120 Aktive am Start des 23. Weihnachtscross der Harburger Radsport-Gemeinschaft um den Großen Preis von Radsport von Hacht

Harburg. Als die Elite-Fahrer nach dem Start das erste Mal wieder über die Ziellinie strampelten, ging ein Raunen durch die Zuschauerreihen in der winterlichen Haake. Nicht Johannes Sickmüller, der Titelverteidiger und große Favorit, lag nach der ersten Runde in Führung. Enno Quast, sein 19-jähriger Herausforderer und Stallgefährte vom Stevens Racing Team hatte beim Harburger Weihnachtscross die Führung übernommen. Bahnte sich da eine wirkliche Sensation an? Würde der aufkommende Jungstar den Altmeister vom Siegerpodest stoßen können? Momente der Spannung und Erwartungen.

Als aber das Spitzen-Duo die zweite Runde in dem tief verschneiten Wald beendete, war ein zufriedenes Lächeln im Gesicht des Führenden zu erkennen. Und der hieß Johannes Sickmüller und Enno Quast schien ein klein wenig gedemütigt zu sein. Der Eindruck aber täuschte. Der Zweikampf zwischen dem Alten und dem Jungen bestimmte den sportlichen Höhepunkt bei diesem 23. Preis der Sparkasse Harburg-Buxtehude und Radsport von Hacht.

Im tiefen Schnee an der Strecke mitten im Wald hatte ein älteres Ehepaar seinen Weihnachtsspaziergang unterbrochen. "Ist das nicht zu gefährlich, was die hier machen?", fragte die Frau. Noch bevor der Mann antworten konnte, kam einer der Radsportler, Konrad Michael Opitz vom Stevens Racing Team, der Frau auf allen Vieren im Schnee entgegen gerutscht. Die Frau schrie kurz auf. Der Fahrer sah verdutzt zu ihr hoch, dann schnappte er sich sein Rad, sprang auf den Sattel und schlenkerte den Steilhang hinunter.

Während der junge Opitz bemüht war, nicht noch einmal aus der tiefen Spur im Schnee geschleudert zu werden, machte unten, am Ende der Abfahrt, ein anderer Cross-Fahrer einen Purzelbaum. Aber auch er sprang sofort wieder auf seine Spezialmaschine und kämpfte weiter. "Es hat viele Ausrutscher bei diesen Bedingungen gegeben", fasste Cheforganisator Frank Plambeck von der Harburger Radsport-Gemeinschaft die Traditions-Veranstaltung zusammen. "Aber es hat keine schweren Stürze und keine ernsten Verletzung gegeben."

Dafür hatte der Winter den Gastgebern viel Arbeit gemacht. "Am Tag vor Heiligabend haben wir mit 19 Helfern hier sieben Stunden lang die Strecke präpariert und die gefährlichsten Ecken und Strecken von den Schneemassen befreit", zählte Frank Plambeck den Einsatz vor den eigentlichen Wettrennen auf. "An Heiligabend mussten wir noch mit Sägen anrücken, weil Waldarbeiter einen gefällten Baum mitten auf unserem Rundkurs hatten liegen lassen. Am ersten Weihnachtstag haben wir die Kurven und Steigungen aufgeharkt. Irgendwie kommt man da an die Grenzen der Belastbarkeit." Und dann hatten wegen der schlechten Verkehrsbedingungen die Radcrosser aus Sachsen und aus Hessen abgesagt. Von 170 gemeldeten Teilnehmern waren am zweiten Weihnachtstag 120 am Start.

Und am Ende gewann Johannes Sickmüller, der Profi vom Stevens Racing Team doch wieder den Preis der Sparkasse Harburg-Buxtehude. Enno Quast allerdings war ihm in der Stunde, die das Rennen dauerte, sozusagen immer am Hinterrad geblieben. Der Vorsprung des Siegers hatte nur 15 Sekunden betragen. Hinter Sickmüller und Quast war Stefan Danowski vom Hamburger Betriebssport als Dritter im Ziel, allerdings mit mehr als zwei Minuten Abstand. Die Harburger Fans hatten Tim Rieckmann angefeuert, der als Fünfter über die Ziellinie steuerte.

Felix, der zwei Jahre jüngere der Rieckmann-Brüder und amtierender deutscher Straßenmeister bei den Junioren, hatte den einzigen Sieg für die Harburger RG nach Haus gefahren. Als er aufs Siegertreppchen stieg, stand Susanne Plambeck daneben und hielt einen Becher Glühwein in der Hand. "Jetzt kann ich nicht mal applaudieren", stellte sie fest und hatte auch schon die Lösung. Sie steckte die Finger der freien rechten Hand in den Mund und pfiff ganz kräftig. Felix Rieckmann, der sich genau wie Jannick Geisler auf die Abiturprüfungen vorbereitet, glaubt fest daran, dass er seine Form zur deutschen Meisterschaft noch steigern kann. Die wird schon am 8. und 9. Januar in Lorsch/Odenwald ausgefahren. Jannick Geisler war erkältet zu Hause geblieben.

Das Rennen der Frauen dominierte Gesa Brückmann von der RSG Nordheide, die auch für das Stevens Crossteam startet. Die 20-Jährige allerdings hat in Göttingen ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin begonnen. "Ich gehe ins Fitness-Studio und trainiere zu Hause auf der Rolle", erzählte die Siegerin, "draußen mit dem Rad kann ich zur Zeit überhaupt nicht trainieren."