Abschlag: Wir stellen in einer Serie die Golfanlagen in der Region vor. Heute der Golf Club Buchholz-Nordheide

Buchholz. Mal ganz ehrlich, am vergnüglichsten lässt sich die gepflegte Parklandschaft eines Golfplatzes doch genießen, wenn man in einem Elektro-Cart über die Fairways schaukelt. Und wenn dann auch noch der Boss selbst am Steuer sitzt, ist es ein besonderes Vergnügen. Joachim Walter, vor 30 Jahren Gründungsmitglied und seit vier Jahren wieder Präsident des Golf Club Buchholz-Nordheide, grüßt nach rechts und ruft: "Eddy, das war ein guter Schlag". "Ja, und jetzt mache ich alle anderen nur noch so", ruft der Angesprochene zurück. Das Lachen der beiden passt in diese freundliche Landschaft wie auch die morgendliche Frische. Es sei denn, man steht auf der Driving-Range und versucht zum zwanzigsten Mal, einen lockeren Schwung beim Abschlag hinzubekommen. "Ach, Andrea, der war doch gar nicht so schlecht", muntert Joachim Walter im Vorbeifahren eine junge Frau auf. "Man wird ja so genügsam beim Golf", kommt die Antwort zurück. "Genügsam", wiederholt der Präsident, "was für ein treffendes Wort für unseren Sport. Andrea Pflugmacher ist übrigens Lehrerin", erzählt Joachim Walter und steuert auf einen kleinen Teich zu. "Einige Schüler von ihr spielen auch bei uns."

Man kennt sich eben beim Buchholzer Golf Club und redet sich mit Vornamen an. Vor allem, wenn man so lange dabei ist wie der frühere Bankkaufmann. Joachim Walter, der schlanke, sportliche Großvater, kann auch heute noch nicht über die weitläufige, 65 Hektar große Anlage fahren oder marschieren, ohne an die Wiesen und Äcker zu denken, die sie Anfang der 80er-Jahre hier am Rande von Buchholz erkundeten. Auf der Terrasse vor dem Clubhaus gesellen sich bei einem Cappuccino Jürgen Pallasch, Steuerfachmann und Schatzmeister, und Reinhard Madaus, Schriftführer des Golf Clubs, der in Hamburg seine eigene Werbeagentur betreibt, dazu. Und wenn die drei Männer ihre Blicke über den Teich mit der Fontäne und den Blumen dahinter bis zum ersten Abschlag schweifen lassen, ist in ihren Gesichtern zu lesen, wie stolz sie auf die Idylle sind, die sie geschaffen haben.

"Meine Frau kommt gerne abends mit mir hierher. Wir spielen ein paar Bahnen und sitzen dann hier oben und entspannen und genießen", sagt Joachim Walter. Er spricht leise, als wolle er das Zwitschern der Vögel nicht stören. "Und keiner hetzt dich, weil du den Rasen mähen sollst", fügt Reinhard Madaus hinzu. Und alle Lachen. Und denken an die Anfänge und die Schwierigkeiten zurück und werden sich manchmal im Stillen fragen: "Woher haben wir damals nur den Mut genommen?" Die Gründung und der Aufbau dieser Golfanlage in der Nordheide ist eine ganz eigene Geschichte. Das Außergewöhnliche daran ist nicht, das eine kleine Gruppe von Privatleuten sich an ein solches Millionen-Projekt heranwagte. Das hat es häufig gegeben. Aber dass diese Gründerväter vorher nie einen Golfschläger in der Hand hatten, ist wohl einmalig. "Christian Liess war der einzige von uns, der Golf spielen konnte", erzählt Joachim Walter. "Seine Freundin und spätere Frau Irene Köhler war achtfache Deutsche Meisterin und wurde unsere erste Trainerin."

"Insgesamt haben wir Bankkredite über 3,5 Millionen DM bekommen"

Joachim Walter, als junger Mann Fußballer in der Ligamannschaft vom TSV Buchholz 08, war Leiter der Vereins- und Westbank in Buchholz und längst zum Tennis gewechselt. "Jeden Donnerstagmorgen um acht Uhr kamen Christian Liess und Dr. Karlheinz Barich zu mir in die Bank. Und dann haben wir unsere Idee vom eigenen Golfplatz vorangetrieben". Warum aber packt ein Mann, der nie in seinem Leben Golf gespielt hat, ein so schwieriges Vorhaben überhaupt an? Bei dieser Frage schaut Joachim Walter kurz auf, dann ist ein Lächeln in seinem Gesicht. "Weil alle dagegen waren. Weil jeder das als eine versponnene Idee abgetan hat und keiner daran glaubte. Das hat mich gereizt".

