Schwerin. Einen frisch ausgebildeten Mediziner als Hausarzt für das platte Land zu gewinnen, ist nicht leicht. MV reserviert jetzt Studienplätze. Doch das wird nicht ausreichen, meinen Politiker aus dem Regierungslager und von der Opposition übereinstimmend.

Wer Landarzt werden will, bekommt in Mecklenburg-Vorpommern künftig leichter einen Medizin-Studienplatz. Mit dem Landarztgesetz, das der Landtag am Mittwoch mehrheitlich beschlossen hat, werden künftig jährlich 32 der rund 400 Studienplätze für Bewerber reserviert, die sich verpflichten, nach ihrem Studium mindestens zehn Jahre lang im ländlichen Raum als Hausarzt zu praktizieren. Greifen soll dies erstmals im Wintersemester 2021.

Die Landarztquote allein wird das Problem des Medizinermangels auf dem Land aber nicht lösen, wie Politiker aus dem Regierungslager und von der Opposition übereinstimmend betonten. Parallel müssten mehr Humanmedizin-Studienplätze geschaffen werden, forderte der CDU-Abgeordnete Sebastian Ehlers. Auch der gesundheitspolitische Sprecher der Linken, Torsten Koplin, verlangte, die Zahl der Studienplätze an den Unikliniken zu erhöhen.

"Dringend erforderlich sind für die Hausärzte darüber hinaus Änderungen im Bereitschaftsdienst", sagte Koplin. Die große Belastung durch solche Dienste sei ein wesentlicher Grund für die vorzeitige Schließung von Praxen.

Die Bewerber für die Landarzt-Studienplätze müssen kein Einser-Abitur vorweisen, werden aber in einem Auswahlverfahren auf ihre Eignung geprüft. Wer nicht die vereinbarten zehn Jahre als Landarzt arbeitet, soll 250 000 Euro Strafe zahlen. Das Gesundheitsministerium rechnet mit 100 bis 200 Bewerbungen für die 32 Studienplätze. Ein Landarztgesetz gibt es bereits seit 2018 in Nordrhein-Westfalen.

Die Linke forderte, Studienplätze nach gleichem Muster auch für andere Arztberufe und Apotheker zu schaffen. Schon heute litten auch Krankenhäuser im ländlichen Raum unter Ärztemangel, sagte Koplin. Seine Fraktion scheiterte aber mit ihrem Vorstoß.

Von den 1200 Hausärzten im Nordosten gehen laut Prognosen in den nächsten 15 Jahren 35 Prozent in den Ruhestand. Aufgrund der langen Ausbildungszeiten für Mediziner kann das Landarztgesetz Experten zufolge ab dem Jahr 2031 seine Wirkung entfalten.