Spaß stand im Vordergrund: Zehn Schachkoryphäen spielen beim MTV Treubund Lüneburg im Sportpark Kreideberg gegen 300 Herausforderer.

Lüneburg. Ein Becher Kaffee kurz vor dem Start musste Großmeister Alexei Shirov reichen, um die Konzentration für die Herausforderung sicherzustellen. "Zehn gegen Lüneburg" hieß die Aufgabe, die sich der Topfavorit im Schach gestellt hatte. Der lettische Großmeister trat im Sportpark Kreideberg in Lüneburg gegen 30 Herausforderer an. Organisiert hatte die Schachveranstaltung zusammen mit dem MTV Treubund Lüneburg ebenfalls ein Großmeister, Jonathan Carlstedt aus Harburg. Zehn namhafte Schachspieler von internationalem Rang maßen sich im Simultanschach gegen jeweils 30 Herausforderer aus Lüneburg und der Region. Allerdings blieb die Teilnahme hinter den Erwartungen zurück. Am meisten Andrang herrschte im Tisch-Quarree des Topfavoriten Alexei Shirov.

Erst morgens um 9 Uhr war der ehemalige Vizeweltmeister der Fide (Weltschachverband) in Hamburg-Fuhlsbüttel gelandet. Der 39 Jahre alte Großmeister kam direkt von der European Championship 2011 aus dem griechischen Porto Callas nach Lüneburg. Dort war Deutschland überraschend Mannschafts-Europameisterschaft geworden. Shirov hatte mit seinem spanischen Team, dem er seit 1996 angehört, nicht den gewünschten Erfolg. 2012 wird er wieder für sein Heimatland Lettland spielen, verkündete der Großmeister im Sportpark Kreideberg.

Er nutzte die Schachveranstaltung zu einem Kurzbesuch seiner Tochter Maria in Hamburg.

In Lüneburg stand bei allen Beteiligten in erster Linie der Spaß am Königlichen Spiel im Vordergrund. "Ich habe kein Problem, eine Partie verloren zu geben", sagte Alexei Shirov und schmunzelte verschmitzt. Dass es sich dabei lediglich um ein Lippenbekenntnis handelt, war seinen 30 Gegenspielern schnell klar. Im Anschluss an die Simultanschachpartien spielten die zehn Favoriten gegeneinander ein Blitzturnier. Alexei Shirov wechselte direkt vom Simultanschach in den Blitzkampf. Und gewann souverän. Nach sieben Stunden ohne Unterbrechung lag der Punktestand von Shirov bei 8,5 aus neun Partien. Das Publikum zollte dem Großmeister für diese grandiose Leistung viel Applaus und Anerkennung.

Sven Ehrlich, 44, aus Buxtehude ließ sich kurz vor Spielbeginn noch das Programm von Shirov signieren. "Ich habe geplant, erst nach 20 Zügen mit Würde zu verlieren", sagte der Schachspieler des SV Jork. Seit 2001 hat er das Schachspielen nach langer Pause wieder intensiviert. Besonders der kompromisslose, risikoreiche Angriffsstil des Vizeweltmeisters faszinierte ihn. "Er ist selbst bereit, ein Risiko für einen Punkt einzugehen", sagte Ehrlich. Ebenfalls im Quarree gegen Shirov dabei war Klaus Schreiner vom Schachclub Turm Lüneburg und sein Sohn Till, 16. "Es ist schon ein besonderes Erlebnis, gegen so einen Weltklassespieler anzutreten", sagte der Papa, der seinem Sohn die besseren Chancen ausrechnete. Die Begeisterung für Schach weckte Opa Jürgen Schreiner bei seinem Enkel. Schon mit neun Jahren bestritt er erste Turniere und spielt heute in der Landesliga. Gerade erst wurde er in Xanten in Nordrhein-Westfalen mit der niedersächsischen U16-Mannschaft deutscher Meister. Während sich der Papa nach rund 25 Zügen geschlagen geben musste, gelang dem 16-Jährigen ein Remis gegen den Großmeister.

Dieser Enthusiasmus wurde nur noch übertroffen von den jüngsten Teilnehmern. Die Grundschule Hasenburger Berg war mit einem Großteil ihrer Zweitklässler gegen den deutschen Großmeister David Baramidze angetreten. Zur Unterstützung hatten sie Lothar Quaiser und Martin Weller dabei, die Leiter der Schach-Arbeitsgemeinschaft. Jede Menge Tipps gab es aus allen Richtungen. "Ich würde den da nehmen", raunte Benjamin Hirt, 7, seinem gleichaltrigem Tischnachbarn Jasper Detjens zu. "Aufpassen, überlege einmal, was ich dann ziehen könnte", sagte Baramidze, dem der Spaß bei diesen Partien anzumerken war. Großmeister Niklas Huschenbeth verlor im Simultanschach gegen Jürgen Jordan vom Schachverein Winsen.