Spektakuläre Aufholjagd von Zweitligist SGH Rosengarten-Buchholz gegen Borussia Dortmund wird nicht belohnt

Buchholz. Wenn Trainer Martin Hug einen Sprint hinlegt, wie man ihn lange nicht gesehen hat, Ex-Nationalspielerin Melanie Schliecker noch nach dem Schlusspfiff all ihre Schlitzohrigkeit in die Waagschale wirft und es 450 Fans in der Nordheidehalle von den Sitzen reißt, kann es sich nur um ein Heimspiel der Zweitliga-Handballerinnen der SGH Rosengarten-Buchholz handeln. Blöd nur, dass aller Kampfgeist und alle Begeisterung nicht mit Punkten belohnt werden und am Ende die Gäste von Borussia Dortmund im Kreis hüpfen und lauthals "Auswärtssieg" skandieren. Mit 35:34 (18:12) haben die Westfalen im dritten Anlauf in dieser Saison zum ersten Mal das bessere Ende für sich.

Eine Dreiviertelstunde hatte es nicht danach ausgesehen, als könnte sich die Partie noch einmal dramatisch zuspitzen. Wie schon zwei Wochen zuvor bei der Heimniederlage gegen Spitzenreiter Metzingen offenbarte Rosengarten im Angriffsspiel Defizite. Viel zu selten wurden die Spielzüge aus dem sicheren Durchspielen heraus eingeleitet. Die angestrebten schnellen Ballstafetten hatten stets den Anschein von Hektik. Erfreulich zumindest, dass Spielmacherin Julia Harms erstmals nach ihrem Muskelfaserriss für einige Minuten zum Einsatz kam. Die gewohnt ordnende Hand konnte sie naturgemäß noch nicht wieder sein.

Diesmal offenbarten die Gastgeberinnen auch im Deckungsverbund Nachlässigkeiten, die von Borussias Rückraumschützen Svenja Spriestersbach (11/3 Tore) und Dagmara Kowalska (10/1) konsequent bestraft wurden. Da konnte auch die gute SGH-Torhüterin Anna Szymanska wenig am klaren Rückstand ändern. Spätestens nachdem die Gäste ihre 18:12-Pausenführung auf 21:13 (33.) und 24:15 (35.) ausgebaut hatte, rauschten die Quoten auf einen Heimsieg in den Keller.

Ungebrochen bleibt der Kampfgeist der Rosengarten-Mädels. Den Startschuss zur Aufholjagd scheint der Zusammenprall von Natascha Kotenko mit BVB-Torhüterin Hellen Trodler zu bilden. Zwischen der 46. und 51. Minute verkürzt Rosengarten von 24:30 auf 29:30, kommt auch nach dem 30:33 wieder auf 33:34 (58.) heran. Allein der Ausgleich will nicht gelingen. Spektakulär dann die letzten 20 Sekunden beim Stande von 34:35. Die sich steigernde SGH-Torhüterin Turid Arndt pariert einen Wurf und will mittels langem Abwurf einen Konter einleiten, der von der BVB-Defensive abgefangen wird. Der Dortmunder Gegenkonter bringt noch nicht die Entscheidung. Der Ball knallt an die Latte, von dort an die Hallendecke - Einwurf für Rosengarten.

Martin Hug sprintet mit der grünen Karte zum Zeitnehmertisch, nimmt sieben Sekunden vor dem Ende die Auszeit. Der angesagte Spielzug über Kreisläuferin Marcella Deen wird von Dortmund auf Kosten eines Freiwurfs gebremst. Die Zeit ist abgelaufen. Melanie Schliecker lässt ein Spielerinnenknäuel bilden, will der Abwehr die Sicht auf den ultimativen Wurf nehmen. Doch gerade dies ist seit einigen Jahren verboten, die Schiedsrichter lassen sich nicht aufs Glatteis führen. Pia Hildebrand steht also allein der Mauer gegenüber, ihr Wurf bleibt hängen. Das Spiel ist aus, Dortmund jubelt, Rosengarten trauert.

Die Tore: Pia Hildebrand (11, davon neun Siebenmeter), Marcella Deen, Janna Wode (beide 4), Sanne Hoekstra, Natascha Kotenko, Rachel Wilhelm (alle 3), Melanie Schliecker, Kaja Schmäschke (beide 2), Martina Bauer, Suelin Demir (beide 1)