Allein zwölf der 30 Titel bei den Hamburger Meisterschaften im Ju-Jutsu gehen an den TuS Finkenwerder.

Finkenwerder. Den ersten Höhepunkt der Saison haben Finkenwerders Kämpfer in weiß gemeistert - locker und erfolgreich. Sie selbst organisierten in der Halle des Gymnasiums die Hamburger Meisterschaften im Ju-Jutsu. Und sie behielten von den 30 Titeln, die in den unterschiedlichen Gewichts- und Altersklassen vergeben wurde, gleich zwölf für sich. An den Titelkämpfen hatten 90 Sportler aus elf Hamburger Vereinen teilgenommen.

Auch norddeutsche Meisterschaften im Mai sind in Finkenwerder

Am 12. Mai organisieren sie, ebenfalls am Norderschulweg, die norddeutschen Meisterschaften. Spätestens dann wird es auch für den 18-jährigen Pfiffikus Sergej Balbuzki und Pascal Schadt, den 20-jährigen Beamten aus Deutsch Evern ernst. Da müssen sich die beiden "Stars" jedenfalls mehr anstrengen. Auf Hamburger Ebene hatten beide, Pascal in der Gewichtsklasse bis 69 Kilo und Sergej bis 55 Kilo, jeweils ihre drei Kämpfe vorzeitig entschieden. Das hatten Trainer Claus Bergmann und alle Ju-Jutsu-Freunde auf der Insel auch nicht anders erwartet.

Schadt, der ein Neffe des Trainers ist und in Finkenwerder heranwuchs, ist schließlich deutscher U21-Meister. Balbuzki wiederum erkämpfte sich im November in Belgien Bronze bei der U18-WM. Auch er muss, wie Pascal, das Training steigern. Mit Lehrmeister Bergmann reist er im Mai nach Genua zur EM. Hier tritt der Junge das erste Mal in der höheren U21-Klasse an.

Bei den Landesmeisterschaften nicht dabei ist die dritte Spitzenkraft, die für TuS höchste Ehren erkämpfte. Vor vier Jahren als Jugendliche brachte Svenja Kasichke sogar die Weltmeisterkrone mit. Inzwischen studiert die 21-Jährige in Bergedorf und fehlte wegen einer Verletzung. Das Finkenwerder die Hochburg des Ju-Jutsu in Hamburg ist, dafür legte einst der Polizeibeamte Jürgen Heinemann den Grundstein. Sein erfolgreichster Schüler Claus Bergmann baute die Sparte aus.

Ju-Jutsu hat seine Wurzeln in asiatischen Kampfsportarten, ist in Deutschland neu zusammengestellt worden. Grundidee: Aus Karate und Judo wurden die Elemente ausgewählt, mit denen sich jedermann bei einem Angriff verteidigen kann. Welche Waffe der Angreifer auch verwendet, beim Ju-Jutsu lernt man Gegenmaßnahmen. Entwickelt und gelernt wurden diese Techniken zuerst bei der Polizei. Es waren Polizisten wie Jürgen Heinemann in Finkenwerder, und auch Michael Richter bei der HNT, die Ju-Jutsu in den Sportvereinen verankerten.

Der Finalkampf von 1996 hat Spuren bei Claus Bergmann hinterlassen

Bergmann war 16 Jahre alt, als er beim TuS erste Würgegriffe und gezielte Fauststöße lernte. Und Heinemann, damals auch Landestrainer, führte den kleinen, flinken und kampfstarken Burschen in die Nationalmannschaft und zur nationalen Spitze. Fünfmal war Bergmann deutscher Meister, einmal EM-Dritter. Seinen letzten nationalen Titel griff sich der Junge aus Finkenwerder 1996 in Cuxhaven. Aber dieser Finalkampf hat Spuren in seinem Körper hinterlassen. "Ich hatte meinen Gegner auf die Matte geworfen", erzählt der inzwischen 42-Jährige. "Dabei bin ich so auf den Kopf gefallen, dass ich mir einen Wirbel brach. Ich hatte gewonnen, war deutscher Meister und taumelte, weil ich Gleichgewichtsstörungen hatte. Im Krankenhaus hat man festgestellt, welches Glück ich hatte, dass ich nicht querschnittsgelähmt war. Aus der Leiste wurde ein Stück Knochen genommen und damit der zerbrochene Wirbel gefestigt. Die kleine Stahlplatte und die vier Schrauben bleiben in meinem Körper. Inzwischen könnte ich allerdings längst wieder kämpfen."

Aber Bergmann hat als Lehrmeister - gerade wurde er mit dem Rot-Weiß-Gürtel zum Großmeister ernannt - diesem Sport in Finkenwerder und auch als Landestrainer in Hamburg zu Erfolg verholfen. "Wir haben steigende Mitgliederzahlen", betont er. "Als ich beim TuS anfing, waren wir 15 Leute. Heute hat unsere Sparte 120 Mitglieder, wovon die Hälfte aktive Kämpfer sind."

Und erfolgreiche. Neben Balbuzki und Schadt wurden für Finkenwerder noch Hamburger Meister: Azra Günes, Altersklasse U10, Vivien Wehrenberg (U12), der kleine Balbuzki-Bruder Alex, Henrik Schwarzkopf, Timo Steinbock, Elif und Ece Coskun (alle U15); Patrick, der jüngere Bruder von Pascal Schadt, Ole Witt und Joss Feindt (alle U18).