Ungewöhnlicher Gast beim VfL Stade und den Elbe-Kliniken: Goldmedaillengewinner Ole Bischof lockt den Nachwuchs

Stade. Sie sind wirklich überrannt worden, die Judoka vom VfL Stade. Ein riesiges Gedränge auf den Matten der Schulsporthalle Camper Höhe. Das kommt nicht alle Tage vor. Es ist ja auch ein einmaliger Höhepunkt, wenn ein Olympiasieger und Kapitän der deutschen Judo-Nationalmannschaft das Training leitet. Ole Bischof, der einzige Kampfsportler, der bei den Olympischen Spielen in Peking Gold für Deutschland erkämpfte, war zwei Tage zu Gast in Stade, trainierte mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

"Aus Bremen sind Mädchen und Jungen mit ihren Eltern angereist", sagte Egon Krien, Judo-Cheftrainer beim VfL Stade, "einige aus Hamburg und sogar aus Holzminden, die meisten natürlich aus dem Umland. Zuerst haben 220 Kinder unsere Halle bevölkert, bei den Erwachsenen waren mehr als 100. Und ich glaube nicht, dass nur ein einziger sein Kommen bereut hat."

Wie dieser Mann mit den zupackenden Händen sich auf der Matte bewegt, wie blitzschnell er Würfe ansetzt, wie er kleine Feinheiten und Tricks vorführt, das war die eine Sache. Wie offen, locker und freundlich dieser Ole Bischof auf Kinder zugeht, das zeigte sich am Ende der Trainingseinheit, als sich die Teilnehmer noch Autogramme abholen konnten. "Dafür hatten wir eine halbe Stunde eingeplant", sagte Thomas Kaiser von der VfL-Judoabteilung, die seit einem Jahr das Gastspiel vorbereitete, "aber Ole Bischof hat die Kinder selbst in den kurzen Gesprächen so begeistert, dass die Schlange der Anstehenden nicht kürzer wurde. Viele haben sich gleich ein zweites Mal angestellt."

Ole Bischof erzählte den Kinder auch von seinen Anfängen. "Eigentlich bin ich nur zum Judo gegangen", sagte der gelernte Diplom-Kaufmann aus Reutlingen und heute Vollprofi, "weil mir die weißen Judo-Anzüge so gefallen haben." Die weiße Kampfhose trägt er auch, als er die Kinderstation der Elbe-Kliniken in Stade besucht. Das Krankenhaus ist seit fünf Jahren Kooperations-Partner des VfL Stade. "Sport und Gesundheit sind für uns zwei Seiten der gleichen Medaille", sagte Siegfried Ristau, der sportlich wirkende Geschäftsführer der Elbe Kliniken. "Und auf unserer Station zeigt sich bei kranken Kindern, wie wichtig der Sport ist", ergänzt Dr. Volker Berg, der Chefarzt der Kinderklinik. "Mädchen oder Jungen, die in einem Sportverein sind, kommen nach einer Operation schneller auf die Beine als ein bewegungsarmes Kind."

Die Gastgeber haben Ole Bischof zu Kaffee, Butterkuchen und einem kurzen Gespräch eingeladen. Ohne die Unterstützung der Klinik hätte die Judosparte den Olympiasieger nicht nach Stade holen können. "Kinder für den Sport zu begeistern ist unser gemeinsames Anliegen", betont Geschäftsführer Ristau. "Wie wichtig das ist, erleben wir hier täglich", unterstreicht Volker Berg, "denn die gesundheitlichen Probleme bei Kindern nehmen zu. Immer mehr leiden an chronischen Kopfschmerzen, an Übergewicht, und gerade hier kann Sport helfen."

Der Mann im weißen Judoanzug hat noch eine andere Botschaft. "Judo ist mehr als Sport, Judo ist eine Lebenseinstellung", sagt Ole Bischof, "wir verbeugen uns vor dem Gegner, vor und nach dem Kampf. Das ist mehr als nur eine Geste. Der Respekt vor dem anderen, Verantwortung tragen für den Widersacher, das wird bei uns vermittelt."

Es ist dieses offene, freundliche Art des Aufeinanderzugehens, mit dem Ole Bischof beim Besuch auf der Kinderstation auch den zehnjährigen Timo zum Lächeln bringt. "Ich bin Ole", stellt er sich dem kleinen Patienten aus Wischhafen vor. "Mir haben sie die Mandel rausgenommen", sagte der Junge etwas verlegen. "Dann darfst du ja jetzt viel Eis essen", weiß der Olympiasieger. Und beide müssen lachen.

"Wenn wir ehrlich sind, die meisten haben gar nicht gewusst, dass der Mann im Kampfanzug Olympiasieger ist", zieht Cheftrainer Egon Krien Bilanz. "Gerade deshalb hat mich überrascht, welchen Spaß und welche Begeisterung Ole Bischof bei den Kindern ausgelöst hat. Unglaublich. Die Kinder sind motiviert und werden noch lange von ihm schwärmen."