Die zweitägige Radtourenfahrt Heidestern des VfL Lüneburg über 310 Kilometer ist längst ein Klassiker

Lüneburg. Auf ein Neues beim Heidestern. So hieß das Motto der Teilnehmer am zweiten Tag der speziellen Radtourenfahrt (RTF) auf der Sportanlage des MTV Treubund Lüneburg an der Uelzener Straße. Und wenn man so kurz vor 9 Uhr schon Leben in die noch etwas verschlafene Stimmung bringen wollte, genügte ein einziges Hinweis: der Kniepenberg bei Hitzacker.

"Oh ha, das war schon was", war von allen Seiten zu hören, "die Steigung von 13 Prozent geht in die Beine." Das war ein Rückblick auf die erste Etappe der zweitägigen Radtourenfahrt. Jetzt rüsteten die 42 Frauen und Männer für die zweite Etappe der Heidestern-Tour. Noch einmal lagen 150 Kilometer vor ihnen. Ein gewaltiger Bogen über Radbruch, Brackel, Undeloh, Handeloh, Schneverdingen und über Bispingen zurück nach Lüneburg.

Dabei ist diese Zwei-Tages-Etappe über insgesamt 310 Kilometer längst ein Klassiker unter den Härteprüfungen für die RTF-Freaks aus dem ganzen Norden. Es war bereits das 28. Mal, dass die Radsportler des VfL Lüneburg zu ihrem Heidestern einluden. "Die letzten fünf Jahre fahren wir in etwa immer die gleiche Strecke", sagt Reinhold Pumpe, der Chef der 30 Mitglieder zählenden VfL-Radler. Er und Jörg Sündermann strampelten dabei an der Spitze vorne weg, als Streckenlotsen für die Gruppenfahrt an der Elbe entlang und durch die Heide. "Grundsätzlich müssen alle im Pulk zusammen bleiben", nennt Reinhold Pump die Bedingungen, "das ist von der Polizei so vorgeschrieben."

Abgesichert wurde die Gruppe vom Besenwagen. In dem haben einige der Teilnehmer ihre platten Reifen repariert. Der Wagen hat sie dann wieder an die Gruppe herangemacht. Als die Lüneburger vor 27 Jahren die erste Etappen-Tour organisierten, zählten sie zu den Pionieren einer Sportart, die längst zu einer Massenbewegung auf zwei Rädern angeschwollen ist.

Über viele Jahre hinweg war Inga Stellamanns oft allein unter all den Männern, die auch bei Tourenfahrten jede Gelegenheit nutzen, um sich zu kurzen Zweikämpfen heraus zu fordern. "Es ist 21 Jahre her, da habe ich im Urlaub an einer organisierten Radtour durch die Schwäbische Alp teilgenommen", erzählt die gelernte Feinmechanikerin, die heute in der Einzelanfertigung von Hörgeräten tätig ist. "Wenn sich die VfL-Rennradfahrer dienstags und donnerstags zum gemeinsamen Training treffen, bin ich meist dabei. Und wenn ich Glück habe, finde ich auch noch Zeit für die dritte Trainingsfahrt in der Woche."

Ist es denn wirklich Glück, nach Feierabend 100 oder auch 120 Kilometer zu strampeln? "Auf jeden Fall", kommt die Antwort spontan. "Ich muss mich den ganzen Tag in meinem Beruf konzentrieren, winzige Teile zusammen setzten. Da freue ich mich, wenn ich mit dem Rad raus kann, meinen Körper spüre, das Tempo, den Wind im Gesicht und natürlich auch die Landschaft. Aber wir alle müssen doch aufs Rad, wir sind doch alle süchtig." Den letzten Satz begleitet Inga Stellamanns mit einem Lachen.

Wolfgang Bengsch, der 54-Jährige aus Neetze, hat sich noch nicht völlig mit der Pedal-Leidenschaft infiziert. "Für mich ist das hier das erste Mal, dass ich an einer so langen Ausfahrt teilnehme", erzählt der Mann, der in der Justizvollzugsanstalt Lüneburg eine Schlüsselposition inne hat. "Vor allem so eng in der Gruppe fahren, ich muss mich da noch voll konzentrieren. Wenn du da hinten bei einer Ampel den Anschluss verpasst und dich wieder ran kämpfen willst, musst du schon 40 km/h und schneller treten. Und dabei bis du dann nur zehn oder auch nur fünf Zentimeter vom nächsten Hinterrad weg. Mich hat das manchmal schon ein bisschen nervös gemacht."

Für Tobias Heine von der Harburger Radsport-Gemeinschaft sind 310 Kilometer in zwei Tagen ohnehin eher lockeres Training. Der Student der Betriebswirtschaft hat gerade die Semesterferien richtig genutzt. "Im August bin ich rund 7500 Kilometer gestrampelt", sagt er kurz und schwingt sich dann in den Sattel. Die Harburger waren mit sieben Aktiven beim Heidestern dabei. "Das alles war hervorragend organisiert, wirklich eine Superveranstaltung", so das Schlusswort von Vater Dietmar Heine, dem radelnden Vorsitzenden der HRG, "allen hat das unheimlich Spaß gebracht."