Schwerin/Berlin. Begleitet von neuerlichen Protestaktionen der Bauern hat in Berlin die Ernährungsgütermesse Grüne Woche begonnen. Zahlreiche Aussteller aus Mecklenburg-Vorpommern hoffen, mit ihren Produkten auf Interesse zu stoßen und neue Abnehmer zu finden.

Die Ernährungsgüterwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns findet nach den Worten von Agrarminister Till Backhaus (SPD) auf der Grünen Woche in Berlin eine erstklassige Werbeplattform, die sie auch nutzen werde. "Ein interessantes und positives Image ist für den Unternehmenserfolg inzwischen ebenso wichtig wie das reine Leistungsangebot", erklärte Backhaus am Freitag in Berlin zur Eröffnung der Länderhalle.

Auf 1800 Quadratmetern Ausstellungsfläche präsentieren dort 62 Unternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern einem internationalen Publikum bis zum 26. Januar ihre Produkte und Leistungen. Mit rund 400 000 Besuchern sei die Messe ein guter Testmarkt für neue Erzeugnisse, sagte Backhaus. Die Land- und Ernährungswirtschaft sei für das Land eine der bedeutendsten Branchen. Deshalb sei die Unterstützung der meist kleinen und mittelständischen Unternehmen bei Messeauftritten für die Landesregierung ein wichtiges Anliegen.

Laut Backhaus gehören Firmen wie die Kartoffelveredlung Hagenow, die Lübzer Brauerei oder die Ludwigsluster Fleisch- und Wurstwaren schon seit Jahrzehnten zu den Messeteilnehmern aus dem Nordosten. Unter den sechs Neulingen seien eine Gin-Destillerie aus Wittenburg, eine Schokoladenmanufaktur aus Wogast, die Käsemanufaktur Müritz aus Bollewick und die Gourmet Manufaktur Klepelshagen.

Vor dem Hintergrund fortwährender Bauernproteste, die am Tag der Messeeröffnung mit bundesweiten Aktionen einen weiteren Höhepunkt erreichten, erneuerte Backhaus seine Forderung nach verlässlichen Rahmenbedingungen für die Bauern. Bereits am Donnerstagabend war er in Berlin mit seinen ostdeutschen Amtskollegen zusammengetroffen. In einer gemeinsamen Mitteilung forderten sie von EU und Bundesregierung ausreichend Finanzmittel zur Stärkung des ländlichen Raums und zur Finanzierung eines besseren Umwelt- und Tierschutzes durch Landwirte.

Gleichzeitig machte Backhaus deutlich, dass er Änderungen in der Landwirtschaft für unerlässlich hält, um das Artensterben einzudämmen, die Belastungen des Grundwassers zu senken und das Tierwohl zu verbessern. Im Gespräch mit Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, habe er am Freitag mit Blick auf das umstrittene Agrarpaket für Regelungen geworben, "die die Unternehmen auch wirtschaftlich mitgehen können". Kritik der Bauern gibt es insbesondere an der neuen Düngeverordnung. Wegen der vielerorts hohen Nitratbelastung des Trinkwassers soll das Ausbringen von Gülle und mineralischem Dünger eingeschränkt werden. Bauern fürchten Ertragsrückgänge und wehren sich dagegen.

Für den Freitagabend war in der Länderhalle Mecklenburg-Vorpommerns der traditionelle Empfang der Landesregierung auf der Grünen Woche geplant. Gastgeber war in Vertretung von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) Agrarminister Backhaus. Erwartet wurden rund 200 Vertreter aus Politik und Wirtschaft.

Backhaus warb anlässlich der aktuellen Kontroversen um die Landwirtschaft für ein stärkeres Miteinander auch in diesem Bereich. "Wir müssen der Lebensmittelproduktion wieder den Wert beimessen, den sie verdient. Im Gegenzug ist die Agrarbranche gut beraten, notwendige Veränderungen im Umwelt- und Tierschutz konstruktiv mitzugestalten", betonte Backhaus.