Wechsel von Jana Sussmann nach Hamburg lässt den schon länger währenden Konflikt mit Leichtathletik-Trainer André Prüsmann eskalieren

Winsen. Die Begleitumstände des Wechsels von Jana Sussmann, 21, der deutschen Meisterin über 3000 Meter Hindernis, zum neu gegründeten Lauf Team Haspa Marathon Hamburg in der Vorwoche haben bei den Beteiligten für Unmut gesorgt. Besonders störte den abgebenden Verein LG Nordheide, dass Janas Trainer André Prüsmann, 40, in der Öffentlichkeit behauptet hatte, dass sein Wissen und seine Kompetenz bei der Leichtathletik-Gemeinschaft aus 14 Vereinen nicht gefragt seien. Die LG Nordheide reagierte mit einer geharnischten Pressemitteilung, die schwere Vorwürfe gegen Prüsmann erhob. So habe Prüsmann den Motivationsverlust einer Trainingsgruppe nicht verhindert. Ihm wurde vorgeworfen, mehr den Profit als den Athleten zu sehen und er soll die Aussage getätigt haben, dass er hinschmeißen wolle, wenn aus Jana nichts werde. Der LGN-Vorsitzende Markus Großmann steht zu den Vorwürfen, ließ aber durchblicken, dass künftig in ähnlichen Situationen möglicherweise anders reagiert werde. Nachdem die Mitteilung zunächst von der Startseite von www.lgnordheide.de genommen wurde, ist sie inzwischen auch unter "News" nicht mehr abrufbar.

Trainer Prüsmann wundert sich, dass der Verein so heftig auf seine Aussage reagiert hat. "Ich verstehe nicht, dass jetzt so getan wird, als ob hier immer Friede, Freude, Eierkuchen geherrscht habe", sagte der A-Lizenz-Inhaber, nach dessen Auffassung es schon seit längerem Meinungsverschiedenheiten und Streitpunkte gab.

"Der Wechsel wurde zum frühesten Zeitpunkt mitgeteilt, nämlich, als die Einspruchsfrist, gegen die Gründung des neuen Vereins abgelaufen war", antwortete Prüsmann auf diesbezügliche Vorwürfe. Prüsmann beschloss nach Erhalt der Pressemitteilung ("meine Frau ist in dem Verteiler") seine Funktion als Stützpunkttrainer in Winsen ebenfalls zu beenden. Bereits im Sommer dieses Jahres hatte er sich als Trainer der LG Nordheide und des der LG zugehörigen TSV Winsen verabschiedet. Von seinem Vorhaben, rechtliche Schritte gegen die LG Nordheide einzuleiten, hat Prüsmann mit Rücksicht auf Jana Sussmann Abstand genommen.

Prüsmann geht nicht davon aus, dass ihm sein Rücktritt als Stützpunkttrainer negativ ausgelegt wird. "Im Gegenteil. So kann mir nicht vorgeworfen werden, dass ich fürs Stützpunkttraining Geld kassiere, obwohl ich dort zurzeit nur Jana trainiere." Prüsmann, der 2013 vom Deutschen Leichtathletik-Verband als Ausbilder für neue Lizenz-Trainer eingesetzt wird, meint, dass ihm sowohl im Stützpunkttraining als auch im Verein Talente "vorenthalten" wurden. Aufgrund unterschiedlicher Auffassungen liegt André Prüsmann mit seinem eigenen Vater, Lauftrainer Gerd Prüsmann, und mit Mehrkampftrainer Georg Bernhart über Kreuz. "Ich meine, dass Athleten von einem bestimmten Alter und Leistungsstand an einem qualifizierteren Training zugeführt werden müssen", so Prüsmann junior. Der Berufsfeuerwehrmann in Hamburg hat als Ziel ausgegeben, einmal Konditionstrainer bei einem Hamburger Profiklub zu werden.

Mit seinen Trainingsmethoden scheint er bisher richtig gelegen zu haben. Dafür spricht auch die Leistungssteigerung von Jana Sussmann, die sich innerhalb eines Jahres auf der 5000-Meter-Strecke von 16:53 auf 15:55 Minuten und über 3000-Meter-Hindernis von 10:11 auf 9:43 Minuten gesteigert hat. Am 11. Dezember gehört Sussmann bei der Cross-EM in Velenje/Slowenien dem deutschen U23-Team an.