.

Gleich zwei Literaturnobelpreisträgerinnen lesen in diesem Jahr während der Usedomer Literaturtage - die polnische Autorin Olga Tokarczuk und die deutsche Schriftstellerin Herta Müller. Damit sei ein Traum in Erfüllung gegangen, sagte der Intendant des Usedomer Musikfestivals, Thomas Hummel, am Donnerstag in Heringsdorf. Das Festival ist auch Veranstalter der Literaturtage vom 1. bis 4. April auf der deutsch-polnischen Insel.

Tokarczuk werde zur Eröffnung der Literaturtage am 1. April aus dem vor kurzem auf Deutsch erschienenen Roman "Die Jakobsbücher" lesen. Am Folgetag ist eine Lesung in Swinemünde (Swinoujscie) im polnischen Teil der Insel Usedom geplant. Das sei ihre erste Lesung in Polen seit der Nobelpreisverleihung, sagte ein Sprecher der Literaturtage.

Der diesjährige Gewinner des mit 5000 Euro dotierten Usedomer Literaturpreises ist der 1978 in Jugoslawien geborene Autor Sasa Stanisic ("Herkunft"). Er beschreibe anhand seiner eigenen Familiengeschichte die Themen Heimat, Erinnerung und Identität. Sein Buch sei ein leidenschaftliches Plädoyer gegen Nationalismus und Populismus, hieß es in der Begründung der Jury. Dieser gehören der Literaturkritiker Denis Scheck und die Publizisten Andreas Kossert und Manfred Osten an.

Herta Müller, die Literaturnobelpreisträgerin von 2009, wird zum zweiten Mal bei den Usedomer Literaturtagen erwartet. Sie will unter anderem aus ihren Collagen - "geklebten" Gedichten - lesen. Zudem haben sich der Pianist und Poet Alfred Brendel und der Journalist Simon Strauß angekündigt. Auf dem Programm steht auch eine Podiumsdiskussion zum friedlichen Miteinander von Polen und Deutschen in der Mitte Europas. Das Motto der 12. Literaturtage in den Ostseebädern Heringsdorf, Bansin und Ahlbeck heißt "Oh, Ihr Menschen..." und ist die Mahnung aus Ludwig van Beethovens Heiligenstädter Testament, einem Brief an seine Brüder.