Vielseitigkeitsreiter Andreas Dibowski aus Döhle im Interview über seine Rolle als Ersatzreiter und warum er ins englische Kent fliegt

Döhle. Welt- und Europameister Michael Jung, Sandra Auffahrt, Ingrid Klimke, Dirk Schrade und Peter Thomsen, die Olympia-Teilnehmer der deutschen Vielseitigkeitsreiter, bereiten sich in Bonn-Rodderberg auf ihre Dienstreise nach London vor. Andreas Dibowski, Mannschafts-Olympiasieger 2008 in Hongkong, ist am Wochenende bei einem Turnier in Polen gestartet. Dabei muss auch er sich und sein junges Spitzenpferd FRH Butts Avedon in Olympiaform halten. Falls eines der Olympia-Pferde oder auch einer der nominierten Reiter ausfällt, wird Andreas Dibowski in das Team nachrücken. Über seine Rolle als erster Ersatzreiter der deutschen Equipe sprach das Hamburger Abendblatt mit ihm.

Hamburger Abendblatt:

Herr Dibowski, auch wenn Sie nur Ersatzmann sind, freuen Sie sich doch ein wenig auf London?

Andreas Dibowski:

Aber ich bin doch gar nicht dabei.

Aber es ist doch überall zu lesen, dass Sie mit nach England fahren?

Dibowski:

Aber nicht nach London und nicht auf das Olympia-Areal. Dafür habe ich keine Akkreditierung. Wir sind allerdings übereingekommen, dass ich mich mit Butts Avedon für ein paar Tage in einem Privatstall in Kent einquartiere. Wenn innerhalb des Teams kurzfristig etwas passiert, bin ich innerhalb von einer Stunde in London.

Werden Sie allein mit ihrem Pferd nach Kent fahren?

Dibowski:

Meine Frau Susanne wird mich begleiten und wir werden jeweils das Ersatzpferd von Michael Jung und von Dirk Schrade mitnehmen. Diese beiden Ersatzpferde dürfen gegebenenfalls auch bei den Olympischen Spielen starten.

Wann wird sich die Familie Dibowski auf den Weg nach England machen?

Dibowski:

Am nächsten Dienstag, also am 23. Juli, fahren wir los.

Ist denn der Schwarze, wie Butts Avedon auf ihrem Irenenhof genannt wird, bereit und fit für Olympia?

Dibowski:

Ja, absolut. Er ist in einem top Zustand. Seine erste Vier-Sterne-Prüfung in Luhmühlen hat ihm noch einmal einen kräftigen Konditionsschub gegeben.

Obwohl Butts Avedon bei seiner ersten Vier-Sterne-Prüfung, also der absoluten Weltklasse, in Luhmühlen sensationell Dritter wurde, hat es nicht zur Nominierung für die Olympischen Spiele gereicht. Waren Sie nicht doch etwas enttäuscht nach der Entscheidung?

Dibowski:

Für mich ist die Entscheidung nachvollziehbar. Ich kann damit leben. Das Pferd ist eben erst neun Jahre alt und im ganz großen Sport noch unerfahren

Auch die Goldmedaille im Vielseitigkeitssport wird beim abschließenden Springwettbewerb vergeben. Ist nicht das die besondere Stärke Ihres Avedon?

Dibowski:

Das ist richtig. In den letzten sieben Turnieren ist er sechs Mal beim abschließenden Springen ohne Fehler geblieben.

An Butts Avedon sind nicht nur Sie, sondern auch Dr. Manfred Giensch und Katharina Butt, die Witwe des Züchters, beteiligt. Dadurch, haben Sie selbst einmal gesagt, sei die Versuchung, dieses Zukunftspferd bei einem sehr guten Angebot zu verkaufen, nicht mehr so groß.

Dibowski:

Das ist doch ebenfalls nachvollziehbar, wenn sie die Kaufsumme durch drei teilen müssen.

Das klingt aber auch, als wenn Sie dem Verkauf von Butts Leon, Ihrem Goldpferd von Hongkong 2008, noch immer nachtrauern?

Dibowski:

Das war eine sehr, sehr schwierige Entscheidung. In Hongkong war Butts Leon elf Jahre alt. Jetzt, mit 15 Jahren, wäre er für mich sozusagen maßgeschneidert für die Olympischen Spiele. Als ich ihn verkaufte, wusste ich, dass meine Olympiachancen damit deutlich geringer ausfallen würden. Aber ich wusste auch, an Preisgeldern kann ich mit ihm nie das Geld hereinholen, was wir beim Verkauf bekommen haben.

Jetzt wird Butts Leon in London wohl dabei sein, denn seine neue Besitzerin, die Amerikanerin Nina Ligon, hat sich ja mit ihm für Thailand qualifiziert. Was ist eigentlich mit Fantasia, auf die Sie eigentlich Ihre Olympiahoffnungen gesetzt hatten?

Dibowski:

Die hatte sich bei einem Geländeritt eine Knochenstauchung zugezogen. Das hat sich als sehr langwierig erwiesen. Es wird in dieser Woche noch einmal eine ärztliche Untersuchung geben. Ich hoffe, dass wir dann endlich wieder mit der Trainingsarbeit beginnen können.

Wann wird die letzte Entscheidung fallen, ob Sie nicht doch bei Olympia reiten?

Dibowski:

Am Freitag, 27. Juli, zwei Stunden vor der Verfassungsprüfung. Bis dahin dürfen noch Reiter und auch Pferde ausgetauscht werden.

Bleiben Sie und Ihre Frau in England, auch wen Sie nicht zum Einsatz kommen?

Dibowski:

Nein, dann fahren wir sofort zurück und sind am Sonnabend wieder in Döhle. Ich werde an dem Wochenende beim Vielseitigkeitsturnier in Sahrendorf dabei sein.