Nun muss man, wenn man 30 und mehr Jahre zurückdenkt, daran erinnern, dass Golf damals ein sehr elitäres, exklusives und eben auch kostspieliges Hobby war. Und die wenigen vornehmen Klubs hatten hohe Hürden für eine Mitgliedschaft aufgebaut. "Die Politik in Buchholz wollte damals überhaupt nichts davon wissen", erzählt der Mitbegründer. "Die Parteien haben damals über eine Umgehungstraße gestritten und ob sich Möbel-Kraft hier ansiedeln dürfe. Wir bekamen nur "Lasst uns mit eurem Golfplatz in Ruhe" zu hören". Heute ist man natürlich auch im Rathaus froh, dass sich die kleine Clique der Golfverrückten nicht entmutigen ließ. In den Analen des Golf Club Buchholz-Nordheide ist beispielsweise unter dem 14. Juni 1983 festgehalten: "Busfahrt nach St. Dionys mit der CDU-Fraktion des Ortsrates Seppensen". Bei der Besichtigung des traditionsreichen Golf Klubs haben viele der Ortspolitiker sich erstmals ein Bild davon machen können, was sie da eigentlich genehmigen sollten. Die nächste Hürde war die Finanzierung. Die Wiesen und Äckern in eine gepflegte Golflandschaft umzuwandeln, verschlang mehrere Millionen Deutsche Mark. Da war es hilfreich, dass der damalige Chef von Joachim Walter Udo Bandow war. Der spätere erste Aufsichtsratsvorsitzende des Hamburger Sportvereins (HSV) hatte schon damals ein Herz und ein offenes Ohr für den Sport. "Insgesamt haben wir Bankkredite über 3,5 Millionen DM bekommen", erzählt Walter. "Heute wäre so etwas unmöglich."

Im September 1985 wurde mit dem Bau des Platzes begonnen, ein Jahr später konnten die Mitglieder die ersten Abschläge probieren. Am 27. August 1988 eröffnete der damalige Präsident Uwe Fuchs mit dem goldenen Ball den Golf Club Buchholz-Nordheide offiziell. Es dauerte weitere fünf Jahre, ehe nach vielen hitzigen Diskussionen unter den Mitgliedern 1993 auch das Clubhaus eingeweiht werden konnte.

Golf fasziniert und lockt vor allem auch junge Familien auf den Platz

In Deutschland ist Golf noch weit davon entfernt, so etwas wie Volkssport zu werden. Aber es ist ein Sport, der immer mehr Menschen fasziniert und vor allem auch junge Familien samt Kindern auf die Fairways und Grüns lockt. Die Kinder- und Jugendabteilung des Golf Club Buchholz-Nordheide ist eine ganz eigene Erfolgsgeschichte. "Wenn ich sehe, wie da sechs- und siebenjährige Mädchen und Jungen mit einer Unbekümmertheit und Fröhlichkeit den Ball schlagen, geht mir jedes Mal das Herz auf", sagt Jürgen Pallasch, der Chef über die Finanzen. "Ich weiß ja schließlich, wie schwer die Anfänge für uns Alten waren."

Mit sechs Jahren fängt die Nachwuchsarbeit in Buchholz offiziell an. "Die Kleinen spielen auch Hockey und Fußball und ganz spielerisch eben auch mit den Golfschlägern", berichtet Ute Hoffmann, als Jugendwartin für die rund 140 Mädchen und Jungen bis zum Alter von 18 Jahren verantwortlich. "Für die Kinder nehmen wir einen Jahresbeitrag von 100 Euro. Das einzige, was sie am Beginn mitbringen müssen, sind Turnschuhe, eine Regenjacke und ein Getränk."

Dazu kommen auch die Arbeitsgemeinschaften, die der Golf Club Buchholz-Nordheide inzwischen in vier Schulen unterstützt. Yannik Emmert, 16, eines der hoffnungsvollsten Nachwuchstalente des Hamburger Golfsports, hat seine sportlichen Wurzeln in Buchholz. Yannik ist Mitglied im Nationalkader und hat sein Schulteam vom Gymnasium Am Kattenberge gerade das dritte Mal in Folge zur Landesmeisterschaft und damit auch zum Bundesfinale von "Jugend trainiert für Olympia" nach Berlin geführt.