Beim Hallen-Biathlon ersetzen Lichtpunktgewehre die traditionellen Waffen der Sportschützen in den Vereinen

Winsen. Vom Wettkampf-Gekreische und dem Lachen der spielenden Kinder in der Winarena nimmt Lara Dobrowolski kaum etwas wahr. Das 14 Jahre alte, groß gewachsene Mädchen ist nervös, hat fast schon Panik vor ihrem letzten Wettkampf. Ihre Mutter redet beruhigend auf sie ein. Ihre Anspannung spricht für das Hallen-Biathlon mit dem Lichtpunktschießen, bestätigt, dass diese noch neue Sportart auf dem richtigen Wege ist. Was zu Beginn von traditionsbehafteten Grünröcken als Spielerei abgetan wurde, entwickelt sich zu einem ernst zu nehmenden Wettkampfsport.

Es ist der erste Hallen-Biathlon in der Sporthalle Winsen und gleichzeitig der Saisonabschluss einer Serie von Wettbewerben, zu dem der Schützenkreis Bleckede und der Schützenverband Nordheide und Elbmarsch eingeladen hatten. "Das Interesse der Kinder und Jugendlichen nimmt von Wettkampf zu Wettkampf zu", verkündet Patrick Wirtz, der Kreisjugendleiter der Schützen im Landkreis Harburg. "Beim Auftakt unserer kleinen Serie in Buchholz hatten wir 62 Teilnehmer und jetzt beim Saisonabschluss in Winsen sind es schon über 100 Mädchen und Jungen, die an den Einzel und Mannschafts-Wettkämpfen teilnehmen."

Zu den Kleinsten, die gerade an der Startlinie Aufstellung nehmen, gehört auch Erik Buhr, ein Pfiffikus mit einer randlosen Brille. Als die Glocke ertönt, saust Erik los, schiebt sich in der ersten Kurve an allen vorbei, rennt zwei Runden vorneweg.

"Das sind jedes Mal etwa 300 anstrengende Meter", erläutert Susanne Clausen, gemeinsam mit Elke Scholz Leichtathletik-Trainern beim TSV Stelle. Erik, ihr schneller Schützling, steuert zum Schießen, wirft sich auf die Unterlage, nimmt das Gewehr in Anschlag und den ersten der fünf schwarzen Punkte ins Visier. Bei diesem Hallen-Biathlon zielen die Mädchen und Jungen mit Lichtpunkt-Gewehren, die mit Laserstrahlen funktionieren.

Nach zwei Runden werden liegend fünf Schuss auf die zehn Meter entfernten schwarzen Scheiben abgeben. Auch mit dem Gewehr ist Erik fixer als die Konkurrenten. "Gerade das Schießen macht den Kindern Spaß", erzählt Susanne Clausen. Mit 21 Jungen und Mädchen waren die Leichtathleten stärker vertreten als der Nachwuchs aus den klassischen Schützenvereinen. Das Lichtpunktschießen ohne Munition erweist sich immer deutlicher als ideal, um Kinder für die Schützenvereine zurück zu gewinnen. Es deutet aber auch eine Entwicklung an, an deren Ende die klassischen Waffen ganz und gar von Lichtpunkt-Pistolen und Gewehren verdrängt werden könnten.

Auf der Empore der Winarena stehen zwei Männer und diskutieren angeregt das fröhliche Treiben. Hans-Joachim Krefft, amtierender deutscher Meister bei den Senioren im 60-Schuss liegend mit dem Kleinkaliber-Gewehr, sagt: "Zum Schießen gehört für mich auch das Knallen und der Geruch von Pulver."

Wilhelm Rulffs, der Ehrenvorsitzende des Schützenkorps, steht neben ihm und lächelt. "Du kannst dir das nicht vorstellen. Aber diese Kinder da unten wachsen damit auf. Ich befürchte, Vereine, die sich dem verweigern, werden vielleicht in zehn Jahren nicht mehr existieren."

Lara Dobrowolski hatte bei den ersten drei Starts immer gesiegt. Deshalb war sie vor der letzten Entscheidung so nervös. Und wurde in Winsen auch nur Zweite. In der Endabrechnung lag sie gleichauf mit Janina Eimann vom KKSV Wendisch Evern. Da Janina, die jüngere Konkurrentin in ihrem Wettbewerb, mehr Konkurrentinnen hinter sich lassen musste, trat bei der Siegerehrung Lara vor. "Da Janina mehr leisten musste, verzichte ich. Der Super-Pokal gehört Janina."

Dafür bekam Lara Dobrowolski, 14 Jahre alt, aus Nahrendorf den stärksten Applaus.