100 Jahre MTV Hanstedt - ein Männerturnverein feiert Jubiläum

Hanstedt. Das genaue Gründungsdatum, irgendwann im Sommer 1911, liegt im Dunkeln - dafür erstrahlt der MTV Hanstedt im Jahr seines 100. Geburtstages in hellem Glanz. Die Mitgliederzahl ist im Lauf der Jahrzehnte auf heute über 1000 gestiegen, der Männerturnverein (MTV) verfügt mit der Leichtathletik-Abteilung über ein überregional bekanntes Aushängeschild und ist in der Gemeinde eine feste gesellschaftliche Größe.

"Der Verein ist orts- und heimatverbunden und bietet ein Riesenangebot mit 15 Abteilungen - von Aerobic bis Zirkuskünste", sagt Werner Cohrs, der Erste Vorsitzende seit Februar 2011. Besonders stolz ist der Vereinschef auf die 2001 von Siegfried "Siggi "Müller gegründeten Zirkuskünste. Die Aktiven werden oft bei gut besuchten öffentlichen Veranstaltungen als "Unterhaltungs-Act" gebucht. Sie präsentieren dort ihre Jonglier-Künste, fahren Hochrad und versetzen das Publikum mit gewagten Körperverrenkungen ins Staunen.

"Diese Abteilung ist ein Alleinstellungsmerkmal unseres Vereins", betont Werner Cohrs, "so was gibt es sonst nirgendwo." Besonders begeistert von der neuen Sportart seien die Kinder, so der Vorsitzende. "Man hat den Mund offen, wie schnell sie die anspruchsvollen Übungen erlernen", sagt er.

Am Anfang stand das Männerturnen. Vor der Vereinsgründung hatten die 25 Turnvater-Jahn-Jünger der ersten Stunde im Quarrendorfer Turnverein mitgemacht. Der erste Existenznachweis des MTV Hanstedt datiert vom 6. September 1911 - es war ein Kassenbucheintrag. Es folgte die "Grundgesetz- und Turnordnung" genannte Satzung, veröffentlicht am 26. November. Ein Auszug daraus dokumentiert den Geist der Zeit: "Jeder Turner hat sich sowohl den Anordnungen der Vorturner als auch des Turnwarts während des Riegenturnens zu fügen."

Damals war der Einzelne Untertan, heute ist er Teil einer Gemeinschaft aus selbstbewussten Individuen. Dazu zählten im Hanstedter Männerturnverein (MTV) - schenkt man den frühen Bilddokumenten Glauben - bald auch die Frauen. Ein Foto zeigt einen stattlichen Herrn im weißen Trikothemd mit langen Armen und weißer Hose vor einem Bock, auf dem fünf junge Damen, die hübschen langen Beine unbekleidet, in schwarzen Trikotagen kokett posieren. Viel Bein zeigen auch die Damenriegen aus den Jahren 1931 und 1948.

Die Bilder der Hanstedter Sportlerinnen sind ein Höhepunkt der Chronik, die der Jubilar herausgegeben hat. Enttäuschend fällt dagegen die knappe Notiz zum "Tausendjährigen Reich" aus. Vermerkt ist nur, dass in den Jahren von 1933 bis 1945 ein Theaterstück aufgeführt wurde und der "Sport für jeden zur Pflichtübung wurde". Erhellend ist das nicht. Dabei ist Aufklärung keine Nestbeschmutzung.

Einen breiten Raum nehmen dagegen die Erfolge der Leichtathleten ein, die mit Xenia Rahn (deutsche A-Jugend-Meisterin im Siebenkampf), Paul Dittmer (vierter Platz bei der DM über 110 Meter Hürden) und Tim Kelly Pahnke (norddeutscher Meister über 110 Meter Hürden, Landesmeister in mehreren Disziplinen) über drei Vorzeige-Sportler verfügt. "Die Leichtathleten bringen zwar überaus vorzeigbare Leistungen in der deutschen Spitzenklasse", freut sich Vereinsboss Cohrs, doch der MTV Hanstedt verstehe sich in erster Linie als Breitensportverein.

Um die Ambitionen in der Leichtathletik zu befriedigen, strebe der Klub daher nicht danach, Sportler von außen um jeden Preis zu bekommen, sagt Werner Cohrs, dem etwas anderes viel wichtiger ist: "Wir sind finanziell gesund, die Verbindlichkeiten betragen ganze 14 000 Euro, die nur dem Einbau einer Solaranlage für Warmwasser und Duschen geschuldet sind." Das sei aber "gut angelegtes Geld, das sich schon amortisiert hat", meint der Vereinsvorsitzende. Hilfreich ist auch der große Sponsorenpool, zu dem Banken, Selbstständige und vor allem die Gemeinde Hanstedt als "unser größter Geldgeber" zählt.

Wunschlos glücklich ist der Hanstedter Vorsitzende aber nicht. Was dem ansonsten gut aufgestellten Verein fehle, seien ein Kunstrasenplatz und eine Leichtathletiklaufbahn. Der Kunstrasen würde den Fußballern besser über den Winter helfen und die alte Bahn ist vollkommen verschlissen. Das Problem sind die Kosten von jeweils 400 000 Euro. Deshalb wünscht sich Werner Cohrs "einen Millionär ohne Erben" als Sponsor herbei. Vielleicht liest ja einer gerade Zeitung. . .