Faustball-Männer des MTV Hammah scheiden bei den deutschen Meisterschaften in Fredenbeck schon nach der Vorrunde aus

Fredenbeck. Unter den rund 1000 Faustball-Enthusiasten in der Geestlandhalle in Fredenbeck hat sich die "Blue Fan Group" in eine Ecke der Tribüne zurückgezogen. Die große Trommel liegt auf einem Sitz. Thomas Rueß, der Fan aus Stade, der sonst mit dem mächtigen Ding die ganze Halle aufwühlen kann, sitzt still daneben. Freund Thomas Gooßen hat seine kleine Trommel zwar vor dem Bauch, aber die Hände auf das Geländer gelegt. Die Trommeln der lautesten und mitreißendsten deutschen Fan-Gruppe schweigen. Denn ihr Team, Gastgeber MTV Hammah, ist nicht mehr dabei. Die Spieler, die 2009 diesen nationalen Hallentitel das erste Mal in der Vereinsgeschichte mit in ihr Dorf brachten und die in der Nord-Bundesliga fast unangefochten Nummer eins wurden, überstanden die Vorrunde nicht.

Zwei Spiele und zwei Niederlagen, das war's für Hammah. "Unsere Jungs waren zu nervös", hat Thomas Gooßen eine Erklärung für die vielleicht bittersten Stunden in der Faustball-Geschichte des MTV Hammah. "Der Druck, die eigenen Fans mit dem Titel zu begeistern und mitzureißen, war wohl zu groß". Das Urteil des Mannes, auf dessen Jacke unter dem Bekenntnis "Blue Fan Group" noch zu lesen ist, "Wir jubeln blau für Blau", hat Gewicht. Die rund 25 locker organisierten Hammah-Fans sorgen bei Heim- und Auswärtsspielen für Stimmung. Und dann mussten sie gleich beim ersten Auftritt ihres Teams in der Geestlandhalle diesen Untergang miterleben. In der Vorrunde der sechs besten Faustball-Teams Deutschlands trafen die Gastgeber auf die vertrauten Gegner vom VfK Berlin. Nie zuvor hat Hammah ein Spiel gegen die Berliner verloren. Gooßen: "In der Bundesliga hat noch mein 44 Jahre alter Bruder Hans-Peter mitgespielt und trotzdem haben sie locker gewonnen"

So ging es auch diesmal los. Den ersten Satz gewannen die Gastgeber 11:4, den zweiten schon mühevoller 12:10. Und dann kommt dieser dritte Satz und die knapp 1000 Besucher erleben, wie Berlins Schlagmann Lucas Schubert über sich hinauswächst und ihren Männern die Bälle um die Ohren haut. Hammah verliert den dritten Satz 2:11 und versucht, das verlorene Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Trainer Reinhard Hoff: "Aber es war, als wenn ein kleiner Schalter umgelegt wurde. Ausgerechnet gegen Berlin verlieren sie so einen Satz. Die Sicherheit, das Selbstvertrauen, wie ausgeknipst. Wenn es um die deutsche Meisterschaft geht, ist es ungeheuer schwer, das zurückzugewinnen." Es gelang der Mannschaft, von der vier der jungen Männer schon als Kinder und Jugendliche sechs Mal deutsche Meister waren, trotz aller Bemühungen nicht. Der vierte und auch der fünfte Satz wurden mit 7:11 abgegeben - die erste Niederlage gegen die Berliner.

Im zweiten Vorrunden-Spiel traf Hammah auf Titelverteidiger TV Stammheim. "Wieder haben wir alles versucht", so Trainer Hoff, "haben 2:8 zurückgelegen, sind 9:8 in Führung gegangen und verloren doch." Nach dem 10:12, 9:11 und 7:11 schwiegen die Trommeln der Blue Fans. Erdrückend war auch die Stille in der Kabine. Die Spieler in den blauen Trikots saßen auf den Bänken, stierten auf die Erde und keiner brachte ein Wort über die Lippen. "Dieses Schweigen, eine halbe Stunde und länger, war wohl der bitterste Augenblick, den ich im Faustball erlebt habe", sagte Teamkapitän Hinnerk Holst.

Dieses unerwartet frühe Ausscheiden sei ihm sehr aufs Gemüt geschlagen, bekannte Jan Cord Vollmers, der mit Ehefrau Annette, der Faustballfachwartin des Verein Cheforganisator dieser deutschen Meisterschaft war. "An der Players Night hatte ich wirklich keine Freude." Ausgelassen gefeiert wurde allerdings trotzdem. Erst morgens gegen vier Uhr gingen in der Niedersachsen-Schänke die Lichter aus.

Das Versagen des eigenen Teams brachte keine größeren finanziellen Ausfälle. Bei den Finalspielen erlebten mehr als 1000 Fans aus nah und fern die nationale Elite dieses schnellen, dynamischen Traditions-Sports. "Beim Spiel um Platz drei, das TSV Pfungstadt 3:0 gegen Berlin gewann, war es in der Halle so leise, dass mir die beiden Teams leid taten", so Vollmers. "Beim Finale aber ist die Halle fast geplatzt, so toll war die Stimmung." Titelverteidiger TV Stammheim musste sich dem Fast-Nachbarn und ewigen Rivalen TV Vaihingen/Enz mit 1:3 beugen.

Beim MTV Hammah werden sich die Verantwortlichen mit den Spielern zusammensetzen. Carlo Engelke, Ex-Nationalspieler aus Düdenbüttel, den sie mit Christian Sondern aus Hamm anwarben, wird den Verein verlassen und sich um seine Surfschule in Portugal kümmern. Wer sonst noch geht und bleibt, soll neu entschieden werden.