Trainer Gerd Bruns vom Oberligaklub LSK Hansa zieht eine Zwischenbilanz und wagt eine Prognose für die Rückrunde 2012

Lüneburg. Nach einer enttäuschenden Hinrunde ist die Saison für die Oberliga-Fußballer des Lüneburger SK Hansa mit dem 13. Tabellenplatz so gut wie gelaufen. LSK-Trainer Gerd Bruns, 58, stand Rede und Antwort.

Hamburger Abendblatt:

Wie haben Sie Ihre Zeit in der Winterpause verbracht?

Gerd Bruns:

Auf Hiddensee. Dorthin fahre ich seit 20 Jahren. Es reizt mich, allein zu sein, auf der Insel zu wandern und keinen Menschen zu sehen. Ich mache dort nur in der ruhigen Zeit Urlaub - auch im Sommer. Die Einsamkeit auf Hiddensee ist ein schöner Kontrast zur Arbeit und zum Fußball.

Sind Sie ein Einzelgänger?

Bruns:

Ich kann auch gesellig sein bei gegebenem Anlass - zuletzt auf der Hochzeit meiner Tochter.

Die Lüneburger kennen Sie als Trainer. Was machen Sie hauptberuflich?

Bruns:

Ich bin Geschäftsführer des Verkehrverbundes Heidekreis, eines Zusammenschlusses von zwölf verschieden Unternehmen. In dieser Funktion bin ich mein eigener Herr, sozusagen freier Bauer auf freier Scholle.

Wie viel Zeit widmen Sie dem Fußball?

Bruns:

Rund 20 Stunden pro Woche für Training, Fahrten und Vorbereitung.

Was reizt Sie am Fußball?

Bruns:

Das Zusammensein mit anderen Sportlern. Außerdem gibt es im Fußball immer wieder eine neue Chance nach Niederlagen. Montags bereitet man sich auf den nächsten Wettkampf vor, man ist ständig in Bewegung - körperlich und geistig, In diesem Sport gibt es keine Automatismen. Am Spiel selbst reizen Athletik, Tempo, das Emotionale.

Sprechen wir über die Oberliga: Sind Sie vor der Hinrunde enttäuscht?

Bruns:

Was den Tabellenstand betrifft schon. Wir haben uns nach der Hinserie mit den Verantwortlichen zusammengesetzt und die Fehler analysiert. Wir sind nicht so arrogant und sagen: Wir haben alles richtig gemacht.

Was haben Sie falsch gemacht?

Bruns:

Ich will keine persönliche Kritik üben, aber, ich habe zu sehr auf andere Leuten gehört, zu viele Meinungen eingeholt, mir reinreden lassen. Das habe ich abgestellt. Seitdem läuft es.

Sie haben jetzt freie Hand?

Bruns:

Das ist ein Prozess. Es gab keinen Streit im Team. Aber der Spruch stimmt: Zu viele Köche verderben den Brei. Jetzt habe ich den Hut auf und werde in der Rückserie nur noch nach Leistung aufstellen.

Was kann der LSK noch erreichen?

Bruns:

Ein einstelliger Platz ist immer noch möglich. Wir werden besser als in Hinserie abschneiden.

Die Saison ist für den LSK doch gelaufen: Ab- und Aufstieg sind unmöglich. Da kann man doch experimentieren.

Bruns:

So einfach ist das nicht. Die A-Jugendlichen sind fast alle jüngerer Jahrgang, dürfen noch nicht bei den Männern spielen. Wir probieren Varianten, spielen mal mit zwei Stürmern, mal mit einem. Wir sind in der guten Situation, dass die Spieler verschiedene Positionen besetzen können.

Ihr Co-Trainer hat als Fernziel die Regionalliga ausgegeben. Sie auch?

Bruns:

Ich denke kurzfristiger. Die meisten Spieler haben Zweijahresverträge. Wenn Nordhorn und Emden absteigen, Bückeburg und die anderen Teams von unten drin bleiben und fünf Landesligisten aufsteigen, dann ist es einfacher, schon in einem oder zwei Jahren über einen Aufstieg nachzudenken.

Hat der Lüneburger SK, das Potenzial aufzusteigen?

Bruns:

Wenn wir uns weiter entwickeln - ja. Wir müssen aber konstanter werden. Mit einer geschlossenen Mannschaft kann man viele Ziele erreichen.

Sehen Sie in Lüneburg ein ähnliches Potenzial wie in Meppen, wo mehr als 10 000 Zuschauer zu den Topspielen kommen?

Bruns:

Der LSK hatte damals in der 3. Liga mit Ach und Krach gegen Braunschweig und Union Berlin 3000 bis 4000 im Stadion. Hier scheint das Interesse am Fußball nicht so hoch zu sein wie weiter im Westen - egal, wo wir in der Tabelle stehen. In Oldenburg, Cloppenburg oder Nordhorn ist zudem die Wirtschaft stärker engagiert. Manche Stadien sind fast zweitligatauglich, die Etats überhaupt nicht zu vergleichen.

Wäre ein Großverein die Lösung?

Bruns:

Ich möchte mit einem Zitat von Helmut Schmidt antworten: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. Nehmen wir den Großraum Lüneburg mit den drei großen Lüneburger Klubs inklusive Uelzen und stellt ein Team aus den besten 20 Spielern zusammen, sage ich, das ist nicht regionalligatauglich. Wer widerspricht, soll sich bei mir melden.

Aber Sie wollen mit dem aktuellen LSK-Team bald aufsteigen...

Bruns:

Der LSK mit ein paar neuen Leuten und dem aktuellen Stamm könnte das schaffen.

Erstaunlicherweise hört man nichts mehr von Zahlungsschwierigkeiten.

Bruns:

Es gibt keine. Es wird auch nichts unter der Decke gehalten, es ist wirklich so. Das ist ein Verdienst der neuen Leute im Marketing.