Blitz, Donner und Regen sorgen für ein Novum: SV Wilhelmsburg und TSV Buchholz 08 werden zu gemeinsamen Siegern ernannt

Harburg. Blitz und Donner sind in den Harburg-Pokal gefahren - aber kräftig. Und sie sorgten für eine bisher in den 48. Pokaljahren nie da gewesene Entscheidung. Das Endspiel musste abgebrochen werden und deshalb werden auf dem Harburg Pokal für 2012 zwei Sieger mit Plaketten verewigt -Buchholz 08 und SV Wilhelmsburg. Kurios: 2007 konnte das gesamte Viertelfinale wegen Regens nicht ausgetragen werden, darunter eben jene Partie, welche diesmal im Finale nicht zu Ende gebracht wurde. Damals wurden alle Viertelfinal-Begegnungen ausgelost, der SV Wilhelmsburg hatte Losglück, erreichte das Finale gegen SVS Mesopotamien und wurde Harburg-Pokalsieger an der Winsener Straße.

Diesmal war das große Finale dort angepfiffen worden, wo 1965 auch der erste Pokalkampf entschieden wurde - auf dem traditionsreichen Grandplatz am Alten Postweg. Es standen sich gegenüber in schwarz die Spitzenmannschaft aus der Hamburger Oberliga, Buchholz 08, und in blau das Bezirksliga-Team des SV Wilhelmsburg. Die über 300 Zuschauer hatten ihre Regenschirme aufgespannt. Aber erst nach einer halben Stunde begann es zu rumoren und zu grollen. Das hatte nichts mit dem Fußball auf dem engen Platz zu tun. Obwohl der mit viel Kampf, mit hohen, oft nach vorn gedroschenen Bällen tatsächlich eher an alte Zeiten am Postweg erinnerte. Modernes schnelles Passspiel war auf holprigem Untergrund kaum möglich. Tatsächlich hatte der große Favorit Buchholz 08 in den ersten 45 Minuten nur eine richtige Torchance durch Prince Boateng Styhn. Die Wilhelmsburger überzeugten vor allem durch energische Abwehrarbeit.

Als Thore Holst, der 20-jährige Schiedsrichter vom FTSV Altenwerder, zur Halbzeit pfiff, fuhren die ersten Blitze vom Himmel. Der Regen wurde so stark, dass auch Besucher mit Regenschirmen ein Dach überm Kopf suchten. Als das Unwetter stärker wurde, gab es oben im Raum der Organisatoren eine kurze Diskussion. "Wenn ihr noch zehn Minuten mit dem Anpfiff wartet", machte Platzwart Hermann Glinke dem Schiedsrichter klar, "ist das Wasser so hoch, dann muss ich den Platz sperren." - "So lange Blitze niedergehen, werde ich nicht die Verantwortung übernehmen", antwortete der Schiedsrichter. "Dann pfeife ich nicht an."

Beratung unter den Organisatoren, Gespräche mit den beiden Trainern. Sollte man wenigstens so lange warten, bis wenigstens der Sieger durch Elfmeterschießen ermittelt werden könnte? Dann wurde über das Mikrofon bekannt gegeben: "Das Spiel wird nicht mehr angepfiffen. Der Harburg-Pokal wird in diesem Jahr zwei Sieger haben - SV Wilhelmsburg und Buchholz 08". Selbst die Medaillen, die einen in Gold die anderen in Silber, wurden gemischt an die Spieler verteilt.

Trotz dieses Endes zog Andreas Meyer aus dem neunköpfigen Organisations-Team eine positive Bilanz. "Wir hatten auf allen Plätzen in der Pokal-Woche 2500 Besucher. Das ist eine Steigerung von rund 20 Prozent gegenüber 2011. Auch was Drumherum und Sponsoring betraf, der Harburg-Pokal bleibt nach all den Jahren beliebt und attraktiv." Während Meyer sein Fazit zog, kamen aus der Buchholzer Kabine erste laute Gesänge. "Lothar, Lothar, Lothar Matthäus", stimmten sie ein und lachten. Und Andre Müller wurde mit der Nachricht überrascht: "Du hast ein neues Mountainbike." Das hatte sein Vater draußen bei der Verlosung gewonnen.

Da auf dem Postweg wie auch auf den anderen Austragungsorten die Bewirtung vom dem jeweils gastgebenden Verein organisiert und der Überschuss in die Pokal-Kasse fließt, wird jedes Spiel eines jeden der 32 teilnehmenden Mannschaften mit einem festen Betrag honoriert. "Im Vorjahr hat jede Mannschaft 80 Euro pro Einsatz bekommen", sagt Andreas Meyer. "In diesem Jahr kann das mehr werden. Dann gibt es für den Gewinner und den Zweiten einen Aufschlag. Wir hatten schon Jahre, da hat der Sieger einen Scheck von rund 1000 Euro in Empfang nehmen können." 2013 wird das Finale nicht auf dem Postweg angepfiffen. Dann wird dort ein Kunstrasen angelegt.