Malchin. Die neue Nutztierhaltungsverordnung und die Angst vor der Afrikanischen Schweinepest verunsichern die Schweinehalter. Wer auf Nummer Sicher gehen will, gibt die Ferkelzucht auf.

Immer mehr Schweinehalter in Deutschland geben dem Hybridschweinezuchtverband Nordost zufolge die Ferkelzucht auf. Dazu trage die Verunsicherung durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) bei. "Aber noch mehr Sorgen macht den Bauern die geplante Änderung der Nutztierhaltungsverordnung. Die bringt Leute dazu, aus der Ferkelproduktion auszusteigen", sagte Geschäftsführerin Renate Schuster der Deutschen Presse-Agentur. Das Hauptproblem der neuen Verordnung sei, dass die Buchten in den Abferkelställen um ein Drittel größer werden sollen. In den Ställen müssten daher nach dem Umbau die Sauenbestände um ein Drittel verringert werden.

Der Trend geht nach Schusters Ansicht dahin, die Sauenhaltung aufzugeben und Ferkel aus dem Ausland einzuführen und zu mästen. "Da ist das Risiko geringer", sagte sie. Schon jetzt mästeten mehr als 80 Prozent der Betriebe, vor allem der ganz großen, Ferkel aus Dänemark, Holland oder vom britischen PIC-Konsortium.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Hagen Reinhold aus Mecklenburg-Vorpommern machte die hohen Standards in der Tierhaltung mit dafür verantwortlich, dass die Ferkelproduktion in Deutschland wegen hoher Kosten und Rechtsunsicherheiten aufgegeben wird. Er forderte von Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) Planungssicherheit für die Landwirte "und keine Politik, die jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf treibt". Nur dann würden alte Ställe saniert und neue Ställe mit mehr Platz und höheren Tierwohlstandards gebaut. "Kein Bauer weiß, unter welchen Bedingungen er in drei oder zehn Jahren noch Landwirtschaft betreiben kann", monierte Reinhold.

Der Hybridschweinezuchtverband Nordost setzt sich Schuster zufolge für den Erhalt einheimischer Rassen ein. Das seien vor allem das Deutsche Edelschwein, die Deutsche Landrasse und das Sattelschwein. Neu sei die Wiederbelebung der robusten DDR-Hochleistungsrasse Leicoma, deren Bestand schon bis auf 20 Sauen verloren gegangen war. Der Verband mit Sitz in Malchin vertritt Schweinehalter in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin-Brandenburg und weiteren Bundesländern.

Die Afrikanische Schweinepest, die seit 2019 vor allem in China wütet, hat die Preise für Schweinefleisch weltweit in die Höhe getrieben. Zum Jahresende habe es eine wochenlange Hochpreisphase für Schweinefleisch gegeben. "Zum Teil wurden mehr als zwei Euro pro Kilo gezahlt. Die Mäster haben mehr verdient und konnten Rücklagen bilden", sagte Schuster. Kostendeckend wären 1,75 Euro.

2018 hätten Schweinehalter teils nur 1,28 Euro bekommen, im Jahresdurchschnitt 1,42 Euro. Die nun besseren Einkommensverhältnisse ändern Schuster zufolge nichts am Abwärtstrend. Die Schweinebestände in Deutschland seien in den vergangenen vier Jahren von rund 28 Millionen auf 26 Millionen Tiere verringert worden.