Unerwarteter Andrang beim Cyclocross-Cup um den Gesamtsieg der RSG Nordheide in Buchholz. Crossfahren wird wieder populärer.

Buchholz. Der Ausklang der Radcross-Saison in Buchholz war für so manche der leidenschaftlichen Sportler auch ein Neubeginn. Die Radsportgemeinschaft Nordheide wurde beim letzten Rennen um den Gesamtsieg im Stevens-Cyclocross-Cup von Hobbyfahrern regelrecht überrollt. Das sind Freizeitfahrer ohne Lizenz. Allerdings zu behaupten, die würden nur zum Spaß durch die Wälder strampeln, ist eine Untertreibung. Jeder, der sie auf dem Schützenplatz in Buchholz und der angrenzenden Waldstrecke kämpfen sah, spürte hautnah, mit welchem Ehrgeiz die Hobbyfahrer bei der Sache sind.

Einer von ihnen ist Arvid Becker, 16, Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums in Buchholz und seit gut drei Jahren aktives Mitglied der RSG Nordheide. "Das war meine erste Cross-Saison", erzählt der Junge aus Holm-Seppensen, "vorher bin ich nur Mountainbike gefahren." Aber Cross mache mehr Spaß. "Die Räder sind nicht so gefedert und das Tempo ist viel höher", sagt er, "ich werde in der nächsten Saison als Lizenz-Fahrer an den Start gehen."

Bei seinem letzten Rennen als Hobbyfahrer in der U18-Klasse hatte Arvid Becker es wieder mit Ole Warncke zu tun, seinem Dauerrivalen. Zweimal hatte er ihn vorher besiegt. Auf seiner Heimstrecke vor den eigenen Freunden und Verwandten war er sofort auf Angriff gefahren, hatte sich auch einen klaren Vorsprung vor dem Jungen von der Gesamtschule Stellingen erkämpft. "Und dann verliere ich in der dritten Runde einen Bremsbelag", ärgert sich Arvid Becker noch immer, "weil ich nicht mehr bremsen konnte, musste ich vorsichtig fahren. In der Wechselzone hat mir Trainer Clemens Sietas sein Rad gegeben." In der Aufholjagd kämpfte sich der Neuling im Querfeldeinsport auf den zweiten Platz vor. Für Ole Warncke wiederum, der mit neun weiteren Schulfreunden in Buchholz bei diesem Hobbyrennen teilnahm, wurde es der sechste Sieg in der Serie um den Stevens-Cup. Da war natürlich auch der Gesamtsieg. Dauergegner Arvid Becker wurde in der Gesamtwertung Zweiter.

Die Hobby-Fahrer über 18 Jahre und die Senioren ohne Lizenz sollten eigentlich in einem Rennen starten. "Aber aus ganz Norddeutschland waren Aktive angereist, wir sind richtig überrannt worden", sagt Lorraine Schröder, die Vorsitzende der RSG Nordheide, "wir mussten aus Sicherheitsgründen die Senioren in einem eigenen Rennen auf die drei Kilometer lange Strecke schicken."

Radcross ist aber nicht ganz ungefährlich, selbst für Routiniers. Wie Lars Erdmann, der als Senior seit vielen Jahren zur Elite der Lizenzfahrer in Deutschland zählt. In Buchholz war er von der Strecke auf dem Schützenplatz in den Wald geschossen. Als er spürte, dass er mit zu forschem Tempo in die Senke steuerte, war es auch schon zu spät. Er flog kopfüber in die Landschaft. Die herbei geeilten Sanitäter wehrte Lars Erdmann ab. Er ging zu Fuß rüber ins nahe Krankenhaus. Die Röntgenaufnahmen zeigten den Bruch des Schulterblatts. Stefan Danowski, ein weiterer deutscher Spitzenfahrer bei den Senioren mit viel Erfahrung und noch mehr Humor, schildert seinen Unfall im Internet so: "Ich wollte den Jungen mal so richtig zeigen, wie rasant man im Wald eine Kurve nehmen kann." Die tiefe Schürf- und Schnittwunde am Oberschenkel hinderte den Draufgänger aber nicht, in Buchholz den Sieg nach Hause zu fahren. Dabei wies Stefan Danowski, der für Bergamont fährt, Lokalmatador Armin Raible auf Rang zwei.

Der frühere Radprofi von Blau-Weiss Buchholz trainiert inzwischen den gesamten Buchholzer Cross-Nachwuchs. Blau-Weiss und die RSG Nordheide haben, was die Nachwuchsförderung betrifft, vor einem Jahr wieder zusammen gefunden. Es ist zwölf Jahre her, als sich die Mountainbiker von Blau-Weiss trennten und die Radsportgemeinschaft Nordheide gründeten.

Ihr erfolgreichster Junge ist Luis Bodo Pechtl, der in der U19 in der Gesamtwertung den Stevens-Cup gewann. Beim letzten Rennen auf seiner Strecke wurde er Zweiter, hinter Max Lindenau aus dem Stevens-Team. Dessen jüngerer Bruder Paul startete auf dem Schützenplatz im Trikot des deutschen Meisters in der U17. Paul Lindenau siegte auch bei diesem Saisonausklang. Auch Lisa Müller-Ott aus dem Stevens-Team gewann in Buchholz ihr letztes Rennen und den Gesamt-Cup bei den Frauen.