Schwerin. Der Waldbrand in Lübtheen hatte im Vorjahr deutlich vor Augen geführt, welche Gefahren durch alte Munition noch im Boden schlummern. Der Bund will nun das Tempo bei der Kampfmittelräumung erhöhen.

Nach dem verheerenden Waldbrand im Vorjahr in Lübtheen verstärken Bund und Land ihre Bemühungen um eine schnellere Beräumung munitionsbelasteter Waldgebiete. Einer am Donnerstag in Schwerin unterzeichneten Vereinbarung zufolge stellt die zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) in den kommenden fünf Jahren 27 Millionen Euro für die Kampfmittelräumung im Nordosten bereit.

Das Geld solle vor allem für bundeseigene Waldflächen in unmittelbarer Nähe zu Siedlungen eingesetzt werden, sagte Innenminister Lorenz Caffier (CDU) nach der Unterzeichnung in Schwerin. "Wir wollen nicht noch einmal Evakuierungen erleben wie im vorigen Sommer in Lübtheen", betonte Caffier. Erste Priorität hätten daher belastete Waldgebiete im 1000-Meter-Umkreis von Siedlungen. "Wir wollen die Gefährdung von Menschen minimieren", erklärte der Minister. Nach ersten Berechnungen müssen dafür knapp 10 000 Hektar Wald in der Nähe von Dörfern systematisch abgesucht und beräumt werden. Ein Problem sei dabei aber der Mangel an Fachkräften. Die Kampfmittelräumung ist in Deutschland Sache der Länder.

Anfang Juli hatte ein Großfeuer knapp 1000 Hektar des früheren Truppenübungsplatzes bei Lübtheen erfasst. Die starke Munitionsbelastung im Waldboden hatte die Feuerwehren bei der Brandbekämpfung erheblich eingeschränkt. Mehrere Ortschaften am Rande des inzwischen nicht mehr genutzten Militärgeländes waren vorsorglich geräumt worden. Die gefährlichen Altlasten stammen laut Innenministerium vor allem aus einem Munitionslager der Wehrmacht, das nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gesprengt worden war, zum Teil aber auch von Militärmanövern in den folgenden Jahrzehnten.

Nach Angaben von BImA-Vorstandsmitglied Paul Johannes Fietz ist Mecklenburg-Vorpommern das erste Bundesland, das mit dem Bund eine solche Vereinbarung zur beschleunigten Kampfmittelräumung abschloss. Der Waldbrand in Lübtheen sei schlimm gewesen, habe andererseits aber auch Rückenwind für die Beseitigung von Munitionsaltlasten gebracht. Insgesamt habe die BImA 146 Millionen Euro eingeplant, um belastete Bundesliegenschaften im Nordosten zu beräumen. "Das ist eine Generationenaufgabe", betonte Fietz. Nach Brandenburg sei Mecklenburg-Vorpommern das Bundesland mit der zweithöchsten Belastung.

Wie der Leiter des Munitionsbergungsdienstes, Robert Mollitor, sagte, hat Mecklenburg-Vorpommern als bislang einziges Bundesland ein Kampfmittelkataster erstellt. Demnach gelten rund 28 400 Hektar Waldfläche als hochgradig belastet. Ein Drittel dieser Flächen der Kategorie 4 seien in Bundeseigentum. Im Durchschnitt koste die Beräumung eines Hektars Wald 10 000 bis 15 000 Euro, könne im Einzelfall aber auch wesentlich teuer sein. Obwohl das Land für zwei Drittel der munitionsbelasteten Flächen zuständig ist, stünden im Landesetat 1,5 Millionen Euro für die Beräumung bereit.