Der 35 Jahre alte Torben Tutas sieht den Lüneburger SK in der neuen Oberliga-Saison mindestens auf Mittelfeldplatz

Lüneburg. Seit Beginn dieser Saison gehört Kapitän Torben Tutas auch zum Trainerteam des Fußball-Oberligisten Lüneburger SK Hansa. Tutas wurde am 30. Mai 1976 in Bienenbüttel geboren. Für seinen Heimatverein Union Bevensen spielte der Linksfuß von 1983 bis 1991. Es folgen zehn Jahre beim Lüneburger SK. Stationen im Profifußball hießen Rot-Weiß Essen (bis 2004) und Holstein Kiel (bis 2006). Seit 2007 kickt der gelernte Destillateur wieder bei der Lüneburger Nummer eins. Das Hamburger Abendblatt sprach mit Torben Tutas über den neuen LSK.

Hamburger Abendblatt:

Wie bewerten Sie die Rückbenennung ihres Klubs in LSK?

Torben Tutas:

Mit dem Namen Hansa war die große Hoffnung für einen unbelasteten Neuanfang verbunden. Man hat unterschätzt, dass die drei Buchstaben LSK eine Riesenmarke der Stadt mit überregionaler Ausstrahlung waren. Dieses Aushängeschild war auf einmal weg. Viele Menschen konnten sich mit dem Verein nicht identifizieren. Im Nachhinein ist man immer schlauer.

Jetzt heißt der Klub Lüneburger Sport-Klub Hansa und mischt mit neuem Elan die Oberliga auf?

Tutas:

Die Mannschaft ist qualitativ gut aufgestellt und kann jedem Gegner in der Oberliga Paroli bieten. Es dürfen sich aber keine Spieler mehr verletzen. Mit 19 Spielern, davon zwei Torhütern, ist unser Kader nicht gerade breit aufgestellt. Die Sorgen sind schon vor Saisonbeginn da: Benjamin Tillack hat sich die Hand gebrochen und Finn-Patrick Gierke hat große Probleme mit seinem Rücken. Es ist völlig ungewiss, wann er wieder fit ist.

Wo sehen Sie bei Neuverpflichtungen noch Handlungsbedarf?

Tutas:

In der Defensive sind wir stärker aufgestellt als im letzten Jahr, aber vorne könnten wir noch jemanden gebrauchen. Zurzeit stehen mit Marvin Mißfeld und Sebastian Klepatz nur zwei echte Stürmer zur Verfügung.

Was ist ihr Saisonziel?

Tutas:

Unser Vorteil ist, dass wir uns alle gut kennen. Deshalb kann unser Ziel dieses Mal nicht lauten: Abstieg vermeiden. Zumal nur eine Mannschaft absteigen muss. Bis jetzt haben wir noch keine Vorgabe vom Verein bekommen - das Ziel sollte aber schon sein, solange wie möglich in Tuchfühlung mit Platz fünf zu bleiben.

Sie peilen den Aufstieg an?

Tutas:

Nein, realistisch ist Platz neun oder zehn. Falls wir aber unter die ersten fünf kommen, muss der Verein entscheiden, was passiert.

Wer sind die Favoriten?

Tutas:

Cloppenburg, Rheden, Goslar sowie die zweiten Mannschaften des VfL Osnabrück und von Eintracht Braunschweig. Im Prinzip arbeiten die alle unter Profibedingungen und haben einen Riesenvorteil. Wenn unsere Spieler wie Eugen Krasnikow und Alexander Walter neben der Ausbildung oder ihrer Vollzeittätigkeit jeweils 38 Ligaspiele absolvieren und kaum beim Training fehlen, ist das auf diesem Niveau eine Riesenleistung.

Das gilt auch für Sie. Sie haben doch auch eine 40-Stunden-Woche?

Tutas:

Es sind 41,5 Stunden. Dazu kommen die Familie mit zwei Kids, Haus und Garten. Langweilig ist mir nie.

Das liegt sicher auch am interessanten Beruf. Wie wird man Destillateur?

Tutas:

Ich habe als Schüler bei der Firma Eggert in Bad Bevensen gejobbt und mich dann für eine Ausbildung entschieden. Ich bin heute noch dort tätig - mit Ausnahme meiner sechsjährigen Profizeit. Wir veredeln Hochprozentiges, zum Beispiel Rum aus der Karibik.

Zurück zum Fußball: Ein Wort zu Ihren Trainer-"Kollegen" Gerd Bruns und Thomas Oelkers.

Tutas:

Die beiden ergänzen sich gut. Gerd Bruns ist eher unterkühlt, Thomas dagegen ein typischer Co-Trainer. Er ist ein großer Motivator, der immer einen guten Spruch auf der Zunge hat. Fachlich sind beide top.

In der vergangenen Saison herrschte zwischen Harry Pleß und seinem damaligen Stellvertreter Gerd Bruns Uneinigkeit über die Spielweise. Wie hat die Mannschaft das gesehen?

Tutas:

Pleß wollte den Ball schnell hinten raus geschlagen haben, Bruns bevorzugt fußballerische Lösungen und hat sich damit durchgesetzt. Er kam uns Spielern mit dieser Sichtweise entgegen. Der Erfolg nach der Umstellung auf die feinere Klinge zum Saisonfinale hat uns schließlich den Klassenerhalt gesichert. Damit will ich aber nichts gegen Harry Pleß gesagt haben. Er hat dem Verein mit seinem tollen Engagement wieder Leben eingehaucht. Ohne ihn hätte es nicht geklappt.

Welche Aufgabe haben Sie im Trainerstab?

Tutas:

Oelkers ist beruflich stark eingespannt und fehlt in der Woche oft wegen wichtiger Termine oder Auslandsreisen. In diese Zeit übernehme ich seine Aufgaben. Angedacht ist, dass ich nach Beendigung meiner aktiven Laufbahn im Verein bleibe.

Zwei Jahre in der Oberliga trauen Sie sich noch zu?

Tutas:

Klar. Die jungen Spieler staunen manchmal, wie ich vorne weg marschiere. Allerdings benötige ich nach Spielen eine immer längere Regenerationszeit.

Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken: Was waren die Höhepunkte?

Tutas:

Das Pokalspiel mit Rot-Weiß Essen gegen Bayer Leverkusen mit Lucio und meinem direkten Gegenspieler Bernd Schneider im ausverkauften Stadion Hafenstraße. Schneider hatte kurz zuvor eine Riesenturnier bei der WM 2002 gespielt. Dazu kommt das Erlebnis, in Essen mit vielen Top-Leuten gekickt zu haben. Zu nennen wären Bjarne Goldbaeck und Heiko Bonan, der wie mein Vorbild Ralf Sievers bis Ende dreißig auf hohem Niveau gekickt hat.